0917 - Laertes' Grab
sich diese Stimme nur eingebildet hatte. Bestimmt war sie in seinem eigenen Bewusstsein entstanden, das ihn narren wollte.
»Ich werde kommen, warte nur ab…« Zamorra war sich kaum bewusst, dass er laut gesprochen hatte. Die Zeit war reif, dieses Rätsel anzugehen. Doch jetzt musste er sich um Rola DiBurn kümmern.
Der Transit durch die Regenbogenblumen verlief unkompliziert und sicher. Dennoch nahm Zamorra das alles kaum wahr, denn in Gedanken war er bei dem Gespräch mit Artimus. Rola hatte geäußert, dass sie fremde Gedanken und Erinnerungen in ihrem Kopf spürte. Zumindest hatte van Zant das so ausgedrückt.
Zamorra war nicht sicher, dass dies wirklich so stimmte. Vielleicht war es ganz einfach Rolas Nervenkostüm, das die Entwicklung an der sie teilgehabt hatte, so nicht verarbeiten konnte. Zamorra hätte dafür großes Verständnis aufgebracht, doch es gab natürlich noch die andere Variante - was, wenn es einem der Herrscher gelungen war, sich in Rolas Kopf einzunisten ? Der Franzose hatte keinen Schimmer, ob die Fähigkeit dazu bei den Herrschern überhaupt vorhanden war. Im Grunde hatten sie nur sehr wenig über die Erben der schwarzen Flammen in Erfahrung gebracht.
Eine gute Stunde später stand Zamorra seinem Freund Artimus van Zant gegenüber. Die Begrüßung fiel herzlich aus, auch wenn Zamorra es nach wie vor noch immer nicht für sich akzeptiert hatte, dass Artimus sich aus dem Team verabschiedet hatte.
Die Herrscher hatten ihn noch einmal gezwungen, seine Pflichten als Krieger der weißen Stadt Armakath zu erfüllen, doch nun sah der Südstaatler seine Bestimmung hier - bei no tears , dem Trust, der sich um die Kinder kümmerte, die zuvor nur Gewalt und Willkür der Erwachsenen erlebt hatten. Zamorra hielt die Arbeit, die Artimus und der Rest der no-tears -Mannschaft hier erledigten, für großartig. Überhaupt keine Frage!
Doch für den Rest seines Lebens hinter einem Schreibtisch zu sitzen, Akten anzulegen, Kontakte zu knüpfen und Rechnungen zu begleichen… nein, das passte doch nicht zu van Zant. Dennoch ließ der Physiker sich nicht umstimmen. Selbst bei Tendyke Industries stand er nur noch beratend zur Verfügung, was ihm noch immer ein hübsches Honorar einbrachte, denn Robert Tendyke war alles andere als ein geiziger Chef.
Zamorra sah dem Freund in die Augen - er entdeckte dort Sorge und Kummer. Artimus liebte Rola DiBurn sehr, das war Zamorra schon lange klar geworden. Es musste den Südstaatler sehr schmerzen, dass es seiner Gefährtin nun so schlecht ging.
»Wo ist Nicole? Hast du sie nicht mitgebracht?«
Diese eher beiläufig gestellte Frage van Zants versetzte Zamorra einen Stich mitten ins Herz. Nein, Nicole hatte keinerlei Interesse gezeigt, ihn zu begleiten.
Nicole… die Unstimmigkeiten, die in der letzten Zeit zwischen ihnen aufgetreten waren, ließen sich nicht bestreiten - und erst recht nicht schönreden. Zamorra hätte das gerne aus der Welt geschafft, doch er wusste nicht, wie er es angehen sollte. Er fühlte sich hilflos wie ein Backfisch, der den ersten Streit mit seiner Geliebten erleben musste.
Vieles war geschehen - Merlins Tod und die Folgen… die Machtverschiebungen in der Hölle, das Ende der Gefahr, die von den weißen Städten ausgegangen war. Vielleicht war einfach zu viel passiert? Vielleicht hätten sie alle eine Auszeit gebraucht, die man ihnen aber nicht gewährte.
Zamorra wandte sich von Artimus ab, denn in diesem Augenblick betrat Rola das Zimmer. Der Professor erschrak, als er sie sah. Das sonst so fröhliche und echte Lächeln war jetzt nur noch eine misslungene Kopie, Rolas Gesicht hatte seine frische Färbung verloren und ihre Augen blickten Zamorra stumpf entgegen.
Als sie einander umarmten konnte der Franzose deutlich spüren, dass sie dramatisch an Körperumfang verloren hatte - Rolas Figur war stets das gewesen, was man mit perfekt proportioniert umschreiben konnte, sie war klein, doch ihre Ausstrahlung hatte sie immer wie eine Riesin wirken lassen. Nichts davon war nun noch geblieben.
Die drei zogen sich rasch in die privaten Räume zurück, die Artimus und Rola hier bewohnten. Die junge Frau begann mit schleppender Stimme zu berichten, doch im Grunde sagte sie nur das, was van Zant Zamorra bereits am Telefon erzählt hatte.
»Direkt nach der Entscheidung vor der Kuppel der Herrscher begann es. Im Grunde war es zunächst nur so ein Druck im Kopf, den ich einfach ignoriert habe. Doch als ich dann alleine zurück nach no tears kam,
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