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0919 - Bücher des Grauens

0919 - Bücher des Grauens

Titel: 0919 - Bücher des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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gehofft hatte. Er packte ihn an den Armen und hielt den Professor mit einer Stärke fest, die Zamorra diesen schmächtigen Wesen gar nicht zugetraut hätte. Eisern hielt ihn der Tiermensch umklammert, bog seine Arme zurück. Zamorra wand sich vergeblich im Griff der eiskalten Klauen, trat nach hinten aus, doch das Wesen ließ nicht locker. Und sein Partner mit dem breiten Grinsen machte einen Schritt auf Zamorra zu. Spitze Krallen näherten sich dem Oberkörper des Menschen.
    Und William schlug zu.
    Im Eifer des Gefechtes hatte Zamorra den Butler aus den Augen verloren und angenommen, er sei selbst mit seinen beiden Fischmenschen beschäftigt. Doch offensichtlich war William mehr Kampfesglück beschieden gewesen.
    »Raah!« Der Butler holte abermals aus und ließ den Schürhaken erneut auf den Schädel des Angreifers niederfahren. Kaum war dieser zu Boden gegangen, drehte sich William um und wandte sich dem anderen zu, der Zamorra noch immer umklammert hielt. Sofort lockerte sich der Griff des Wesens.
    Der Meister des Übersinnlichen riss sich los, drehte sich um - und der Eindringling verschwand! Es war, wie William es beschrieben hatte: Binnen eines einzigen Augenblicks löste sich der Fischmensch in Luft auf, als habe es ihn nie gegeben. Einzig seine drei ohnmächtigen Gefährten blieben am Boden liegend zurück.
    »Danke«, keuchte Zamorra und nickte dem Butler zu.
    »Keine Ursache, Monsieur. Und jetzt lassen Sie uns zum Computerraum eilen. Ich habe so das Gefühl, dass uns ansonsten noch weitere derartige Attacken bevorstehen könnten.«
    Den Rest des Weges legten sie ungehindert zurück, und obwohl sie sich stets nach allen Seiten umblickten und äußerst leise bewegten, begegneten sie keinem weiteren der Eindringlinge und auch sonst keinem Lebewesen. Erst als sie um die Ecke des Flures bogen, der zum Computerraum des Châteaus führte, sahen sie abermals etwas Unglaubliches.
    »Was in Gottes Namen…«, murmelte William und ließ den Schürhaken sinken.
    Wenige Schritte vor der Tür des Zimmers, das sie zu erreichen suchten, wand sich ein etwa meterdicker Strahl aus gleißendem Licht durch die Luft, drehte und bog sich wie ein überdimensionierter Wurm. Er schoss rechts aus der Wand, zog sich einmal quer durch den Gang und verschwand auf der linken Seite in der Mauer, als wäre das selbstverständlich. Der Kern dieses Gebildes befand sich etwa auf halber Höhe zwischen Fußboden und Decke, doch gingen unzählige blitzartige Lichtfäden von ihm ab, zuckten unkontrolliert durch den Flur und machten es sichtlich unmöglich, sich an dem unfassbaren Anblick vorbei zu schleichen.
    Ein konstantes Zischen ging von dem Strahl aus und ließ Zamorra an elektrische Entladungen denken. Die Luft roch verbrannt.
    ***
    Ruckartig wich Zamorra aus, als einer der dünnen Ausläufer des Strahls in seine Richtung zuckte. Mit einem leisen Zischen prallte der Blitz gegen die Wand des Flures.
    »Zurück, William. Wir können uns dem Gebilde nicht weiter nähern, ohne Gefahr zu laufen, selbst getroffen zu werden.«
    Der Butler befolgte den Rat. Ungläubig blickte er nach vorn. »Können Sie mir sagen, was das ist? Ein dicker Blitz, der mitten im Château schwebt?«
    »Keine Ahnung«, bekannte Zamorra. »Aber ich wette, wir sollten einen Bogen um ihn machen.« Der sich stetig windende Strahl war wie eine längliche Sonne und verbreitete eine immense Helligkeit. Er schien aus purer, ungebändigter Energie zu bestehen und war so hell, dass der Professor nicht lange in ihn hineinsehen konnte, ohne Gefahr zu laufen, seine Augen dauerhaft zu schädigen. »Ich habe keine Lust herauszufinden, was passiert, wenn man ihn oder seine Blitze berührt.«
    William grunzte. »Vermutlich wird man gegrillt, wenn Sie mir diesen saloppen Ausdruck verzeihen. Monsieur, was machen Sie da ?«
    Die letzten Worte waren schon fast ein Schrei gewesen, und Zamorra konnte ihn William nicht verdenken. Mit dem Rücken zur Wand schlich sich der Meister des Übersinnlichen näher an das gleißend helle Gebilde heran, trotz seiner vorherigen Warnung. »Ich will etwas herausfinden«, antwortete er gepresst und bemühte sich, die blitzartigen Ableger des Strahls im Auge zu behalten. »Irgendwo muss dieses Ding ja herkommen…«
    Unter Williams sorgenvollen Blicken kam Zamorra bis auf wenige Meter an den meterdicken Strahl heran und wagte einen Blick auf die Stelle, an der dieser aus der Wand geschossen kam. Was er sah, entsprach ganz und gar nicht seinen

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