0919 - Bücher des Grauens
Ausrüstung des Châteaus gehörte, eigentlich gut aus. Dennoch verblüffte es sie immer wieder, wie flink und geschult William mit den Geräten umzugehen wusste.
Die drei Menschen hatten kaum am Tisch des Computerraumes Platz genommen, als die Finger des Butlers auch schon über die Tastatur seiner Arbeitsstation flogen. In Momenten wie diesem schien William zu einem Androiden zu mutieren, so selbstverständlich und mit solcher Schnelligkeit beherrschte er die Kniffe und Tricks der hausinternen Rechneranlage, deren Zentralkern sich in einem magisch gesicherten Raum in den weitläufigen Kellergewölben des Châteaus befand. Während er einen Befehl nach dem anderen eingab, sah William aus, als habe er die Welt um sich vergessen. Geballte Konzentration.
Binnen Sekunden erschienen Tabellen und Datenanzeigen auf den Monitoren, die Nicole noch nie gesehen hatte und die zu interpretieren ihr sicherlich einiges an Zeit und Fantasie abgerungen hätte. Doch ihre Begleiter nahmen ihr diese Mühe ab.
»Der Status des Schutzschildes?« Zamorras Stimme klang seltsam fragend, stellte Nicole zufrieden fest, als wisse er die Anzeigen selbst nicht genau zu deuten.
William nickte gedankenverloren. »In diesen schematischen Darstellungen kann ich erste Rückschlüsse auf den magischen Schild ziehen…«
»Warum besteht dazu überhaupt Bedarf?«, warf Nici ein. »Immerhin existiert die Schutzkuppel seit Jahrzehnten. Die Bannzeichen und Symbole, die mit magischer Kreide entlang der Grundstücksgrenze gezeichnet sind, werden regelmäßig erneuert und sollten - von Nervensägen wie Fu Long und Asmodis abgesehen - jeden magisch motivierten Eindringling abwehren.«
»Was sie auch taten«, bestätigte Zamorra. »Bis heute.«
William strich sich durchs Haar. Er wirkte ratlos, fand Nicole. »Vergeben Sie mir, Madame und Monsieur«, sagte er leise, »aber ich stehe vor einem Rätsel. Was ich hier sehe, kann nicht sein.«
»Genauso wenig wie das, was gerade vor dieser Tür passiert?«, fragte Zamorra und deutete auf den geschlossenen Eingang zum Computerraum. »Spucken Sie's einfach aus, William. Was ist los?«
»Es ist…« Er zögerte, als schüttele er sich innerlich aufgrund dessen, was er als Nächstes sagen wollte. »Ich kann es nicht anders ausdrücken: Es ist, als habe der magische Bann um das Château Montagne nie existiert!«
Zamorra runzelte die Stirn. »Das kann nicht sein.«
Hat er doch gerade gesagt , dachte Nicole halb amüsiert und beugte sich näher zu den Monitoren. »Wurde er vielleicht aufgehoben?«, fragte sie. »Oder hat ein unerwartetes Unwetter die Kreidezeichen verwischt?« Sie wusste selbst, wie unwahrscheinlich das war, aber sollte man nicht immer erst alle Alternativen durchdenken, bevor man sich für eine Theorie entschied?
Der Butler schüttelte den Kopf. »Unmöglich, für derartige Fälle sind wir gewappnet. Seit Jahrzehnten schon. Und hier scheint auch keine Aufhebung vorzuliegen, kein Gegenzauber oder ein anderer magischer Trick. Wie ich sagte: Der Schutzbann, an den wir uns alle drei so gut erinnern, hat nach diesen Angaben nie existiert.«
Stille kehrte in den Raum ein, während Nicole und ihre beiden Begleiter über die Bedeutung dieser Worte nachzudenken versuchten. Einzig das leise Summen der Rechner war noch zu hören, sowie das Zischen des rätselhaften Lichtstrahls, der noch immer jenseits der geschlossenen Tür zu wüten schien. Ein Strahl, den es nach allen Gesetzen der Logik dort nicht geben durfte .
Was William gesagt hatte, war unmöglich, und doch bewiesen die Auskünfte des Computers das Gegenteil. Natürlich bedurfte die Theorie einer Überprüfung vor Ort - richtig sicher sein konnten sie sich erst, wenn sie mit eigenen Augen gesehen hatten, dass die Kreidesymbole verschwunden waren. Aber dennoch… Château Montagne schien ungeschützt zu sein. Und wenn das zutraf, standen seine Tore weit offen, sozusagen. Jede Ausgeburt der Hölle, jeder Dämon und jeder Widersacher aus einer anderen Welt, Dimension oder Existenzebene, dem Nicole und Zamorra in all den Jahren ihrer gemeinsamen Abenteuer auf die Füße getreten waren, konnte sich dann ungehindert Zugang verschaffen und seinen Rachegelüsten freien Lauf lassen. Es waren einige gewesen, und die meisten von denen, die diese Begegnung überlebt hatten, erinnerten sich sicherlich nicht wohlwollend an die Dämonenjäger von der Loire…
Nicoles Blick kreuzte sich mit Zamorras. Sie sah sofort, dass ihr Partner ähnlich dachte. Es ist
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