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092 - Piraten im Nordmeer

092 - Piraten im Nordmeer

Titel: 092 - Piraten im Nordmeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Rufen folgte ein ohrenbetäubendes Knallen, das kein Ende mehr nehmen wollte, und hinein mischte sich das Quieken tödlich verwundeter Taratzen.
    Dann sah er vor sich Fackelschein und ein mehrfaches feuriges Aufblitzen und hörte Kapitän Orland freudig
    »Rotauge!« und »Vierauge!« schreien, ohne jedoch zuerst zu verstehen, was er damit meinte. Schließlich begriff er, dass die beiden Burschen so hießen, die nun mit Donnerstöcken gegen die Bestien vorrückten. Sie besaßen offenbar Waffen, denen die Taratzen nichts entgegenzusetzen hatten.
    Schließlich gelangte Skölnir sogar in die unmittelbare Nähe der Beiden und sah in ihren Händen kleine, aber gefährliche Pistools, wie er schon mal welche auf dem Schiff des Menschenhändlers Ukluk gesehen hatte.
    Bei dem Gedanken an Ukluk erinnerte er sich an seinen ursprünglichen Plan, das ganze Piratengesindel gewinnbringend zu verkaufen. Dass er dieses Vorhaben wohl ebenfalls fahren lassen konnte, verschlechterte Skölnirs Laune noch weiter.
    Nur eines musste er noch erledigen, koste es, was es wolle: diesen schurkischen Kapitän Orland zur Rechenschaft zu ziehen. Für die Überfälle auf seine schöne Insel. Für die Demütigungen, die er ihm verdankte. Und überhaupt – für diese ganze Taratzenkacke, in der er und seine besten Männer bis zum Halse steckten.
    »Orland!«, brüllte Skölnir wutentbrannt und ließ seine Klinge durch die Finsternis sausen. »Komm raus und stell dich! Kämpfe wie ein Mann!«
    »Du bist wohl wahnsinnig!«, schrie Orland von irgendwoher zurück. »Doch nicht jetzt!«
    »Ich will meine Rache!«, forderte Skölnir außer sich. »Die Ehre meiner Ahnen verlangt danach!«
    »Deine Ahnen können mir den Buckel runterrutschen! Ich bezweifle ohnehin, dass sie wussten, was Ehre ist!«
    Eine neue Demütigung! »Tritt vor, damit ich dir den Schädel spalte!«, tobte Skölnir.
    »Leck mich achtern!«, schrie Orland. »Ich hab im Moment Wichtigeres zu tun!«
    Diese erneute Beleidigung ließ Seine Majestät nach Luft schnappen. Er drehte sich wild im Kreis, um Orland ausfindig zu machen – und sah sein Gesicht schließlich im Lichtkreis der Fackeln, die die beiden Pistool-Träger bei sich hatten. So weit Skölnir es erkennen konnte, machten sie sich gemeinsam mit Orland an einer Stahltüre zu schaffen. Sie schossen nicht mehr; vermutlich war ihnen die Munition ausgegangen.
    Ungeachtet der lauernden Gefahren in seiner Umgebung machte sich Skölnir auf den Weg dorthin, den Säbel waagerecht durch die Luft ziehend. Wie viele seiner eigenen Soldaten er dabei niedermachte, wurde später in keiner Chronik verzeichnet.
    Schließlich sah er mehr: Die Flybusta rannten zu dritt gegen eine mit weißen Buchstaben beschriftete Eisentür an, auf der EXIT stand, und versuchten sie zu öffnen.
    Orland hatte ihn noch nicht bemerkt, und König Skölnir hielt sich tatsächlich eine ganze Sekunde lang mit der Frage auf, ob es ehrenwert war, seinem Feind von hinten den Schädel zu spalten. Dann hatte er die Frage für sich beantwortet und hob den Säbel weit über den Kopf.
    In diesem Moment knirschte es lautstark. Die schwere Eisentür gab nach, flog auf – und grelles Tageslicht flutete in den Gang.
    Was weiter geschah, konnte Skölnir nicht erkennen. Die plötzliche Helligkeit blendete ihn und ließ bunte Sterne vor seinen Augen tanzen. Zwar zog er den Schwertarm noch herunter, aber der Hieb ging fehl, und vom Schwung getragen stolperte Seine Majestät vorwärts und stürzte.
    Als er sich wieder aufgerappelt hatte, waren die drei Männer durch die Tür ins Freie entkommen. Skölnir sprang auf. Sie durften ihm nicht entwischen!
    Die ersten seiner blutverschmierten Soldaten hetzten, vom einfallenden Licht angelockt, herbei. »Folgt den Piratenkoytern!«, zeterte Seine Majestät und wies hinaus.
    »Macht sie nieder, aber lasst Kapitän Orland am Leben!«
    Die Männer setzten den Flüchtenden nach. Skölnir schloss sich ihnen an.
    Nach der langen Zeit in der Finsternis war das Licht des frühen Morgens so grell, dass der König der Tromsoyer blinzelnd stehen blieb. Als sein Blick sich klärte, nahm er mehrere Dinge gleichzeitig wahr: Der Katamaran der Piraten hatte den Anker gelichtet und fuhr auf eine schmale Rinne zwischen den grauen Felsen des Kessels zu. An Deck waren seltsamerweise nur Frauen zu sehen.
    Eine etwa drei Dutzend Köpfe starke Flybusta-Meute schlug sich rings um den Eingang zur Unterwelt mit den Überlebenden seiner Hundertschaft. Wie es aussah, zogen

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