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Der Erbe der Nacht

Titel: Der Erbe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Das ist nicht tot, das ewig liegt, bis daß der Tod die Zeit besiegt …«

    Wenn die Uhr dreizehnmal schlägt und die Siegel sich vereinen, erscheinen die Großen Alten, die so lang gefangen waren. Und die Welt wird nicht mehr so sein wie bisher.

    Der junge Robert Craven, der mit seinem Großvater in einem großen alten Haus wohnt, hat schon seit längerem Alpträume, in denen er durch ein London, wie es vor hundert Jahren war, wandert. Plötzlich werden diese Träume Realität: Aus der Standuhr im Arbeitszimmer dringt ein grünes Leuchten, und sie erweist sich als Tor in eine andere Zeit. Ein unerwarteter Besucher klärt den erstaunten Robert über sein Erbe auf. Er ist nämlich der Sohn des großen Magiers Robert Craven, von dem Lovecraft im Rahmen des Cthulhu-Mythos erzählt. Robert hat das schwarze Buch geerbt, das Necronomicon, das von der Besiedelung der Erde durch die ›Großen Alten‹ berichtet. Und nun ist in längst vergangener Zeit etwas erwacht, eine geheim-nisvolle, gefährliche Kraft, die auf die Gegenwart wirkt.

    Der Autor

    Wolfgang Hohlbein, 1953 in Weimar geboren, wurde mit dem Roman Märchenmond bekannt, den er zusammen mit seiner Frau Heike verfaßte. Heute ist er der erfolgreichste deutsche Fantasy-Autor. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Düsseldorf.

    WOLFGANG HOHLBEIN

DER MAGIER
DER ERBE DER NACHT

    Roman

    non-profit scan by bloodronin

    WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN
    HEYNE ALLGEMEINE REIHE
    Nr. 01/10820

    5. Auflage
    Copyright © 1994 by Tosa Verlag, Wien
    Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München Printed in Germany 2000
    Umschlagillustration: Attila Boros/Agentur Kohlstedt Um-schlaggestaltung: Nele Schutz Design, München Satz: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin Druck und Bindung: Presse-Druck Augsburg ISBN 3-453-14724-3

    Er rannte um sein Leben.
    Sie waren hinter ihm, und obwohl er sie weder sehen noch hören konnte, spürte er ihre Nähe wie einen schwachen, aber üblen Geruch, den er nicht abschütteln konnte.
    Sie waren hinter ihm, verborgen in der Dunkelheit, die sich wie eine undurchdringliche schwarze Decke über die Straße gebreitet hatte. Und er wußte, es gab kein Entrinnen. Dies hier war ihr Revier, sie kannten hier jeden fußbreit Boden, jedes Versteck und jede Abkürzung. Er hatte einen kleinen Vorsprung herausgeholt, aber er machte sich nichts vor im Grunde tat er nichts anderes als ein Mann, der auf einem Fließband lief. Er konnte rennen, so schnell er wollte, er kam doch nicht wirklich von der Stelle. Er hatte Angst.
    Er blieb stehen und atmete tief durch. Die eisige Luft schmerzte in seiner Kehle, und sein Mund war wie ausgetrocknet. Sein Herz jagte. Es stand mehr auf dem Spiel als sein Leben. Viel mehr. Er hatte Angst.
    Gehetzt sah er sich um. Die Straße war noch immer leer.
    Die Gegend, in die er sich verirrt hatte, war eine der weniger vornehmen Londons. Genauer gesagt war es eines der Viertel, das man nach Dunkelwerden besser mied.
    Ein leises Kollern drang an sein Ohr. Er fuhr herum und starrte aus angstvoll geweiteten Augen in die Dunkelheit.
    Seine Handflächen wurden feucht vor Schweiß. Aber er sah nichts. Die Straße lag leer und einsam vor ihm; es fiel ihm schwer zu glauben, daß er sich wirklich in der größten Stadt der britischen Inseln befand, einer Stadt mit Millionen von Einwohnern und hellen, von zahllosen Gaslaternen erleuchteten Straßen, in denen das Leben auch während der Nacht pulsierte, in denen es Menschen gab, Fuhrwerke und Mietdroschken und vor allem Polizisten. Aber dies hier war ein anderes London; eines, dessen Gesicht ein Außenstehender selten zu sehen bekam.

    Er schluckte, um den Kloß in seinem Hals loszuwerden, und ging mit erzwungen langsamen Schritten weiter. Vor ihm tauchte ein Licht auf, aber es war nur eine Gaslaterne, die mit ihrem Schein eine winzige Insel trübgelber Helligkeit in der Nacht schuf, eine Sicherheit vorgaukelnd, die es nicht gab.
    Zum erstenmal in seinem Leben hatte er Angst vor der Dunkelheit. Er war mindestens eine Meile von den belebteren Gegenden der Stadt entfernt. Genau eine Meile zu weit.
    Wieder hörte er dieses unheimliche Geräusch, und diesmal deutlicher, näher. Es war nicht nur ein Kollern, so als rolle ein Stein über den Boden, da war noch etwas, etwas, das er noch nie im Leben gehört hatte und das ihm vollkommen fremd war
    und doch gleichzeitig auf entsetzliche Weise vertraut. Es klang als … kröche etwas Großes, Nasses, ungeheuerlich Starkes über das

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