0921 - Kontakt auf Scharzo
er zu integrieren, und zu seiner ungeheuren Erleichterung erhielt er sofort Kontakt mit dem verzweifelten Ashdon.
7.
Während des Fluges in die Hauptstadt versicherte Ront immer wieder, daß es sich nicht um eine Festnahme handele, sondern daß Ashdon sich als geehrter Gast fühlen solle. Auch Polaz redete ihm gut zu, obwohl er eine gewisse Veränderung im Verhalten des Fremden bemerkt zu haben glaubte.
Teilor saß neben ihm, als die Maschine sich Zorahn näherte.
„Sie müssen verstehen, daß wir mehr wissen wollen. Sie haben uns bisher nichts über Ihre Welt erzählt, von der Sie kommen. Außerdem müssen Sie energisch den Gerüchten entgegentreten, die von Torkas und seinen Fanatikern verbreitet werden. Torkas behauptet, Sie seien nur seinetwegen zu uns gekommen, um ihn zum Herrscher über unsere Welt zu erheben. Das ist doch wohl nicht wahr!"
„Natürlich ist es nicht wahr", versicherte Ashdon, der sich hilflos und verlassen fühlte. Wo blieb Ellert?
„Torkas ist ein Narr!"
„Wiederholen Sie das später öffentlich, wenn Ihre Erklärung über alle Fernsehsender verbreitet wird.
Außerdem möchten unsere Experten wissen, wie der Antrieb Ihres Schiffes beschaffen ist."
Ashdon hätte gern mitleidig gelächelt, aber er brachte es nicht fertig. Wie sollte er den Scharzanen etwas erklären, das er selbst nicht wußte? Sie verlangten zuviel von ihm.
Das Flugzeug landete. Eine Fahrzeugkolonne brachte Ashdon und seine Begleiter zum Sitz des Krisenstabs. Der Präsident ließ sich wegen Unpäßlichkeit entschuldigen. Eine Ausrede, dachte Ashdon.
Der große Kuppelsaal war voll besetzt. Fernsehkameras wurden hin und her gefahren, bis sie in der gewünschten Position standen.
Ashdon wurde zu einem Podium geführt, das mit zahlreichen Mikrophonen bestückt war. Auch auf den Tischen standen Mikrophone für die versammelten Repräsentanten aus Politik und Wissenschaft.
Es war alles ganz anders als beim erstenmal.
Polaz sprach die einleitenden Worte und übergab dann Teilor die Leitung der Diskussion. Wie bei solchen Gelegenheiten üblich nutzte der Chefwissenschaftler die willkommene Gelegenheit, sich selbst ein wenig in den Vordergrund zu spielen, ehe er seine ersten Fragen stellte.
Als Ashdon ausweichend antwortete, folgten sie Schlag auf Schlag.
„Beruht der Antrieb Ihres Schiffes auf atomarer Energie?"
„Wie überwand Ihre Zivilisation die Rohstoffkrise?"
„Gab es auch bei Ihnen religiöse Fanatiker, die aus notgelandeten Raumfahrern einer fremden Zivilisation Götter zu machen versuchten?"
„Wie läßt sich die Verschmutzung von Wasser und Luft vermeiden, ohne den technischen Fortschritt zu hemmen?"
„Gibt es ein vollkommeneres politisches System als das unsere?"
Ashdon ergriff das nächstbeste Mikrophon und schmetterte es unbeherrscht mitten in die Versammlung, wo ein Scharzane es geistesgegenwärtig auffing und zurückgab. Der Emotionsausbruch zeigte zumindest den Zweiflern, daß der Fremde alles andere als ein Halbgott war. Er war ein denkendes Lebewesen mit Gefühlen - und mit einer überstrapazierten Geduld. Vielleicht hatte man alles ganz falsch angefangen ...
„Ich kann Ihnen-nicht helfen!" rief Ashdon verzweifelt. „Denn Sie wollen sich überhaupt nicht helfen lassen! Was erwarten Sie von mir? Daß ich Ihnen Dinge vermittle, die Sie Jahrhunderte überspringen lassen? Das würde zu einer Katastrophe führen. Eine derartige kosmische Hilfestellung geschah erst ein einziges Mal mit Erfolg, aber ich weiß, daß Sie in Ihrem Fall ein schlimmes Ende nähme. Nur der langwierige Prozeß der Reife wird Ihren Erfolg garantieren. Sammeln Sie Ihre Erfahrungen selbst, Sie können nur daraus lernen. Aber wenn ich Ihnen vorsage, lernen Sie nichts. Es wäre so, als würde ich einem Wanderer in der Wüste, der sich beide Beine gebrochen hat, verraten, daß er hundert Kilometer weiter eine Quelle findet - und einfach weitergehen. Er würde verdursten, denn er weiß, daß er hundert Kilometer niemals schaffen könnte. Er würde liegenbleiben und sein tödliches Schicksal erwarten. Wenn ich ihm jedoch nichts sage, mich erst gar nicht bemerkbar mache, wird er weiterkriechen, denn er vermutet die rettende Quelle jenseits der nächsten Dünen. Und so schafft er vielleicht, am Leben zu bleiben.
Verstehen Sie, was ich meine?"
Ratloses Schweigen war die Antwort.
Resigniert zuckte Ashdon mit den Schultern.
Doch dann stürmten erneut die Fragen auf ihn ein ...
*
Du bist nicht mehr allein,
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