0922 - Invasion der Feuerkugeln
mittlerem Alter. „Riesige, häßliche Maschinen. Sie packten mich und zerrten mich in ihr Raumschiff. Drinnen war es stockfinster. Sie legten mich in eine Art Kiste. Ich nehme an, daß ich da drin von einer Automatik untersucht wurde. Nein, sie haben mich nicht direkt gequält. Aber ein angenehmes Erlebnis war es auch nicht."
„Es sind die Vorboten einer neuen Invasion", sagte der nächste. „Abschießen muß man die Kugeln. Dann begreifen diese Fremden, daß wir keine leichte Beute sind."
„Feinde? Daß ich nicht lache. Wer ein schlechtes Gewissen hat, der soll sich allerdings vor ihnen hüten. Sie werden das Böse für immer von der Erde verbannen und dem Guten zum Sieg verhelfen."
Selna schaltete das Gerät aus und stürmte zu Bursto hinüber. Der verfolgte die Sendung auch. Als Selna hereinplatzte, hob er - hastig die Hand.
„ ... verschollene Seelen", hörte sie eine Stimme aus dem Lautsprecher dringen. Der Mann, der dort sprach, war halb hysterisch vor Angst. „Milliarden von Menschen sind verschwunden, als die Erde durch den Mahlstrom stürzte. Das hat man uns berichtet. Aber die Geister dieser Menschen sind immer noch um uns. Sie stecken in den Feuerkugeln. Sie werden uns alle umbringen, wenn wir ihre Welt nicht sofort räumen."
Bursto schaltete das Gerät ab.
„So schlimm habe ich es mir nicht vorgestellt", sagte er leise. „In den alten Berichten wurden Zwischenfälle dieser Art erwähnt. Ich erinnere mich jetzt genau daran. Es gab Gruppen von Leuten, die die hypothetischen Fremden wie Gottheiten verehrten, und andere behaupteten, die UFOs kämen aus der Hölle selbst."
„UFOs?"
Er erklärte es ihr. Sie dachte einen Augenblick darüber nach, dann zuckte sie die Schultern.
„Diese Leute widersprechen sich doch gegenseitig", sagte sie ärgerlich. „Jeder hat etwas anderes gesehen oder will es gesehen haben. Wahrscheinlich haben sie alle miteinander nur zu viel Phantasie."
„Schon möglich", gab Bursto zu. „Darauf kommt es mir jetzt auch nicht so sehr an. Glaubst du, die Fremden wenn es sie gibt - hätten wirklich gefordert, wir sollten nach Gäa abwandern, oder was es der Behauptungen noch gibt?"
Selna sah ihn fragend an und wartete.
„Viele von uns", fuhr Bursto seufzend fort, „fühlen sich auf der Erde immer noch fremd. Nimm uns beide, zum Beispiel. Rein gefühlsmäßig betrachtete ich die Erde als meine Heimat, aber das habe ich schon getan, als ich den Planeten noch gar nicht gesehen, geschweige denn betreten habe. Man hat mich zu dem Bewußtsein erzogen, daß Terra die Wiege der Menschheit sei. Aber wenn ich dann diese fremden Landschaften sehe, dann bekomme ich manchmal Heimweh nach den Eiswüsten meiner zweiten Heimat. Das macht mich unsicher. Vielen geht es so. Als wir herkamen, waren wir voller Erwartungen und Illusionen. Für mich war die Erde so eine Art Paradies. Ich muß gestehen, daß mich die Ernüchterung sehr hart traf. Aber immerhin - diese gefühlsmäßige Bindung half über allerlei Schwierigkeiten hinweg. Nun sind die Loower da, und wir müssen erkennen, daß Terra uns nicht die Sicherheit zu bieten vermag, die wir uns erhofften. Bald werden die Stimmen lauter werden, die den Rückzug in die Provcon Faust fordern, und Menschen wie wir werden immer öfter an die Planeten denken, auf denen sie geboren wurden."
„Lornsite war nicht so paradiesisch, daß ich mich zurücksehne."
„Hier entsteht etwas", fuhr Bursto unbeirrbar fort, „was für uns alle womöglich gefährlicher ist als eine Invasion aus dem Raum oder ein Krieg mit den Loowern."
„Terra wird auch das überstehen!"
Bursto sah sie überrascht an. „Hoffentlich behältst du recht", murmelte er.
*
Die alten Bücher waren jedem per Projektion, versteht sich - zugänglich, der sich für sie interessierte.
„Wo wollen Sie anfangen?" fragte Selna skeptisch. Eine Tafel verkündete, daß das Archiv gedruckte Literatur aus drei Jahrtausenden enthielt.
Bursto forderte spekulative Literatur aus dem zwanzigsten Jahrhundert an und bekam das entsprechende Register eingeblendet. Unter dem Stichwort „UFO" fand er ein ganzes Dutzend von Titeln. Er wählte aufs Geratewohl den ersten Titel und beugte sich mit Selna gespannt über den Leseschirm. Da gab es ein ganzes Kapitel, das sich mit direkten Kontakten befaßte, an anderer Stelle war eine Zusammenfassung von UFOBeobachtungen verzeichnet.
Staunend lasen sie, was Menschen, die von der bemannten Raumfahrt noch höchst unvollkommene Vorstellungen
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