0922 - Kampf um den Machtkristall
sicher, dass dieser Zustand kaum rückgängig zu machen war…
***
5:30 Uhr
Zamorra hatte das Zimmer verlassen, in dem Ted Ewigk lag. Der blonde Hüne war wieder eingeschlafen. Der Parapsychologe war verzweifelt, denn was sollte er nun unternehmen? Einen Arzt rufen?
Was dann geschehen würde, konnte er sich gut ausmalen. Ted würde in einer geschlossenen Abteilung irgendeiner Klinik enden. Mit Lederriemen, mit dem man seine Arme am Bett fixieren konnte, mit Zwangsjacke und der berüchtigten Gummizelle.
Nun, so mochte es in diesen Kliniken heute vielleicht nicht mehr ganz aussehen, doch das Prinzip war sicher das alte geblieben. Nein, es musste ganz einfach einen anderen Weg geben. Man musste Ted helfen – vor allem musste es einen Weg geben zu erfahren, wie der Reporter und Sternenreisende in die Katakomben von Château Montagne gekommen war.
Was war geschehen? Was davon existierte noch im Kopf Ewigks?
Vor allem aber: Wie sollte Zamorra an diese Informationen kommen? Vielleicht war die beste Lösung ein Anruf bei Robert Tendyke.
Die medizinische Abteilung von Tendyke Industries war besser ausgestattet als nahezu jedes Krankenhaus. Dort würde Ted unter der Aufsicht von absoluten Spitzenärzten stehen. Tendyke und Ewigk waren zwar nie die besten Freunde gewesen, aber auf Roberts Unterstützung konnte Zamorra ganz sicher zählen.
Doch zunächst musste er selbst seinen Kopf auslüften . Er ging über die Terrasse nahe an den Pool heran. Nicoles Lieblingsplatz im Château, ganz sicher. Wie hätte sie reagiert, wenn sie Ewigk so hätte sehen müssen? Nicole hatte Verständnis für Teds verzweifelter Suche nach seiner Carlotta gehabt. Doch selbst ihr war Ewigks Gejammer manchmal zu viel gewesen.
Und nun stand Zamorra hier, der ganz plötzlich gut mit Ted fühlen konnte. Nein, das konnte man sicher nicht vergleichen, denn Carlotta war tot. Nicole würde zurückkehren – ganz sicher…
»Zamorra…«
Der Parapsychologe wirbelte herum. Wie ein Revolvermann aus einem alten Westernfilm riss er den Blaster vom Gürtel, doch dann hielt er inne, entspannte sich.
»Verdammt, Dalius, schleich dich nie wieder so an mich heran, hörst du? Wo kommst du her? Ehrlich gesagt hatte ich nicht damit gerechnet, dich so schnell wieder hier begrüßen zu können.«
Das gedimmte Licht, das aus der Halle über die Terrasse hierher schien, zeichnete die Silhouette des Uskugen Dalius Laertes scharf ab. Zamorra zog die Augenbrauen in die Höhe. Laertes war schon immer von hagerer Statur gewesen, doch das war zu der Zeit gewesen, als Dalius’ Bewusstsein im Körper seines Sohnes Sajol existiert hatte.
Jetzt hatte er seinen alten, seinen eigenen Körper zurück, der über 400 Jahre auf einer einsamen Welt geruht hatte. Zamorra und Nicole hatten ihm geholfen, wieder zu dem zu werden, der er einmal gewesen war. Doch der Verbund von Geist und Hülle erwies sich als nicht ganz so unproblematisch. Laertes war sicher, dass er eine lange Zeit benötigen würde, bis diese Einheit wieder zufriedenstellend funktionieren würde.
Er hatte sich abgesetzt, um das alles alleine mit sich ausmachen zu können. Vor allem stand die eine Frage im Raum: War er noch ein Vampir? Sarkana hatte Laertes zum Vampir gemacht, doch der Biss hatte Sajols Körper getroffen… was vom Vampirismus war auf Laertes’ Bewusstsein übergegangen? Dieser Fall war so speziell, so einmalig, dass auch Zamorra darauf keine Antwort wusste. Zamorra konnte allerdings deutlich sehen, dass es dem Mann von Uskugen nicht gut ging. Er war nun körperlich das, was man landläufig als Gerippe bezeichnete. Zamorra kannte Bilder von magersüchtigen Menschen. Laertes war nicht weit davon entfernt, diesen Bildern zu gleichen.
»Ich muss mir dir reden, Zamorra.« Laertes bewegte sich langsam und beinahe schwebend auf den Professor zu. »Ich brauche deine Hilfe. Vielleicht auch die von Artimus, denn der dürfte für mein Problem sogar ein Experte sein.«
Zamorra hob eine Hand, als wolle er Dalius Laertes nicht weiterreden lassen.
»Sag mir eines, Dalius, wie viel von Sajols Macht ist in dir?« Zamorra war sicher, dass es in über 400 Jahren eine Art Austausch zwischen Vater und Sohn gegeben haben musste.
Laertes blickte Zamorra lange an. »Warum fragst du? Aber ich will dir antworten. Ich kann es noch nicht ermessen, wie viel es ist, doch sicherlich mehr, als ich anfangs vermutet hatte. Um das alles auszuloten, werde ich noch lange brauchen. Aber nun sage mir, warum du es wissen
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