0923 - Panik im Hyperraum
Schritten auf Widerstand. Als sie sich umdrehten, sahen sie Poul Santix vor sich, der ebenfalls seinen Schockstrahler gezogen hatte.
„Wir haben keine andere Möglichkeit", sagte er mit leichtem Bedauern. „Seht ihr verdammten Narren denn nicht ein, daß wir Boyt endlich wachrütteln müssen? Er ist der einzige, der uns vor dem Untergang retten kann. Wir sitzen in dieser Hyperklause fest und werden zusätzlich von über fünfzig Tempestern bedroht, deren ungezügelter Aggressionstrieb sie zu mörderischen Bestien macht."
„Wir haben keine Chance gegen diese ... diese Tiere", sagte Dean Lantrope, der einer der beiden „Freiwilligen" war, die Doc Pontak in die oberen Regionen von Großklause 2 begleiten sollten. „Vor vier Wochen waren wir noch einundzwanzig Mann. Davon sind inzwischen die meisten im Kampf gegen die Tempester gefallen.
Und wir verdanken unser Leben auch nur dem Umstand, daß wir uns auf Deck fünf eingeschlossen haben. Wir haben uns seit über einer Woche nicht mehr hinausgewagt. Und das aus gutem Grund. Jeder von uns weiß, daß er verloren ist, sobald er die Nase aus Deck fünf steckt."
„Ein solcher Tod ist immer noch besser, als hier zu verhungern oder zu ersticken", erklärte Poul Santix.
„Unsere Nahrungsvorräte reichen nur noch für wenige Tage, und die Luft ist verpestet. Es besteht Seuchengefahr.
Wer weiß, ob nicht jenseits der Barriere längst schon eine Epidemie ausgebrochen ist."
„Um so...", begann George Lanur, der zweite Paratender, der Doc Pontak begleiten sollte. Aber Poul Santix fiel ihm ins Wort.
„Halt den Mund!" herrschte er ihn an. „Wollt ihr euch hier verkriechen und auf ein Wunder warten? Doc hat ein Nothilfeprogramm entwickelt, um den Aggressionstrieb der Tempester abzubauen. Mit Hilfe seiner Methode könnten die Tempester wieder zu friedlichen Lämmern werden. Wir brauchen ihnen nur die Möglichkeit zu geben, sich abzureagieren, dann wären wir unser größtes Problem los. Aber um Doc Pontaks Plan zu verwirklichen, brauchen wir Boyts Hilfe."
„Wir wissen, was von Docs genialen Plänen zu halten ist", sagte einer der anderen Paratender abfällig. „Er hat schon mal die Idee gehabt, die Tempester durch eine Sextherapie zu befrieden. Und was ist dabei herausgekommen? Die Zahl der Tempester ist sprunghaft hinaufgeschnellt, weil die Frauen drei Wochen nach der Empfängnis ihre Kinder gebären. Und die Neugeborenen stehen an Gefährlichkeit den ausgewachsenen Tempestern kaum nach."
„Schluß damit", sagte Doc Pontak. „Poul und ich, wir haben die Sache beschlossen, und wir werden sie auch durchführen. Los, ihr beiden!"
Er gab den beiden Paratendern einen Wink und drängte sie mit dem Schockstrahler zum Antigravschacht, der längst schon nicht mehr funktionierte. Dennoch war der Antigravschacht immer noch der sicherste Weg, um von einem Deck zum anderen zu gelangen. Der Aufstieg über die Nottreppen war dagegen weitaus gefährlicher, weil die Tempester ihre strategische Bedeutung erkannt und sie zu ihrem liebsten Angriffsziel gemacht hatten.
„Willst du uns nicht wenigstens Schockstrahler überlassen, Doc?" bat George Lanur. „Ohne Waffen sind wir im Tempester-Gebiet chancenlos."
„Ihr habt euch selbst um eure Chancen gebracht, als ihr nicht freiwillig mitkommen wolltet", sagte Doc Pontak und kletterte in den Antigravschacht.
Von Poul Santix’ Schockstrahler in Schach gehalten, folgten ihm die beiden Paratender. Als alle drei im Schacht verschwunden waren, schaltete der Hyperphysiker den Schutzschirm an der Schachtöffnung wieder ein.
*
Doc Pontak hielt den Schockstrahler schußbereit, während er in dem finsteren Schacht Sprosse um Sprosse nahm. Zwischendurch lauschte er immer wieder auf Geräusche.
Es ging ziemlich laut zu. Schreie vermischten sich mit Kampfgeräuschen, es krachte, als versuchte man, die Wände aus Formenergie mit bloßen Fäusten einzuschlagen. Aber dieser Lärm drang aus größerer Entfernung zu ihnen, so daß anscheinend keine unmittelbare Bedrohung bestand.
Doc Pontak erreichte ohne Zwischenfalls den Ausstieg auf Deck 6. Er hielt einen Moment inne und versuchte, das Dunkel hinter der Öffnung mit den Blicken zu durchdringen. Aber dort rührte sich nichts. Deshalb wagte er es, seinen Helmscheinwerfer für einen Moment einzuschalten.
In dem sekundenlangen Lichtschein sah er ein wüstes Durcheinander. Trennwände waren niedergerissen, die Einrichtung in Trümmer geschlagen. In den Trümmern regte sich etwas. Eine
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