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0924 - Das Totenbuch

0924 - Das Totenbuch

Titel: 0924 - Das Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geschehen, denn ich wollte das Schreckliche erst einmal sacken lassen, um zu klaren Überlegungen zu kommen. Der Fall war rätselhaft, er war schrecklich, er sah zudem unbegreiflich aus, das aber wollte ich nicht akzeptieren.
    Es mußte etwas geben, eine Brücke, die ich finden mußte, um den Fall aufklären zu können.
    Sir James meldete sich ziemlich brummig und sagte sofort: »Es wird Zeit, daß einer von Ihnen einen Bericht gibt.«
    »Dann haben Sie von Suko nichts gehört?«
    »Nein.«
    »Aber bei mir hat sich etwas getan.« Ich berichtete ihm von der grauenhaften Tat, und selbst ein Mann wie Sir James hielt für einen Moment die Luft an.
    »Sie waren Zeuge?« fragte er dann.
    »Ja, und ich konnte nicht mal eingreifen, weil es zu schnell ging. Der Schatten oder der Begleiter ist uns eben überlegen, ich meine uns Menschen, da können wir nicht dagegenhalten, Sir, tut mir leid.«
    »Das ist natürlich schlecht.«
    »Ich bin auch nicht weitergekommen und setze meine Hoffnungen auf Suko.«
    »Er hat Shao noch mit dabei.«
    »Dann werde ich die beiden wohl dort finden, wo auch alles begonnen hat. Haben Sie mit Suko etwas abgesprochen, Sir?«
    »Nein, ich habe ihm nur gewisse Fakten dargelegt, an die er sich halten kann. Er weiß praktisch so viel oder so wenig wie Sie, John, über das, was sich in diesem Anbau abgespielt hat.«
    »Verstanden, Sir.«
    Meinem Chef hatte der Klang meiner Stimme nicht gefallen, und er fragte vorsichtig: »Sie klingen so deprimiert, John. Was ist geschehen?«
    »Ich fühle mich einfach be… scheiden.«
    »Machen Sie aus der Niederlage einen Sieg, John, dann sieht die Welt wieder anders aus.«
    »Ja, das hoffe ich.«
    Ich legte auf und schaute wieder nach draußen auf den Platz. Noch grollte kein Donner in der Ferne, noch spaltete kein Blitz den Himmel, aber die Luft wurde dicker und dicker. Man hätte sie beinahe schon mit einem Messer schneiden können.
    Ich hatte das Totenbuch wieder mitgenommen und es abermals auf den Beifahrersitz gelegt.
    Zwangsläufig fiel mein Blick wieder darauf, und ich nahm es auch an mich.
    Es lag auf dem Schoß.
    Ich schlug mit der flachen Hand gegen den Deckel. »Wenn du reden könntest, wäre mir wohler.«
    Das Buch schwieg.
    Ich schlug es auf.
    Der Text war noch vorhanden. Ich kannte ihn ja, las ihn jetzt auch wieder flüchtig und konnte ihm trotzdem nicht zustimmen, denn positive und hoffnungsvolle Anleitungen zum Selbstmord wollte ich beim besten Willen nicht unterstreichen.
    Während ich überlegte, blätterte ich die Seiten durch. Mehr als die Hälfte der Seiten war frei. Da hatten einmal Zeichnungen ihren Platz gefunden, jetzt aber waren sie verschwunden, und ich fragte mich, ob der Begleiter daran die Schuld trug.
    Er war nach wie vor der große Unbekannte, und ich wußte nur, daß er in irgendeiner Welt lebte, das war alles. Aber er war auch in der Lage, diese Welt zu verlassen und einzutauchen in die unsere.
    Weil es für ihn keine Grenzen gab, wurde er eben zu dieser mörderischen Gefahr. Zudem war er jemand, der überhaupt keine Rücksicht kannte, dem ein menschliches Leben nichts, aber auch gar nichts wert war. Das hatte er mir bewiesen.
    Ich blätterte noch immer.
    Die letzten beschriebenen Seiten lagen vor mir. Danach kam nichts, wie ich wußte, und ich wollte meinen Augen nicht trauen, als ich plötzlich eine Zeichnung sah.
    Direkt hinter der letzten beschriebenen Seite.
    Ich zwinkerte.
    Einbildung?
    Nein, eine Zeichnung gab es. Sie sah aus, als wäre sie mit einem dünnen Bleistift gezeichnet worden, aber es waren nicht nur Striche. Ich konnte die Einzelheiten erkennen, sogar innerhalb des schraffierten Hintergrundes, der einen mit alten Grabsteinen bestückten Friedhof darstellte, mehr schon einen Totenacker.
    Das Bild strahlte etwas Unheimliches und Schauriges aus. Es war auch so echt. Ein offenes Grab, das beinahe bis zum Rand mit Erde gefüllt war. Ich sah auch zwei Männer in der Nähe des Grabes stehen, nur hatten diese beiden keine Gesichter.
    Im Gegensatz zu dem dritten Mann!
    Hammerschläge durchtobten meine Brust, denn so rasant schlug plötzlich mein Herz. Das Blut stieg mir in den Kopf. Ich hatte das Gefühl, einen wahnsinnigen Schwindel zu erleben, aber ich blieb wie angewurzelt auf dem Sitz hocken.
    Den dritten Mann auf dem Bild kannte ich.
    Es war mein Freund Suko!
    ENDE des ersten Teils

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