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0928 - Der Fliegenmann

0928 - Der Fliegenmann

Titel: 0928 - Der Fliegenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Hand über ihren linken Arm strich, was alles normal war, aber dann geschah etwas, mit dem Harry und ich nicht zurechtkamen. Genau dort, wo sie den Arm berührt hatte, platzte die Haut plötzlich auf. Sie bekam einen Riß. Es hätte eigentlich Blut aus der Wunde hervorquellen müssen, aber es wühlte sich eine schwarze Masse hervor. Dunkel, krabbelnd und zitternd.
    Fliegen!
    Vielleicht zehn, zwanzig oder mehr. Sie jagten in die Luft, sie bildeten eine Wolke und flogen von der alten Frau weg. Ihr machte es nichts aus, daß der Arm eine Wunde zeigte. Sie schaute auch nicht auf unseren Wagen, sondern ging weiter.
    »Das glaube ich nicht!« flüsterte Harry, der eine Gänsehaut bekommen hatte. »Verdammt noch mal, das kann nicht wahr sein! Fliegen, die aus dem Körper eines Menschen dringen.«
    »Du hast dich nicht geirrt.«
    »Was sagst du, John? Hast du eine Erklärung? Wir haben doch gesehen, wozu diese Fliegen fähig sind.«
    »Sie wollen Menschen.«
    »Wie?«
    »Sie wollen sie besitzen. Sie dringen in sie ein. Sie leben in ihnen. Sie nehmen ihnen etwas…«
    »Meinst du, daß diese Fliegen die Menschen von innen auffressen – oder so ähnlich?«
    »Mehr so ähnlich, aber das wird uns Freund Bronzek sagen können, wenn er hier erscheint.«
    »Hoffentlich bald«, sagte Harry.
    »Er muß«, sagte ich. »Er muß einfach kommen. Die Menschen jedenfalls sind bereit.«
    Das stimmte, denn der Ort belebte sich. Jetzt sahen wir die Bewohner, die wir vermißt hatten. Sie verließen ihre Häuser, ihre Wohnungen. Wir entdeckten auch die beiden Kaufleute, und auf dem Gesicht der Frau klebten die Fliegen weiterhin wie ein Pelz. Aber sie machte sich nichts daraus. Sie hatte die Hand ihres Mannes gefaßt, und sie schritten daher wie ein Freundespaar.
    Ältere Menschen, nur wenige jüngere. Hin und wieder tauchte zwischen ihnen ein Kind auf, das von der Erwachsenen festgehalten wurde. Um uns kümmerte sich niemand. Die Menschen gingen an dem Opel vorbei, ohne einen Blick in das Fahrzeug zu werfen. Sie interessierten sich nur für sich, nicht für die Umwelt.
    Es war auch kein normales Treffen der Dorfbewohner. Eigentlich hätten sie miteinander reden müssen. Das geschah nicht. Sie standen einfach nur da, starrten sich an, nickten sich auch zu, aber mehr geschah nicht. Es gab zwischen ihnen ein stummes Einverständnis. Jeder wußte Bescheid, daß gleich etwas passieren würde, doch keiner redete davon, weil man es ja doch wußte.
    Die Fliegen blieben.
    Sie schwirrten durch die Luft. Sie ließen sich auf den Menschen nieder. Jeder war von ihnen angesteckt worden. Auf dem Kopf eines blonden Mädchens hatten sich die Biester verteilt, als wollten sie sich in den hellen Wirrwarr hineindrücken.
    Auch um unseren Wagen herum bewegten sich die Biester. Aber es waren weniger geworden. Hin und wieder prallten sie gegen die Scheibe, als wären sie nicht in der Lage, sich zu orientieren. Wir hörten das Klatschen des Aufpralls und sahen auch die Flecken, die am Glas zurückgeblieben waren.
    »Willst du noch immer im Wagen bleiben, John?«
    »Möchtest du denn raus?«
    »Ich würde gern mit den Leuten reden.«
    »Hat keinen Sinn, Harry. Die warten darauf, daß ihr Herr und Meister erscheint.«
    Mittlerweile hatten auch die letzten Menschen ihre Häuser verlassen. Sie alle waren nicht mehr so normal, wie sie hätten sein müssen.
    Zahlreiche Wunden zierten die Körper, aus ihnen waren die Fliegen gekrochen und sprangen noch immer hervor.
    Die Menschen kümmerte es nicht. Sie ließen alles mit sich geschehen. Auch die Frau des Kaufmanns dachte nicht daran, die Fliegen von ihrem Gesicht zu entfernen.
    »Das gibt noch Ärger!« murmelte Harry. Er sprach weiter. »Ein Fliegen-Zombie oder wie auch immer. Das ist ein Hammer, da komme ich nicht mehr mit. John, ich…«
    »Da oben!«
    Ich hatte den Arm ausgestreckt und deutete schräg durch die Scheibe. Über den Hausdächern und noch ziemlich hoch am Himmel war mir eine Wolke aufgefallen. Eine dunkle, vibrierende, wandernde Wolke.
    »Das ist der Schwarm!« flüsterte Harry. »Himmel, das sind ja Millionen von Fliegen.«
    Die Wolke schwebte über dem Ort. Sie zeigte eine ovale Form, die sich auch dann nicht veränderte, als sie sich dem Boden näherte.
    Das geschah sehr langsam und wurde von zahlreichen Augenpaaren beobachtet.
    Auch wir schauten hin.
    War das Edgar Bronzek?
    Ich dachte daran, wie ich ihn im Wald erlebt hatte. Als einen nackten Mann, und es war schwer für mich, ihn und die Fliegen in

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