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093 - Neun Leben

093 - Neun Leben

Titel: 093 - Neun Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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langsam ausfranste. Das Wort »Speer« erschien Matt unpassend für etwas so Primitives - und doch traf Aruula alles damit, was sie wollte. Fische, Deers, Gerule, Kamauler… in ihren Händen war er eine tödliche Waffe.
    Und in meinen nur ein alter Ast, dachte Matt.
    »Wie macht sie das?«, fragte er. »Dieses Ding hat nicht die geringsten aerodynamischen Eigenschaften. Dass es überhaupt mit der Spitze voran fliegt, grenzt an ein Wunder, aber dass Aruula damit etwas trifft, ist…«
    » Alles trifft«, unterbrach ihn Black. »Während wir nichts treffen, genau wie Miss Aruula vorhergesagt hat.«
    Das hatte sie tatsächlich. Normalerweise jagten Matt und Black mit Schusswaffen, aber im letzten Dorf am Rande des riesigen Waldgebiets, in dem sie sich jetzt befanden, hatte man sie vor einer Räuberhorde gewarnt, die sich nach ihren Plünderungen hierher zurückgezogen hatte. Mehr als hundert Männer und Frauen sollten es sein, eine Übermacht, gegen die auch moderne Waffen nutzlos waren. Also hatten sie beschlossen, so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu erregen und auf jeglichen Lärm zu verzichten. Dazu gehörte natürlich auch die Jagd.
    Matt rammte den Speer in den weichen Waldboden und sah hinauf zu den Baumwipfeln. Regentropfen glitzerten in der aufgehenden Sonne. Er erinnerte sich an Blacks voreiliges Versprechen, mit genügend Fleisch für die nächsten Tage zurückzukehren, und verzog das Gesicht. »Sie wird uns auslachen.«
    »Ja.«
    »Zu Recht.«
    »Ja.«
    Black strich sich über die kurzen dunkelblonden Haare.
    »Außer…«
    Er brach ab und schien über etwas nachzudenken.
    »Außer was?«, hakte Matt nach.
    »Erinnern Sie sich an den Rauch, den wir vorhin gesehen haben?«
    »Natürlich.«
    Eine dünne Rauchsäule wie von einem Lagerfeuer war zwischen den Bäumen aufgestiegen. Sie hatten zur Sicherheit einen Bogen darum geschlagen, auch wenn es unwahrscheinlich war, dass die Räuberhorde, vor der man sie gewarnt hatte, nur ein einzelnes Feuer entzündet hatte.
    »Vermutlich lagert jemand dort.«
    »Oder lebt dort. Und was für Menschen leben wohl so tief im Wald?« Mr. Black schien es zu gefallen, seine Antwort in Form von Fragen zu geben.
    »Irre, Perverse, Verbrecher, die nicht gefunden werden wollen…« Matt hielt inne und hätte sich beinahe vor die Stirn geschlagen, weil die Antwort so offensichtlich war. »Und selbstverständlich Jäger und Fallensteller.« Er grinste. »Sie wollen ein Tier kaufen und so tun, als ob wir es selbst erlegt hätten. Wissen Sie, wie man das nennt?«
    »Ausschöpfen von Ressourcen?« Black erwiderte sein Grinsen und drehte sich um. »Sind Sie mit dem Plan einverstanden?«
    »Da nur dieser Plan zwischen uns und einer Blamage steht, ja.« Matt schulterte den nutzlosen Speer. Seine Blicke suchten und fanden den schmalen Tierpfad, der sie zur Lichtung geführt hatte. Er war immer noch kein guter Fährtensucher, aber in den drei Jahren seit seiner Ankunft in der neuen Welt hatte er zumindest gelernt, klaren Spuren zu folgen. Aruulas Können würde er wahrscheinlich nie einholen, was bei einem Vorsprung von mehr als zwanzig Jahren Übung auch nicht verwunderlich war. Theoretisch galt das Gleiche für die Jagd, und doch fiel es ihm hier schwerer, zurückzustecken. Und nicht nur ihm; auch Black war zu ungewöhnlichen Maßnahmen bereit, um keinen Fehlschlag eingestehen zu müssen.
    Schweigend folgten sie dem Pfad. Die Bäume standen eng zusammen, lehnten sich manchmal aneinander, als suchten sie Schutz vor den Stürmen, die an manchen Stellen Schneisen in den Wald gegraben hatten. Sträucher und dichtes Unterholz standen kniehoch. Es roch nach faulendem Holz und Tannennadeln, schwer und feucht. Tau stieg als feine Nebelschwaden zwischen den Ästen auf und verlor sich in den wenigen Sonnenstrahlen, die den Boden erreichten. Matthew spürte ihre Wärme, wenn sie über sein Gesicht glitten.
    »Wer ist Jenny?«, fragte Black plötzlich.
    »Hm?« Matt glaubte sich verhört zu haben.
    »Jenny, wer ist das? Miss Aruula erwähnte den Namen im Zusammenhang mit Berlin. Ihnen ist klar, dass sie nicht dorthin möchte?«
    »Ja, ich weiß.« Matt atmete tief durch. Aruula hatte ihre Abneigung gegen eine Reiseroute, die über Berlin führte, in den letzten Tagen deutlich gemacht. Er bedauerte ihre Haltung, auch wenn er sie verstehen konnte.
    »Jenny«, sagte er nach einem Moment, »heißt mit vollem Namen Lieutenant Jennifer Jensen und flog 2012 den Jet, in dem auch Dave McKenzie saß. Nach dem

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