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093 - Neun Leben

093 - Neun Leben

Titel: 093 - Neun Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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hatte, aber das war falsch. Sex hatte nichts damit zu tun, zumindest nicht sehr viel.
    Sie wischte sich die Hände an der Kleidung trocken und sah zurück zu den beiden Männern, die begonnen hatten, die Flugandronen zu satteln. Maddrax liebte sie ebenso sehr wie sie ihn liebte, daran gab es keinen Zweifel. Sie hatte keine Angst, ihn an Jenny zu verlieren. Trotzdem hätte sie am liebsten einen großen Bogen um die Stadt gemacht, die mit jedem Tag näher kam.
    Aruula hatte lange darüber nachgedacht, warum das so war, und als sie es schließlich verstand, erkannte sie, dass es nichts gab, was sie daran ändern konnte. Sie war nicht eifersüchtig auf Jenny selbst, sondern auf die Verbindung zwischen ihr und Maddrax, auf die Gemeinsamkeiten, die Aruula und er niemals teilen würden. Zwischen ihnen lag ein Abgrund von fünfhundert Jahren, und egal wie lange sie lebten, er würde sich niemals völlig schließen.
    Das hatte sie begriffen, als sie Maddrax damals mit Jenny reden hörte. Er hatte eine lockere Vertrautheit gezeigt, die sie nie zuvor bei ihm beobachtet hatte. Er hatte Wörter benutzt, die sie nicht kannte, und er machte Scherze, die sie nicht verstand.
    Damals hatte sie das kaum bemerkt, heute erschien es ihr offensichtlich. Er hatte sich in Jennys Gegenwart entspannen können, während er bei Aruula stets darauf achten musste, ob sie auch verstand, was er sagte. Verglichen mit Jenny fühlte sie sich dumm und unterlegen.
    Aber es gab noch einen anderen, weniger egoistischen Grund, aus dem Aruula Beelinn meiden wollte.
    Sie erinnerte sich an die Abende am Lagerfeuer, als die Gruppe noch größer war und Dave McKenzie, der ebenfalls aus der Vergangenheit stammte, ihr angehörte. Einige Male hatten er und Maddrax zu zweit am Feuer gesessen und sich unterhalten. Sie hatten über ihre Welt geredet und über alles, was verloren war. An diesen Abenden war Maddrax abwesend und nachdenklich unter die Felle gekrochen. Aruula hatte seine Einsamkeit gespürt, so wie damals im ersten Jahr nach seiner Ankunft.
    Es war nicht gut, diese alten Wunden aufzureißen und etwas zu beschwören, was nie wieder sein würde, und doch taten Maddrax und Dave es immer wieder.
    Sie nannten es Nostalgie. Aruula nannte es Trauer.
    Es wird viel Trauer zwischen ihm und Jenny geben, dachte sie und sah auf, als Black neben sie trat.
    »Wir sind so weit«, sagte er.
    Überrascht bemerkte Aruula, dass die Andronen fertig gesattelt und die Vorräte verpackt waren. Wasserdampf und Asche stiegen aus der gelöschten Feuerstelle gen Himmel. Sie hatte nichts von den Arbeiten bemerkt.
    Sie stand auf. »Entschuldigung, ich hätte euch helfen sollen.«
    »Es ging schnell.« Mr. Blacks Blick glitt fragend über ihr Gesicht. »Alles in Ordnung?«
    »Ja, natürlich.«
    Aruula wandte sich ab und ging zu ihrer Androne. Die Lichtung spiegelte sich in den schwarzen Facettenaugen des Tieres. Für einen Lidschlag glaubte sie etwas Helles zwischen den Bäumen wahrzunehmen, dann war es auch schon verschwunden.
    Neben ihr stieg Maddrax auf die zweite Androne.
    Er lenkte sie so nah an Aruulas heran, dass die Chitinpanzer gegeneinander schabten. Sie spürte seine Hand auf ihrer Schulter.
    »Es sind nur ein paar Tage. Wir sehen nach dem Rechten, ruhen uns aus und fliegen weiter. Okay?«
    Sie sah ihn nicht an. »Okee.«
    Ohne ein weiteres Wort gab sie der Androne die Sporen und erhob sich auf ihrem Rücken in die Luft.
    ***
    Der Jäger sah den Andronen nach, als sie hinter den Baumwipfeln verschwanden. Die Sonne stach in seinen Augen und sein Kopf schmerzte bei jeder Bewegung. Seine Finger spielten mit der kleinen Silbermünze, die er beim Erwachen auf seiner Brust gefunden hatte. Der Dämon und sein Begleiter hielten das wohl für komisch. Er würde ihnen zeigen, was wirklich komisch war.
    Es war leicht gewesen, ihrem Geruch bis zu dieser Lichtung zu folgen. Selbst mit geschlossenen Augen hätte er sie gefunden. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie zu dritt waren, und da er kein großer Denker war, brauchte er Zeit, um zu entscheiden, welchen Kopf er zuerst zerschmettern würde.
    Sie verließen die Lichtung, bevor er zu einem Ergebnis kommen konnte.
    Das störte ihn nicht, denn er wusste, wo er sie finden würde.
    Er hatte gehört, wie sie den Namen Beelinn erwähnten, und gesehen, wie sie die Andronen in Richtung Sonnenuntergang lenkten. Das Deerfleisch quoll aus ihren Satteltaschen hervor, als wollten die Reiter ihn damit verhöhnen. Er war sich sicher, dass sie

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