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0930 - Das Stigma

0930 - Das Stigma

Titel: 0930 - Das Stigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sinclair?«
    »Die Kirche ist nicht zu übersehen.«
    »Gut, das ist unser Ziel.« Sie wollte mir auf meine Fragen keine Antwort geben. Ich war sicher, daß ich auch bei einem weiteren Nachhaken auf Granit biß, aber darum kümmerte ich mich im Moment nicht.
    Wir tauchten in eine Gasse ein, die ich als Fremder nie gefunden hätte.
    Sie war schmal und nicht sehr lang und mündete auf einen leicht abfallenden, mit kleinen Steinen belegten Platz, auf dem auch die Kirche stand.
    Der Turm ragte kantig in den Himmel. Einen Friedhof entdeckte ich nicht.
    Das war in diesem Ort anders, dafür wuchs vor der Kirche noch ein niedriger und verkrüppelter Baum, der so aussah, als könnte er sich nicht entscheiden, ob er nun weiter in die Höhe wachsen sollte oder nicht. Von seinen Ästen hingen nur wenige Blätter traurig nach unten. Ich streifte einige, als ich nahe an diesem Baum vorbeiging.
    Alexa Tardi war bereits vor der Kirche stehengeblieben. Es sah so aus, als hätte sie sich mit dem Rücken gegen die hölzerne Tür zwischen den hellen Wänden gelehnt.
    Schweigend wartete sie auf mich und traf auch keine Anstalten, die Tür zu öffnen.
    »Was ist los?« fragte ich. »Warum gehen wir nicht hinein?«
    Sie strich über ihre Stirn. Noch immer lag das Gesicht im Dunkeln und auch im Schatten des Kopftuchs. »Ich möchte Sie warnen, Signore Sinclair, wirklich warnen.«
    »Wovor?«
    »Vielleicht vor der Wahrheit«, erklärte sie.
    »Und wie sieht die aus?«
    Alexa Tardi runzelte die Stirn. »Sie kann einen Menschen brechen. Sie kann dafür sorgen, daß er nicht mehr weiterweiß, daß er möglicherweise an seinem bisherigen Denken zweifelt.«
    »Hat es Marcia auch getan?«
    »Nein, sie nicht.«
    »Dann werden Sie bei mir das gleiche erleben, denke ich.«
    Für einen Moment schloß sie die Augen und fragte dann, als sie mich wieder anschaute: »Mein Gott, warum sind Sie hergekommen? Weshalb sind Sie hier erschienen? Wären Sie doch nur in London geblieben!«
    »Marcia auch?«
    »Ja, sie ebenfalls. Sie hat doch genug Unheil angerichtet.« Zum erstenmal hatte Alexas Stimme so etwas wie einen emotionalen Klang bekommen, und sie schaute mich nahezu wild und gleichzeitig auch bedrückt an.
    »Was hat sie denn angerichtet, Signora Tardi? Was wirft man ihr Schlimmes vor?«
    »Sie werden es sehen.«
    »In der Kirche?«
    »Natürlich.«
    »Ist das Gotteshaus geplündert oder entweiht worden durch irgendwelche satanischen Symbole?«
    »Nein, das nicht«, erwiderte sie ärgerlich, bevor sie sich von mir wegdrehte und die Kirchentür öffnete. Sie bestand aus schwerem Holz, und Alexa mußte schon zerren, um sie so weit zu öffnen, daß wir hindurchgehen konnten.
    Uns schluckte ein düsterer und kühler Raum, in dem es sicherlich auch am Tag nicht heiß wurde. Eine sehr dunkle Kirche, in der ich nur zwei Lichter sah.
    Einmal war es die rötliche Flamme des ewigen Lichts nahe des Altars, zum anderen erhellte eine brennende Kerze die Umgebung einer wunderschönen Madonna, die ihren Platz auf einem Seitenaltar gefunden hatte. Es war nicht nur die Madonna, die es mir angetan hatte, überrascht war ich auch durch den frischen Blumenschmuck, der sie einrahmte, denn in dieser öden dörflichen Umgebung hätte ich damit nicht gerechnet. Ich sah die Rosen und auch Iris, dazwischen grüne Stengel mit langen Blättern, und ich sah auch das Lächeln auf dem Gesicht der Madonna, als würde sie sich besonders über diesen Blumenschmuck freuen.
    Tief atmete ich durch. Meine Begleiterin war schon weitergegangen, wartete aber dann auf mich. Sie stand in der Nähe des Altars, schaute über die alten und kunstvoll geschnitzten Bänke zurück zu mir und nickte. »Ich komme.«
    Beide bewegten wir uns wie Schatten durch die Kirche. Der Altar war mit einer weißen Decke bedeckt. Auf ihm stand ein Kreuz, das golden schimmerte.
    »Wir müssen weiter.«
    »Sicher.«
    Wenig später mußte ich mich bücken, weil die Tür in einer kleinen Nische doch sehr niedrig war. Alexa Tardi hatte sie schon geöffnet und sie mir aufgehalten.
    Ich betrat einen kleinen Raum, in dem es nach alten Blumen, Kerzenwachs und Weihrauch roch. Eine Sakristei. An einem Haken hingen zwei Meßgewänder, nur den Priester oder Pfarrer sah ich leider nicht, und ich fragte mich, ob es ihn überhaupt gab, denn mir fiel ein, daß er ja ein Mann war, und Männer hatte ich in diesem Ort noch keine gesehen.
    Ich fragte auch nicht danach, denn ich war sicher, doch keine Antwort zu bekommen. Was diese Frau

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