0936 - Belials Abrechnung
angreifen zu können.
Tief schrak ich zusammen, als ich wieder dieses klopfende Geräusch hörte. Diesmal dicht vor mir oder weit entfernt? So genau kam ich damit nicht zurecht, und es war auch nicht wichtig, weil ich lieber herausfinden wollte, wer dieses Geräusch produzierte.
Es klang ab.
Kein Dröhnen mehr, kein hartes Klopfen. Die Stille senkte sich über mich, und ich setzte meinen Weg fort. Ich ging einfach nach vorn und wußte selbst nicht, weshalb ich es tat. Ich war einfach der Gefangene meines Alptraums, wobei mein Gehirn zwar alles registrierte, mich aber nicht zu eigenem Handeln zwang.
Man hatte mich hergelockt. Ich glaubte nicht daran, daß es nur zum Spaß geschehen war. Es mußte einen Endpunkt geben, und wenn nicht, würde ich zumindest aus dem Traum erwachen.
Die Helligkeit überraschte mich, obwohl sie nicht plötzlich in dieses Haus einfiel.
Vor mir, wo sich der Boden befand, gab es ihn plötzlich nicht mehr. Ich hatte noch einen Schritt nach vorn gehen wollen, als ich das Bein blitzschnell zurückzog, denn dort, wo meine Fußspitzen endeten, befand sich der breite Rand einer viereckigen, fenstergroßen Öffnung.
Eine Falltür? Eine Falle?
Zumindest ein hellerer Ausschnitt. Nicht bewußt grell oder überhell, sondern einfach nur ein Ausschnitt, und ich konnte auch nicht feststellen, ob er durch eine Glasplatte abgesichert war, deshalb verhielt ich mich so vorsichtig und blieb an seinem Rand stehen.
Doch auch während des Alptraums hatte mich meine Neugierde nicht verlassen. Ich wollte wissen, was sich dort unten tat, ob es da überhaupt etwas gab, das mich interessieren konnte oder ob einfach nur das Licht dort unten glomm.
Ich kniete mich nieder. Mit den Händen stützte ich mich am Boden ab, schob den Kopf noch um eine Idee nach vorn und hatte endlich freie Sicht.
Es lag eine Tiefe unter mir, die schien endlos zu sein, zumindest schien sie zum Mittelpunkt der Erde zu führen, und je tiefer es hinabging, um so mehr verlor sich das Licht, bis es schließlich nicht mehr zu sehen war.
Aber urplötzlich passierte etwas. Mein Herz raste so stark, daß ich Angst bekam, doch ich hatte keine Chance, einzugreifen.
Zwei Frauen sah ich dort.
Beide waren nackt.
Beide waren gefesselt.
Und beide kannte ich.
Glenda Perkins und Jane Collins!
***
Die Frauen waren wie Geister in meinen Traum hineingeglitten, obwohl die Szene so verflucht echt war. Man hatte ihre Körper mit harten Lederriemen an Pfähle gebunden. So eng, daß sie sich nicht mehr bewegen konnten.
Von meiner Position aus konnte ich direkt in ihre Gesichter schauen. Ich sollte durchaus die hemmungslose Furcht erkennen, die sich auf den Zügen abmalte.
Ja, sie hatten Angst, aber ich war mir über den Grund nicht im klaren. Waren es nur die Fesseln, die sie so quälten und tief in die Haut schnitten, oder war es das Wissen, verloren zu sein und auf einer abwärts führenden Schiene in den Tod zu gleiten?
Ich hatte keine Ahnung und ging davon aus, daß mir die leidenden Frauen bewußt vorgeführt wurden.
Mein Herzschlag hatte sich auf keinen Fall beruhigt. Die Hitze in meinem Körper und damit auch in meinem Kopf nahm zu. Das Feuer wollte die Stirn sprengen, als ich verzweifelt versuchte, mit den beiden Kontakt aufzunehmen.
Ich schrie und blieb trotzdem stumm. Ich winkte, aber ich wurde nicht gesehen.
Ich drückte jetzt meine Arme nach. Dabei rechnete ich damit, ins Leere zu greifen, aber der Boden vor mir blieb, nur bestand er nicht mehr aus Holz, sondern aus einer dicken Glasplatte.
Die beiden sahen mich. Sie mußten mich sehen - oder nicht!
Ich erntete keine Reaktion der beiden. Sie verdrehten nicht die Augen. Sie lagen zusammen auf dem Boden, so dicht, daß sie sich hätten berühren können, wenn es ihnen gelungen wäre, die Hände auszustrecken. Der Traum blieb nicht stehen, er wurde fortgeführt, und er geriet wirklich in die grausame Phase hinein.
In der nächsten Zeit erlebte ich Schreckliches, denn wie aus dem Nichts erschienen furchtbare Gestalten, die es auf die beiden Frauen abgesehen hatten.
Wer sie genau waren, erkannte ich nicht. Sie huschten über die nackten Körper hinweg. Sie waren zweidimensional, Schatten eben.
Schreie erreichten meine Ohren. Furchtbare Schreie; ausgestoßen von Glenda und Jane. Und ich konnte erkennen, weshalb sie geschrieen hatten. Die Schatten, die über die nackten Körper hinweggehuscht waren, sahen zwar relativ harmlos aus, nur waren sie es nicht. Sie hatten bereits ihre
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