0937 - Belials Mordhaus
waren. Oder hatte er mir diese Bilder nur geschickt?
Wie ich es auch drehte und wendete, eine Antwort konnte ich mir nicht geben, und Belial würde sich hüten, mir einen Weg zu zeigen.
Ich mußte allein das Ziel finden, und dort würde sich Belial dann stellen, davon war ich überzeugt.
Noch aber war dieser Weg verdammt steinig. Es würde dauern, bis ich eine Lücke fand, dabei konnten mir unter Umständen meine Freunde helfen, denn sie lebten, das wußte ich. Zumindest Shao und Suko.
Was allerdings mit Jane Collins und Glenda Perkins geschehen war, stand für mich in den Sternen.
Ich versuchte auch, meine Gedanken an sie zu verbannen. Wenn ich mich zu sehr mit ihrem Schicksal beschäftigte, konnte mich das beeinflussen.
Daß ich die Hälfte der Flasche schon geleert hatte, war mir gar nicht aufgefallen. In dieser kleinen Küche umgab mich eine schon bedrückende Stille. Sie war normal. Daß ich sie so wahrnahm, mußte an mir liegen, denn die Erinnerungen wollten nicht weichen.
Die Tür hatte ich nicht geschlossen. Sie stand einen Spalt breit offen, und ich lauschte in die Wohnung hinein, um etwas von meinen Freunden zu hören.
Es blieb still.
Kein Stöhnen mehr, keine unter Streß oder Angst geflüsterten Worte. Es kam mir schon zu ruhig vor, verdächtig ruhig.
Ziemlich gespannt verließ ich die Küche. Der Weg in den Wohnraum war wie immer. Möbel aus Rattanholz, die bunten Kissen darauf, die den dunkleren Gestellen einen freundlichen Touch gaben, aber ich sah weder Shao noch ihren Partner in einem Sessel hocken.
Dafür lagen sie auf dem Boden, und zwar so, wie ich sie verlassen hatte.
Trotzdem gab es einen Unterschied.
Die beiden wirkten entspannter. Sie würgten und röchelten nicht mehr. Der schlimme Alptraum schien sich verflüchtigt zu haben. Als ich in Sichtweite an sie herangetreten war, lagen sie zwar noch so da, wie ich sie verlassen hatte, aber sie machten durchaus den Eindruck eines friedlich schlafenden Paars.
Ich war sehr leise gegangen. Wohl nicht leise genug. Kaum hatte ich sie erreicht, da öffneten sie die Augen. Beide zugleich, wie auf Kommando.
***
Vier Kampfhunde waren auf das Opfer fixiert, das vor ihnen gefesselt auf dem Boden lag und sich nicht rühren konnte. Der Körper des Mannes bildete ein großes X. Arme und Beine waren gespreizt und mit Stricken an Pflöcken festgebunden worden.
Der Mann konnte sich nicht rühren, abgesehen von seinem Kopf. Wenn er sich anstrengte, dann war es ihm möglich, ihn zu heben. Wenn er es getan hätte, dann hätte er nur die vierbeinigen Bestien gesehen, die auf ihn zuschlichen.
Die Mäuler offen, die Reiß- und Killerzähne gebleckt. Zwischen den Gebissen hingen Speichelfäden. Die Körper der Hunde sahen hell aus. Zwei von ihnen zeigten auch dunklere Flecken auf dem Fell. Atem stieß zusammen mit drohendem Knurren hervor. Es wehte über den Körper des Gefesselten hinweg, der nicht sah, daß er von zwei Frauen beobachtet wurde, die in seiner Nähe standen, im Nichts, ihm aber nicht helfen konnten, denn es war ihnen nicht möglich, sich zu bewegen, weil sie unter der Kontrolle einer anderen und bedrückenden Macht standen.
Die beiden Frauen hießen Glenda Perkins und Jane Collins, und der gefesselte Mann war ihr Freund John Sinclair.
Sie sahen das Grauen mit an. Sie wußten, daß sie beide zu Zeugen seines schrecklichen Todes werden sollten. John würde nicht überleben.
Keine von ihnen sprach. Das Entsetzen hatte sie stumm werden lassen. Die Angst hielt sie umklammert, und es war ihnen nicht möglich, ihre Münder zu schließen.
Vor kurzem hatten sie noch miteinander sprechen können, das war jetzt auch vorbei. Der im Hintergrund lauernde Feind hatte die volle Kontrolle übernommen.
Und dann schrieen sie doch, als die vier Hunde ihrem Opfer entgegenstürzten. Die Gier nach diesem Menschen hatte sie übermannt. Jeder von ihnen wollte als erster seine Zähne in den Körper schlagen, die Kleidung zerfetzen und sich die Beute holen.
Dieser Mensch sollte nicht die Spur einer Chance bekommen, er durfte einfach nicht überleben. Die Kampfhunde wollten endlich satt werden. Als sie den Mann erreicht hatten und zubissen, da sah es aus, als würden sie nicken. Wie Kreaturen, die genau das Richtige getan hatten. Die beiden Frauen warteten darauf, daß die Schreie des Mannes ihre Ohren malträtierten, daß Blut spritzte und…
Nebel erschien.
Blitzartig war er da. Der Dunst nahm ihnen die Sicht. Was sich in ihm abspielte, konnten Glenda und
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