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094 - Der Teufel von Tidal Basin

094 - Der Teufel von Tidal Basin

Titel: 094 - Der Teufel von Tidal Basin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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später kam das Krankenauto, und der Bewußtlose wurde fortgebracht.
    Der Doktor schloß die Tür hinter Mr. Elk und kehrte zu seinen Büchern und seiner Beschäftigung zurück. In der Nacht sollten zwei Kinder in Tidal Basin geboren werden. Die Hebammen würden ihn rechtzeitig benachrichtigen. Erwünscht waren die kleinen Geschöpfe nicht. Der eine Vater war arbeitslos und hatte auch keine Aussicht auf eine neue Stellung, und der andere saß im Gefängnis.
    Marford dachte plötzlich an Lorna Weston . . .
    Natürlich kannte er sie. Sie kam oft genug an seinem Sprechzimmer vorüber, wenn sie einkaufen ging. Ein paarmal war sie auch hereingekommen, um ihn zu besuchen. Sie war schön, obwohl ihr Mund etwas hart und gewöhnlich aussah. Elk gegenüber gab er niemals zu, daß er jemand kannte. Der Mann war ein Detektiv, und man konnte ihm keine vertraulichen Mitteilungen machen, weil er alles beruflich ausnützte.
    Nach einer Weile klingelte das Telefon, und der Sergeant teilte Marford mit, daß der Mann bei seiner Einlieferung ins Krankenhaus gestorben war.
    »Bei der Verhandlung brauchen wir Sie als Zeugen«, schloß er. »Der Tote ist ein Dockarbeiter aus Poplar - ein gewisser Stephens.«
    »Äußerst interessant«, sagte der Doktor und legte den Hörer zurück.
    Gleich darauf schrillte die Glocke an der Haustür. Er erhob sich müde und ging hinaus. Die Nacht war dunkel, und draußen regnete es.
    »Sind Sie Dr. Marford?« fragte jemand.
    Der Duft eines guten Parfüms schlug ihm entgegen, und die Stimme der Frau verriet Bildung, wenn sie auch ärgerlich klang.
    »Ja. Wollen Sie hereinkommen?«
    Im Sprechzimmer brannte nur eine Leselampe auf dem Schreibtisch, und er hatte das Gefühl, daß ihr das nicht unangenehm war.
    Sie trug einen Ledermantel und einen kleinen Hut. Den Mantel öffnete sie rasch, als ob ihr das Atmen schwerfiele oder als ob es ihr zu heiß wäre.
    Er hielt sie für eine Amerikanerin. Zweifellos war sie eine Dame, die nicht in die Umgebung von Tidal Basin gehörte.
    »Ist er - tot?« fragte sie nervös und schaute ihn furchtsam an.
    »Wen meinen Sie denn?«
    Er war erstaunt und überlegte sich rasch, welcher seiner Patienten dem Tode nahe war. Es fiel ihm aber nur der alte Sully ein, der einen Laden für Marineartikel hatte. Aber der lag ja schon seit achtzehn Monaten mehr oder weniger im Sterben.
    »Ich meine den Mann, der hierhergebracht wurde - nach der Schlägerei. Ein Polizist erzählte mir, sie hätten auf der Straße miteinander gestritten, und er sei dann zu Ihnen getragen worden.«
    Sie faltete die Hände, neigte sich vor und schaute ihn in atemloser Spannung an.
    »Ach, den Mann meinen Sie . . . ? Ja, der ist tot. Ich habe es eben erfahren.«
    Dr. Marford sah sie verwundert an. Wie konnte sich diese Dame für das Schicksal eines Dockarbeiters interessieren?
    »Oh, mein Gott!« flüsterte sie und schwankte.
    Dr. Marford stützte sie.
    Sie begann zu weinen, und er sah hilflos auf sie nieder.
    »Es war ein Unfall«, versuchte er sie zu trösten. »Der Mann stolperte, schlug mit dem Hinterkopf auf die scharfe Kante der Bordschwelle . . .«
    »Ich habe ihn so sehr gebeten, nicht in seine Nähe zu gehen«, rief sie verzweifelt. »Ich habe ihn so sehr gebeten! Als er mich anrief und sagte, daß er auf seiner Spur sei. . ., daß er ihn hierher verfolgt habe . . ., ich kam in einem Auto . . ., ach, ich habe ihn doch beschworen, zurückzukommen!«
    Sie sprach zusammenhanglos, und manches ihrer Worte wurde von Schluchzen erstickt. Er ging zu seinem Arzneischrank, goß etwas Medizin in ein Glas und fügte Wasser zu.
    »Trinken Sie das, dann werden Sie ruhiger und können mir alles der Reihe nach erzählen«, sagte er freundlich, aber bestimmt.
    In ihrem Zustand sagte sie ihm mehr, als sie jemals ihrem Beichtvater anvertraut hätte. Das Unglück, das über sie hereingebrochen war, machte sie vollkommen hemmungslos. Dr. Marford hörte ihr zu und betrachtete sie, während er mit der kleinen Medizinflasche spielte.
    »Der Verstorbene war ein Dockarbeiter«, meinte er schließlich, »ein großer, schwerer Mann mit blonden Haaren. Über einen Meter achtzig groß. Und der andere war ein junger Bursche von etwa zwanzig Jahren. Ich sah ihn nur einen kurzen Augenblick, als er verhaftet wurde. Er hatte einen hellen, fast weißen Schnurrbart.«
    Sie starrte ihn an.
    »Heller Schnurrbart. . . und sehr jung?«
    Er hielt ihr wieder das Glas hin.
    »Trinken Sie. Sie sind noch zu aufgeregt, Sie müssen sich

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