0940 - Die Zombie-Zeche
Trotzdem blieb ich vorsichtig. Es war zumindest fraglich, ob die Erzengel es geschafft hätten, alles zu zerstören.
Neben der Frau blieb ich stehen. Sie hatte den Kopf wieder erhoben und schaute mich an.
Ich erwiderte ihren Blick, und es fiel mir noch etwas auf, das ich bisher nicht gesehen hatte.
Unter dem Mantel bewegte sich ihr Körper. Eigentlich auch normal, aber nicht mit diesen Bewegungen, wie ich sie sah und dabei an das Oberbett erinnert wurde.
Sie lachte plötzlich kreischend auf, und dabei riß sie ihren Mantel auseinander.
Zappelnde Aale bildeten den Körper.
Auch sie hatte es erwischt, und sie wollte, daß ich ebenfalls zu einer derartigen Gestalt wurde.
Meine Handlung bestand aus einem Reflex. Bevor sich die Aale auf mich stürzen konnten, hatte ich schon zugeschlagen. Ich erwischte den Kopf der Frau, und dieser mit der flachen Hand geführte Hieb schleuderte sie zur Seite und nach vorn.
Da war die Öffnung.
Und dort fiel sie hinein.
***
Sie verschwand vor unseren Augen und schrie nicht mal auf. Aber wir hörten ein Lachen, und Suko, der zu mir eilte, sah das gleiche wie ich.
Der tiefe Schacht »fraß« die Frau. Sie fiel zwar hinein, aber für uns sah es aus, als würde sie verschluckt, und wir wußten auch nicht, welches Wesen dort unten lauerte, und ob es ein solches überhaupt gegeben hatte. Wahrscheinlich nicht, zumindest nicht mehr, und die Frau löste sich vor unseren Augen auf.
Ihr Mantel war durch den Luftdruck in die Höhe geflattert. Die zahlreichen dämonischen Wesen hatten freie Bahn. Sie bildeten keinen Körper mehr, sondern lösten sich aus dem Verbund und flatterten wie Fetzen durch die Luft.
Verfolgt von unseren Lichtstrahlen sahen wir das ölige Schimmern der widerlichen Körper und dazwischen den Kopf.
Das Gesicht der Frau, das sich noch bewegte. Auch der Mund zuckte, dann aber stürzten sich die Aale auf den Kopf. Sie bissen sich darin fest, und sie fingen an zu hacken wie Piranhas.
Das ahnten wir mehr, als wir es sahen, denn gegen die Düsternis des Schachts kamen unsere Leuchten nicht mehr an. Es war nichts mehr zu sehen. Die Frau schien bis zum Mittelpunkt der Erde durchgerutscht zu sein. Damit hatte der Fall auch sein Ende gefunden.
Wieso es bei ihr zu dieser Verwandlung hatte kommen können, konnten wir nicht beantworten.
Auch nicht die Frage, ob dort unten noch eine Kraft existierte oder nicht.
Keiner von uns verspürte auch nur die geringste Lust, in dieses Loch hineinzusteigen. Wir würden es schließen lassen, fertig.
Auf dieser Zombie-Zeche wurde schon seit Jahren keine Kohle mehr gefördert, und das würde so bleiben.
Wir hatten die Kaue verlassen und freuten uns darüber, die klare Luft einzuatmen. »Manche Rätsel bleiben eben«, sagte Suko. »Trotzdem können wir uns gratulieren, denn das Ausbreiten der dämonischen Masse haben wir verhindert.«
Da hatte er recht und erntete auch keinen Widerspruch…
ENDE
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