Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0945 - Die Energiejäger

Titel: 0945 - Die Energiejäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
noch einmal stehen wandte sich Ongelsken zu.
    „Was den Urheber des schändlichen Anschlags angeht, so hast du sicher einen Verdacht.".
    „Ja", antwortete Ongelsken.
    „Wer war es?"
    „Mein Verdacht ist ohne verwendbare Anhaltspunkte. Ich ziehe es vor, nicht darüber zu sprechen."
     
    *
     
    Ongelsken erwog ein Ferngespräch mit Zwadivar, um diesen über die Vorgänge in der Nähe von KRAFT DURCH VERSTÄNDNIS in Kenntnis zu setzen. Schließlich entschied er jedoch dagegen. Der Anschlag hatte ihm zu denken gegeben. Zu behaupten, er hätte ihm Respekt vor dem Gegner eingeflößt, wäre zuviel gewesen. Wenn das Attentat überhaupt eine Reaktion ausgelöst hatte, dann beschränkte sie sich darauf, daß er nunmehr Abscheu gegenüber Marbonnaj empfand, den er bisher nur verachtet hatte.
    Denn daß Marbonnaj hinter dem Anschlag stand, daran gab es für Ongelsken keinen Zweifel.
    Es bestand die Gefahr, daß Marbonnajs Spezialisten die Funkkanäle abhorchten. Er würde mit Zwadivar also nichts Bedeutsames sprechen können. Hingegen würde Zwadivar die Nachricht, daß in der Nähe der Energiestation ein Anschlag auf einen NoranGeleitzug verübt worden war, zwei Todesopfer gefordert und einigen Sachschaden angerichtet hatte, auf dem Weg über die StandardInformationskanäle erfahren. An Bord der Energiestation KRAFT DURCH VERSTÄNDNIS begegnete man Ongelsken mit ausgesuchter Zuvorkommenheit. Es war offensichtlich, daß der Öffentlichkeitsdienst, dem die Station gehörte, die Vernachlässigung der Aufsichtspflicht, durch die der Anschlag hatte zustande kommen können, durch Höflichkeit wiedergutmachen wollte. Hinzu kam, daß Das Licht im Dunkel den jungen Raumfahrer offiziell als seinen Gast bezeichnet hatte.
    Ongelsken nahm eine erlesene Mahlzeit ein. Das einzige, was ihn dabei störte, war der Umstand, daß die Station nicht über private Nahrungsaufnahmenischen, sondern nur über einen großen Speisesaal verfügte, in dem insgesamt dreißig Nährwannen aufgestellt waren. Ongelsken zog es vor, in der Abgeschlossenheit eines privaten Raumes Nahrung in sich aufzunehmen, aber hier war ihm diese Möglichkeit genommen. Er füllte seine Wanne mit' einem wohlriechenden, scharf gewürzten Gebräu, das er aus einem reichhaltigen Angebot ausgewählt hatte, und ließ es sich in der Wanne eine halbe Sunde lang so wohl sein, wie dies in der Anwesenheit etwa eines Dutzends weiterer Speisender möglich war.
    Nach dem üblichen Bad begab er sich zum Zentralkontor und erfuhr dort, daß die Abrechnung über die abgelieferten Norane bereits durchgeführt und der Erlös seinem und Zwadivars Konto gutgeschrieben worden war. Als Ongelsken die Summe hörte, wurde ihm schwindlig. Er war plötzlich ein reicher Mann. Er nahm sich vor, zwei Drittel des so rasch erworbenen Reichtums als Fonds für weitere Fangunternehmen, Aufrüstung der FÄNGERGLÜCK und für die Versorgung seiner Mannschaft beiseite zu legen. Lediglich das verbleibende Drittel stand ihm privat zur Verfügung.
    Mit diesem konnte er seine Arbeiten zur Entwicklung eines interstellaren Raumtriebwerks intensiver als bisher fortsetzen. Der Fonds dagegen erlaubte ihm ein ruhiges Gewissen, da er sich nun nicht mehr vorzuwerfen brauchte, er vernachlässige die leiblichen und seelischen Nöte der Mitglieder seiner Fanggemeinschaft. Über die Abrechnung setzte er einen Formspruch auf, der automatisch an Zwadivar übermittelt wurde. Auf diese Weise erfuhr sein gönnerhafter Freund, daß trotz des Attentats annähernd der erwartete Fanggewinn erzielt worden war.
    Ongelsken hielt sich noch eine weitere Tagesperiode an Bord der Energiestation auf weniger, weil er der Ruhe bedurfte, als vielmehr aufgrund der Hoffnung, womöglich doch noch etwas über die Hintergründe des Anschlags zu erfahren. Wohin auch immer er sich wandte, man gab ihm überall bereitwilligst Auskunft. Er brachte in Erfahrung, daß die Regierung in der Tat mit einem mächtigen Aufgebot nach dem Übeltäter suchte. Aber er fand auch heraus, daß bislang noch kein einziger Hinweis ans Tageslicht gekommen war. Die Untersuchung ließ sich an, wie er erwartet hatte: Marbonnaj war zu schlau, sich etwas nachweisen zu lassen.
    Die Frage war, was er als nächstes unternehmen würde. Der Anschlag war mißglückt. Ein Wesen wie Marbonnaj würde sich damit nicht zufriedengeben. Er wollte seinen Haß gegenüber Zwadivar und Ongelsken nicht nur symbolisch zum Ausdruck bringen, sondern der Fängergemeinschaft ernsthaften Schaden zufügen.

Weitere Kostenlose Bücher