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0945 - Die Energiejäger

Titel: 0945 - Die Energiejäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Norane mit extrem hoher Geschwindigkeit bewegen."
    „Dieser Nachteil wird durch die Verfügbarkeit einer Basis aufgewogen", antwortete Zwadivar mit großem Ernst.
    Er war nicht sicher und es spielte in Wirklichkeit auch gar keine Rolle, ob er Das Licht im Dunkel täuschen konnte.
    Das Licht war einer von denen, die früh im Leben erkannt hatten, daß sie erstens wahrscheinlich auf längere Zeit hinaus stabil sein würden und daß sie zweitens eine gute Aussicht hatten, es im Staatsdienst zu etwas zu bringen. Er hatte daraus die entsprechenden Folgen gezogen. Als einer, der nicht mehr in unvorhersehbaren Zwischenräumen dem schwächenden Prozeß der Selbstteilung unterworfen war, konnte er sich ausschließlich seiner Karriere widmen und war gleichzeitig der Bewunderung seiner Mitbürger sicher, denn das Privileg der Selbstteilung aufzugeben, war ein hartes Opfer. Es stellte sich beizeiten heraus, daß er sich auch in der Beurteilung seiner Identitätsstabilität nicht getäuscht hatte; und so war es kein Wunder, daß er die Leiter der Amtshierarchie mit großer Schnelligkeit emporklomm und schließlich das Niveau eines Dieners der Öffentlichkeit Erster Klasse mit gleichzeitiger Ernennung zum Meister der Norane erreichte.
    Zwadivar hatte den steilen Aufstieg des Öffentlichkeitsdieners mit Aufmerksamkeit verfolgt, und als offenbar wurde, daß Das Licht im Dunkel die höchste Amtsebene erreichen würde, da hatte er begonnen, Kontakt herzustellen. Die beiden waren nicht Freunde im formellen Sinn der vargartischen Gesellschaft was daran erkenntlich wurde, daß sie einander mit „verehrter Freund" anredeten aber sie verstanden und achteten einander.
    Zwadivar hatte hohen Respekt vor den geistigen Gaben Des Lichtes. Er war nicht nur nicht sicher, ob es ihm gelingen würde, sein Gegenüber zu täuschen. Er hatte solches nicht einmal vor. Er war ganz und gar damit zufrieden, wenn Das Licht ihn in diesem Augenblick für einen Lügner hielt, der er in Wirklichkeit ja auch war solange er ihm nur das erbetene Jagdgebiet zuteilte.
    Das Licht im Dunkel gab einen glucksenden Laut des Mißfallens und der Resignation von sich.
    „Also schön", sagte er. „Ich sehe keinen Grund, dein Anliegen abzulehnen, verehrter Freund. Ich bin überzeugt, daß du andere Gedanken im Schilde führst, als du mir vorgetragen hast. Aber solange deine Pläne nicht gegen das Gesetz verstoßen, soll mir das gleich sein. Dein Fanggebiet umgibt den jeweiligen Standort des Irrläufers unter den Sternen in einem Umkreis von vierzehn Lichtsekunden."
    Zwadivar war ein Realist mit einem scharfen Sinn für das Geschäft. Ein anderer hätte sich bereits bei den ersten Worten Des Lichts erleichtert gefühlt. Zwadivar aber wußte, daß es besser sei, das Ende der Aussage abzuwarten, und die Entwicklung gab ihm recht.
    „Vierzehn?" wiederholte er und verlieh seiner Stimme dabei den Klang angemessenen Unmuts. „Ich hatte um zweiundzwanzig gebeten."
    „Ich weiß", reagierte Das Licht im Dunkel freundlich. „Aber ich muß mich schließlich dagegen sichern, daß du keinen Unfug anrichtest, mein verehrter Freund."
    Zwadivar erhob sich von der Liege, auf der er während der Unterhaltung geruht hatte. Er kannte Das Licht zu gut, als daß er einen weiteren Einspruch versucht hätte. Er verabschiedete sich mit den üblichen Worten und verließ den Bürokomplex des Meisters der Norane in dem Bewußtsein, daß er zwar erfolgreich gewesen war, aber nicht alles bekommen hatte, was er für seinen Plan brauchte.
     
    *
     
    Zwadivar kehrte in sein Haus zurück. Er mußte seinen Plan modifizieren. Das erforderte Denkarbeit, und Denken machte ihn hungrig. Er begab sich in jenen innersten Raum seines Hauses, den außer einigen seiner Mitbrüder noch kein anderes Wesen zu Gesicht bekommen hatte, und überlegte eine Zeitlang, auf welche Weise er sich kräftigen solle. Er empfand die Auswahl der Mahlzeit immer als einen Höhepunkt des Tages; denn er war ein Feinschmecker, und vor allen Dingen konnte er es sich leisten, selbst den ausgefallensten Wünschen seines Geschmacks zu Diensten zu sein.
    Er entschied sich für eine Mischung aus tropischen Wurzeln, dem Seim der Polarwespen und den Kiemenlamellen des Buntfischs. An der Servokonsole setzte er seine Wahl in die Tat um. Der Sud, der in die weit ausgelegte Wanne rann und die genannten Zutaten in aufgekochter Form enthielt, floß goldgelb und schwerfällig, beinahe zäh.
    Zwadivar wartete, bis die Wanne sich zu einer Höhe von

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