0945 - Die Energiejäger

Titel: 0945 - Die Energiejäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt

Vom Netzwerk:

montiert war, dessen Funktion Ongelsken vorerst verborgen blieb. Er sah jedoch, daß die Geräte allseitig schwenkbar gelagert waren. Ihr auffallendstes Konstruktionsmerkmal war ein rohrähnliches Gebilde, das aus einer der Seiten etwa einen Meter weit herausragte. Das Rohr war von dicken Kühlwindungen umschlungen und an seiner Mündung geringfügig aufgestülpt. Das Ganze erinnerte Ongelsken an eine experimentelle Korpuskularkanone, die er einst in einer technischen Ausstellung gesehen hatte. Aber er war sicher, daß es sich um eine rein zufällige Ähnlichkeit handelte.
    Am Fuß des ersten Turms hielt Zwadivar an.
    „Diese Türme", sagte er und wies mit einem seiner Tentakel an dem Gittergerüst in die Höhe, „sind das Kernstück der Anlage und haben mich etliche Dutzend Millionen Sverd gekostet. Wenn ich sie nicht wenigstens viermal mit Erfolg einsetzen kann, verliere ich Geld an dem Geschäft."
    „Einsetzen wozu? Zum NoranFang?"
    „Selbstverständlich. Nur darum geht es ja."
    Ongelsken war verwirrt.
    „Die meiste Zeit über bewegt sich dieser Planet durch Gegenden, die weit außerhalb der üblichen Fanggebiete liegen. Der Irrläufer beschreibt eine höchst exzentrische Umlaufbahn, die zum größten Teil außerhalb der Bahn des Ursprungs der Vollkommenheit liegt. Nur alle drei Jahre einmal dringt er in den Raum zwischen Ursprung und Heimstatt der Wärme ein. Ich sehe nicht..."
    Zwadivar zischte erheitert.
    „Drei mal drei, das sind neun Jahre. Traust du mir soviel Identitätsstabilität nicht zu?"
    „Doch, natürlich. Das ist es also? Du willst diese Anlage jedesmal einsetzen, wenn der Irrläufer sich während der Fangsaison in einem erfolgversprechenden Gebiet befindet?"
    „Das habe ich vor", bestätigte Zwadivar. „Du wirst sehen, daß die Idee gar nicht so abwegig ist, sobald du verstehst, wie diese Türme arbeiten. Warum hält jedermann meine Idee, von hier aus auf Jagd zu gehen, für närrisch?"
    „Weil sich die Norane hier, in so geringer Entfernung von ihrem Ursprungsort, noch fast mit Höchstgeschwindigkeit bewegen. Geschwindigkeit ist der kritische Faktor bei der NoranJagd. Bewegen sie sich zu schnell, so sind unsere Schiffe nicht wendig genug, um ihnen beizukommen."
    „Wer braucht einen erfahrenen Fänger wie dich nach solch einfachen Dingen zu fragen", amüsierte sich Zwadivar.
    „Aber noch eines: Woher beziehen die Norane ihre Geschwindigkeit?"
    „Drei Einflüsse spielen dabei eine Rolle. Erstens werden sie von der Heimstatt der Wärme mit beträchtlicher Anfangsgeschwindigkeit abgestoßen. Zweitens geraten sie unmittelbar nach der Abstoßung in den Sonnenwind, das sind Korpuskularströme, die von der Sonne auswärts streben. Da die Norane von äußerst geringer Masse sind, erteilt ihnen der Solarwind besonders in Sonnennähe eine erhebliche Beschleunigung. Später dann, wenn sie sich weiter von der Sonne entfernt haben, wirkt überwiegend die Gravitation auf sie ein und verringert ihre Geschwindigkeit allmählich."
    „Sehr gut", lobte Zwadivar. „Wenn also die Geschwindigkeit der Norane der ausschlaggebende Faktor beim Fang ist, dann brauchten wir nur zu warten, bis sie unter dem Einfluß der Sonnenschwerkraft völlig zum Stillstand gekommen sind, und wir hätten das Spiel gewonnen!"
    „Nein", widersprach Ongelsken, dem es nichts ausmachte, wie ein Schüler auf die Probe gestellt zu werden, „denn dann gibt es logistische Probleme. Die Gegend, in der die Norane sich mit vernachlässigbarer Geschwindigkeit bewegen, liegt zu weit vom Ursprung der Vollkommenheit entfernt, als daß das Fanggut noch mit vertretbarem Aufwand zu den Sammelstationen' gebracht werden könnte. Außerdem ist der NoranFang nur dann lukrativ, wenn die Norane sich in Rudeln bewegen. Dort draußen aber haben sie sich schon so weit voneinander entfernt, daß ein Fänger den größten Teil seines Treibstoffs verbrauchen müßte, um nur von einem Noran zum nächsten zu gelangen."
    „Der Fänger hätte also dann die größte Aussicht auf Erfolg und Gewinn, wenn er auf ein dichtgedrängtes Rudel Norane stieße, das sich mit nur geringer Geschwindigkeit bewegt. Ist es nicht das, worauf du hinauswillst?"
    „Darauf hinaus will ich schon", bekannte Ongelsken. „Nur hat es die Natur eben nicht so eingerichtet."
    „Dann müssen eben wir es so einrichten."
    Ohne Ongelskens Erwiderung abzuwarten, deutete er von neuem an der Gitterstruktur hinauf. „Wofür hältst du das dort oben?"
    Ongelsken dachte einen Augenblick lang