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0945 - Zielort Kristallwelt

0945 - Zielort Kristallwelt

Titel: 0945 - Zielort Kristallwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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dabei gewesen sein solltest, es dürfte dir nicht neu sein, dass der ERHABENE keinen Wert auf eure Traditionen legt. Er will es anders haben, und du solltest dich besser daran halten, wenn du keinen langsamen und furchtbaren Tod sterben willst.«
    Wenn Vesto Jendar beim Anblick von Sinje-Lis Gebiss Furcht empfand, dann zeigte er sie nicht. »Ganz klar ist jedenfalls, dass es Traditionen gibt, die sich nie ändern, egal, wer der ERHABENE ist«, sagte er ruhig und erwiderte Sinje-Lis Blick auch weiterhin, ohne mit der Wimper zu zucken. Mut hatte er, das musste die Raubvampirin ihm wirklich lassen. Aber auch wenn der Mann ihr insgeheim sympathisch war, diese Schwäche konnte sie sich nicht leisten. Hinterher war sie noch schuld, dass der Wiederaufbau des Kristallpalastes nicht so verlief, wie Tan Morano sich das wünschte.
    Schon allein der Gedanke an das, was er tun konnte, jagte ihr Angst ein. Sie fauchte leise und packte Jendar an der Kehle. Sie hob ihn ein Stück vom Boden. »Du wirst diese graue, flache Wand wieder einreißen, hast du verstanden? Morgen steht hier eine neue Wand, die ganz genau den Vorgaben entspricht, die der neue ERHABENE DER DYNASTIE, Tan Morano, notiert hat.«
    Vesto Jendar rang nach Luft. Die Augen quollen ihm aus dem Gesicht und er lief langsam aber sicher blau an. Er versuchte, eine Antwort hervorzupressen, doch das gelang ihm nicht. »Was hast du gesagt?«, fragte Sinje-Li und verzog die Lippen zu einem grausamen Lächeln. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass die Arbeiter sie furchtsam ansahen.
    Wieder quiekte es in Jendars Kehle. Langsam stellte Sinje-Li ihn ab. »Ich bin heute gut gelaunt, deshalb werde ich dir die Gelegenheit geben, deine Eigenmächtigkeit zu korrigieren.« Sie ließ gemächlich, Finger für Finger, den Hals des Mannes los. Er holte hörbar Luft und es brauchte ein paar Sekunden, bis er wieder sprechen konnte. Für einen Moment loderte ein so starker Hass in seinen Augen auf, dass Sinje-Li sich zusammennehmen musste, um nicht zurückzuzucken.
    »Ich fragte, ob du mich verstanden hast.«
    »Ja«, krächzte Vesto Jendar. »Ich habe verstanden. Morgen… morgen wird diese Wand gewölbt sein, wie es der ERHABENE wünscht.«
    Sinje-Li nickte zufrieden und sah in die Runde. Doch in den Gesichtern war kein Widerstand mehr zu sehen.
    Fürs Erste war ihre Aufgabe hier erfüllt.
    ***
    »Und? Wo sind die Verschwörer?«
    Starless verneigte sich vor der Gestalt, die sich in einem überdimensionalen Spiegel bewunderte. Starless hätte vermutet, dass Tan Morano derzeit Besseres zu tun gehabt hätte, als neue Outfits auszuprobieren. Doch wer war er schon, daran Kritik zu üben, wie der neue ERHABENE DER DYNASTIE seine Zeit verbrachte? Tan Morano war durch seine Verschmelzung mit dem Dhyarra Ted Ewigks so mächtig geworden, Starless konnte sich nicht vorstellen, dass es noch irgendeine Bedrohung für den Vampir gab. Zumindest glaubte dieser das nicht. Starless hatte so seine Befürchtungen, dass genau das der Haken sein konnte, über den Morano einst stolpern würde, aber er hütete sich, das laut auszusprechen.
    »Also?«
    »Nun, ich bin bereits hinter ihnen her. Wir überwachen alle Raumhäfen, alle Transportwege. Sie können den Kristallplaneten nicht verlassen.«
    »Das ist gut. Ich will sie alle haben - lebend. Alle acht. Niemand sonst hatte Zugang zu meinen Gemächern, niemandem sonst war es möglich, einen solchen Plan zu schmieden und dann auch unauffällig in die Tat umzusetzen. Ich hätte sie gleich töten sollen, wie diesen einen, den wir schon erwischt haben. Ich werde den Ewigen klarmachen, was es bedeutet, sich gegen mich zu stellen. Und da reicht einer nicht aus.«
    Wieder drehte und wendete sich Morano vor dem Spiegel, den er ähnlich manipuliert hatte, wie den auf Korsika, in der altrömischen Villa, die er als - vorläufige - Machtzentrale benutzt hatte, sodass er das Spiegelbild des Vampirs zeigte. Wenn Starless hineinsah, dann sah er auch sich selbst darin: Er stand rechts hinter dem neuen Herrscher des Ewigen-Imperiums. Das irritierte Starless. Er war es nicht gewohnt, sein Spiegelbild zu sehen und mittlerweile störte ihn das gar nicht mehr. Was ihn jetzt beunruhigte, war das, worauf die Tatsache, dass er sich selbst sah, hinwies. Denn natürlich hatte Tan Morano nicht aus reiner Vampir-Freundlichkeit den Spiegel magisch so geändert, dass er auch Blutsauger zeigte. Höchstwahrscheinlich misstraute er sogar Starless und Sinje-Li sowie der Leibwache, die diese

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