0945 - Zielort Kristallwelt
geschlagen, doch er nahm sich zusammen. Wahrscheinlich waren sie alle gereizt.
Miso Vorrog starrte ihn nur ausdruckslos an und streckte in einer einladenden Geste, die allerdings nur überheblich wirkte, den Arm aus. Doch als Zafier an ihm vorbeigehen wollte, hatte Vorrog bereits den Kopf weggedreht und machte sich an einem Kontrollpanel an der Wand zu schaffen. Es erweckte fast den Eindruck, als wolle Vorrog ihm absichtlich aus dem Weg gehen. Ob sich der ehemalige Haushofmeister wohl für das Versagen seiner Attentatspläne schämte? Er war in den letzten Tagen extrem wortkarg geworden, noch schlimmer, als er es je zuvor im Kristallpalast gewesen war.
»Gehen Sie schon!«, knurrte Cento und stieß Zafier wie zufällig an, als er in einem der vorderen der drei winzigen Wagen Platz nahm. »Wenn Vorrog sagt, dass das der einzige Weg ist, dann glaube ich ihm. So werden wir wenigstens ohne Probleme zum Raumhafen kommen.«
Zafier setzte sich schwerfällig auf den vordersten Platz und wartete darauf, dass Vorrog die winzige Magnetbahn startete. Als in den nächsten Sekunden nichts geschah, wandte er sich um.
Komisch. Warum stand Vorrog so still an dieser Konsole? Halt, jetzt bewegte er sich und kam heran. Er setzte sich in den hinteren Teil des Zugs, der wie ein Kinderspielzeug wirkte. Wortlos und mit starrem Blick drückte Vorrog auf ein paar Knöpfe an dem Kontrollpanel hinter ihm und die Magnetbahn ruckte an.
In der nächsten Viertelstunde sagte keiner der fünf Sampi ein Wort. Auch wenn der Anschlag bereits eine Woche her war, herrschte unter ihnen immer noch die Fassungslosigkeit über den Fehlschlag. Einige fragten sich, ob sie sich je davon erholen würden. Zafier verstand das. Doch er gedachte nicht, aufzugeben. Sie hatten den ERHABENEN stürzen und eine neue Art der Herrschaft errichten wollen. Es war Zeit. Und doch hatte das Schicksal ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Aber er, Zafier, würde nicht aufgeben. Die Macht war etwas, das einem schwarzblütigen Wesen, einem Vampir, nicht zustand - einem Wesen, das nichts weiter war als ein dreckiger Blutsauger und das nur an die Macht gekommen war, indem es den größten Frevel begangen hatte, der denkbar war - sich mit einem Machtkristall zu vereinigen. Er und die anderen - nun, vielleicht auch nur er allein - würden an diesem Ziel festhalten.
Es würde kein zweites Mal schiefgehen.
»Wir sind da.« Immer noch klang Miso Vorrogs Stimme seltsam unbewegt.
Zafier und die anderen sahen sich um. Der »Bahnhof«, an dem sie angekommen waren, unterschied sich nur wenig von dem unter Miso Vorrogs Villa, nur dass mehr der Wände von Stahlwänden verkleidet war. Außerdem führte die Magnetschiene der Bahn hier nicht weiter und endete direkt vor einer rauen Felswand.
Ächzend und schlecht gelaunt schälte Zafier sich aus dem Sitz. Er ahnte, dass ihnen jetzt der härteste Teil bevorstand. Das machte ihm Sorgen, er war nicht sehr beweglich. Aber es musste sein. Sie mussten fliehen, sie waren die letzte Hoffnung der Ewigen, wieder eine Herrschaft einzusetzen, die nicht fremdbestimmt war und einer Tyrannei glich. Dabei konnten sie keinen ERHABENEN brauchen. Und besonders nicht diesen ERHABENEN. Der Vampir musste weg, es musste eine neue Ordnung entstehen, das war essenziell notwendig.
Zafier ging zu einer verschlossenen Tür, die aussah, als würde sie zu einem Lift führen. »Sollen wir hier einfach reingehen, Vorrog? Wo bringt uns dieses Ding hin?« Seine Hand glitt über das Kontrollpanel neben dem Aufzug. Doch er konnte es nicht öffnen.
»Lassen Sie mich mal sehen«, sagte Cento ungeduldig, als er sah, dass Zafier seine doch etwas dickeren Finger nicht so koordinieren konnte, dass sich die Abdeckung öffnete. Der ehemalige Baumeister Nazarena Nerukkars schob Zafier einfach so beiseite. Doch auch er vermochte die Konsole nicht zu öffnen. Jetzt wurden auch die anderen unruhig.
»Vorrog! Was machen Sie denn noch da im Zug? Sie sollten uns helfen!«
Doch Vorrog rührte sich nicht. Er saß mit dem Rücken zu ihnen.
Zafier machte einen Schritt auf den Waggon zu, doch weiter kam er nicht. Er hörte hinter sich ein Zischen. Endlich! Cento musste es geschafft haben, die Tür war offen. Jetzt brauchten sie nur noch nach oben, auf die private Landefläche der Raumjacht von Vorrog. Er wusste, sie würden im Gewühl gar nicht auffallen. Dann vom Planeten zu fliehen, war nur noch ein Kinderspiel!
Mit einem zufriedenen Lächeln wandte er sich wieder dem Aufzug
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