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0946 - Angst um Lucy

0946 - Angst um Lucy

Titel: 0946 - Angst um Lucy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nur zuschauen, was in der folgenden Zeit geschah…
    ***
    In alten Büchern, die nicht unbedingt zur Literatur der Erwachsenen zählten, hatte Donna gelesen, daß sich Engel immer nackt zeigen.
    Hier war das nicht der Fall. Dieses geheimnisvolle Wesen, wer immer es auch sein mochte, trug ein himmelblaues Kleid, das hochgeschlossen war und bis zu den Knien reichte.
    Um die Gestalt herum war ein permanentes Funkeln zu beobachten, als würden Sterne entstehen, um dann nach einem heftigen Blitzen wieder zu vergehen.
    Die geheimnisvolle Gestalt hatte ihre Arme seitlich ausgestreckt und die Hände so gedreht, daß die Flächen nach oben lagen. Auf ihnen tanzten die Blitze, und dicht über ihrem Kopf funkelte es ebenfalls. Das Haar der Erscheinung war blond und hatte einen Stich ins Rötliche. Es fiel glatt an den beiden Gesichtshälften nach unten und hörte in Kinnhöhe auf.
    Es war einfach unwahrscheinlich für eine Frau wie Donna Tarlington. Sie sah das Wesen, aber sie wußte nicht, wie sie es jemandem hätte erklären können.
    Für sie war es weder ein Mensch noch ein Engel, sondern ein Mittelding zwischen den beiden, aber Lucy brachte ihm Vertrauen entgegen.
    Sie sprach mit ihrem Gast von einer wunderschönen Welt, wo die Wiesen voller bunter Blumen waren und man sich einfach wohl fühlen mußte.
    Das Wesen nickte und lächelte.
    »Darf ich denn nicht zu dir kommen?« fragte Lucy.
    Kopfschütteln.
    »Warum nicht?«
    Der Mund bewegte sich, aber Donna hörte keine Antwort. Sie war nicht in der Lage, sie zu empfangen, dafür aber mußte das Kind etwas verstanden haben, denn es nickte.
    »Ich habe auch keine Angst mehr. Ich weiß, daß du da bist. Der Schatten kann mir nichts tun, glaube ich. Ich werde ihn – ich werde ihn…«
    Donna bekam nicht mehr mit, was ihre Tochter mit dem Schatten vorhatte, denn das so helle Licht verlor an Kraft. Es dunkelte ein.
    Die Schatten übernahmen die Regie, und plötzlich war die Erscheinung wieder verschwunden. So schnell, wie sie entstanden war, hatte sie sich wieder zurückgezogen, und die Dunkelheit legte sich wieder zwischen die vier Wände des Schlafzimmers.
    Donna spürte sie wie einen großen Druck, der sich auf ihrem gesamten Körper verteilt hatte und selbst die Augenlider nicht ausgelassen hatte, denn sie kamen ihr plötzlich so schwer vor, als wären sie mit eine Blei gefüllt.
    Der Schlaf schlich auf sie zu. Die normale Welt um sie herum verschwamm, aber sie bekam noch die Bewegungen des Bettes mit, denn Lucy hatte sich gedreht und krabbelte auf allen vieren wieder zu ihrem alten Stammplatz zurück.
    Zwischen ihren Eltern kuschelte sie sich zusammen, als wäre nichts geschehen.
    Bevor sie ganz einschlief, murmelte Donna noch den Namen ihrer Tochter. »Lucy, geht es dir gut?«
    »Ja, Mummy, sehr gut.« Lucy gab ihrer Mutter einen Kuß auf den kalten Mund und schlief ein.
    ***
    Am nächsten Tag!
    Donna Tarlington hätte eigentlich in die Schule gemußt, um zu unterrichten, aber irgend etwas hielt sie davon ab. Zudem waren auch nicht alle Schüler erschienen. Aus dem Nachbarort war sie angerufen worden. Man hatte ihr mitgeteilt, daß der Schulbus wegen der Kälte nicht ansprang und der Unterricht für diese Kinder ausfallen mußte. Also faßte Donna den Entschluß, auch die anderen Kinder zu Hause zu lassen. Telefonisch setzte sie sich mit den Eltern in Verbindung, damit diese Bescheid wußten, und gab ihnen durch, was die Kinder statt dessen noch zu lernen hatten.
    Sie war froh, es hinter sich zu haben, denn nun konnte sie sich um Lucy kümmern.
    Mit Jack hatte sie an diesem Morgen nicht viel reden können. Außerdem war er wie gerädert gewesen und bestimmt auch nicht in der Lage, über Dinge zu sprechen, die jenseits aller Logik waren. Er hatte sich noch einmal die Blutflecken angesehen und sie mit den Punkten am Hals der schlafenden Lucy verglichen.
    Es waren keine Bisse, zumindest keine tiefen. Aber auch keine Pickel. Das Rätsel wurde nicht kleiner, aber sie würden es gemeinsam lösen, davon war Jack überzeugt.
    Auch er wäre gern im Haus geblieben, aber die Pflicht rief, und er war bekannt dafür, daß er seinen Job gut ausführte. Jack Tarlington arbeitete bei einer Baufirma als Polier und Chef. Bei diesem Wetter konnte im Freien nicht weitergebaut werden, deshalb mußte er sich um Büroarbeiten kümmern. Die Firma hatte ihren Sitz in der nächst größeren Stadt. Sie hieß Abergale und lag einige Kilometer östlich von Lianfair.
    Er hatte versprochen, früher nach

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