0946 - Der sechste Schlüssel

Titel: 0946 - Der sechste Schlüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt

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war natürlich ein Unding, da es sich bei Bardiocs Burg ebenso wie bei den anderen kosmischen Burgen um ein künstliches Gebilde handelte, bei dessen Konstruktion außer hartem und widerstandsfähigem Metall kaum ein anderer Werkstoff verwendet worden war. Dieser Gang mußte von Bardioc nach der Entstehung der Burg angelegt und mit einer Verkleidung versehen worden sein, die gewachsenen Fels simulierte. Vermutlich war die Beleuchtung hier unten zu einem bestimmten Zweck so düster: Die Täuschung sollte solange wie möglich aufrecht erhalten werden.
    Zu beiden Seiten gab es Türen, die schwer und altmodisch wirkten, wie die Pforten eines mittelalterlichen Kerkers. Ich suchte nach einem Öffnungsmechanismus und entdeckte schließlich einen simplen Metallbolzen, der aus dem Boden in die Türfüllung hinauf ragte. Er war nicht schwer zu entfernen. Ich öffnete die Tür und blickte in eine Nische, deren Ausmaße einmal einen Meter betrugen. Die Nische wie der Korridor wirkte, als sei sie aus dem natürlich gewachsenen Fels herausgeschlagen worden. Sie war völlig leer und lieferte keinerlei Hinweis auf den Zweck ihres Daseins.
    Der Riegelmechanismus war bei allen Türen gleich, so daß ich ziemlich rasch vorwärts kam. „Vorwärts" war in diesem Zusammenhang allerdings nur geometrisch zu verstehen. Denn hinter jeder Tür fand ich die gleiche, nackte Nische, und nirgendwo eine Spur des geheimnisvollen Schlüssels, dem mein Suchen galt.
    Eine Ausnahme gab es allerdings. Hinter einer der Türen entdeckte ich nicht eine Nische, sondern einen Gang, der dem Korridor, in dem ich mich befand, wie ein Ei dem anderen glich. Auch er war düster erleuchtet, hatte die synthetische Felsverkleidung an Wänden, Boden und Decke und enthielt zu beiden Seiten schwere, altmodisch wirkende Türen. Lediglich der Riegelmechanismus der Türen war ein anderer. Der Riegel drang nicht vom Boden, sondern von der den Angeln gegenüberliegenden Kante in die Türfüllung.
    Ich öffnete die erste Tür und fand hinter ihr eine Nische. Ein entnervender Gedanke drängte sich mir auf. Öffne zehn weitere Türen und finde hinter ihnen zehn weitere Nischen. Die zwölfte Tür jedoch führt in einen Gang, der wiederum-Türen enthält. Bei diesen greift der Riegel von oben her in die Türfüllung. Öffne die ersten elf Türen, und finde hinter ihnen ...
    Bevor ich die Suche fortsetzte, war offenbar eine sorgfältige Analyse der Topologie dieser Anlage an der Tagesordnung. Bardioc hatte hier, wenn meine Vermutung richtig war, ein Labyrinth besonderer Art geschaffen. Es mochte sogar geschehen, -daß ich aus dem dritten Gang wieder in den ersten zurückkehrte, ohne dies zu merken, weil ich kein Zeichen zurückgelassen hatte. Auf diese Weise konnte ich mich lange Zeit im Kreis bewegen, ohne meinem Ziel auch nur einen Schritt näher zu kommen.
    Ich überlegte, wie sich die Sache am besten anpacken ließ. Da hörte ich einen hellen Knall.

    *

    Das Geräusch wiederholte sich in rascher Folge, etwa einmal pro Sekunde. Ich paßte scharf auf und gewann den Eindruck, es müsse von einer Stelle etwa zehn Meter den Gang hinab kommen. Ich ging dorthin und horchte mich um. Das scharfe Geräusch brach sich vielfach an Wänden und Boden, und das Echo machte die Orientierung schwierig. Ich fand schließlich den Ort, an dem es am deutlichsten zu hören war. Das Geräusch schien aus der Decke zu kommen.
    Das ergab keinen Sinn. Über der Decke des Korridors befand sich eine dicke Lage soliden Metalls. Die akustische Charakteristik der Knaile deutete darauf hin, daß die Geräusche in beträchtlicher Entfernung entstanden und durch irgendeinen Mechanismus bis hier herab getragen wurden. Wie konnten sie dann lokalisierbar sein?
    Es sei denn ...!
    Die Idee brachte mich in Bewegung. Ich maß die Entfernung bis zur Decke ab und stellte den Blaster auf einen Fächerungswert ein, der für meine Zwecke ausreichend war. Danach tat ich ein paar Schritte nach links, rechts, hinten und vorne, bis ich genau unter dem Punkt stand, von dem das Geräusch kam.
    Die Luft war hier unten in Bardiocs Labyrinth so rein, frisch und atembar wie sonst irgendwo im Innern der Burg. Noch nirgendwo dagegen hatte ich bisher die Ein- und Auslässe eines Klimasystems bemerkt.
    Ich begann, die Decke des Ganges mit dem schwachen und weit gefächerten Strahl des Blasters zu bearbeiten. Das synthetische Felsgestein erwies sich als äußerst widerstandsfähig. Es begann rasch zu glühen, aber um es zum