Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0946 - Der sechste Schlüssel

Titel: 0946 - Der sechste Schlüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
konnte sich in jedem Augenblick in Richtung der Materiequellen in Bewegung setzen!
     
    *
     
    Ongelsken war der erste, der meine Bestürzung bemerkte.
    „Du empfindest Sorge", sagte er mit einer Bestimmheit, als sei er seit geraumer Zeit ein Experte für das Erkennen von Besorgnis an Terranern.
    „Wir sind an Bord dieses Fahrzeugs nicht mehr sicher", antwortete ich.
    Ich erklärte ihm den Sachverhalt mit möglichst einfachen Worten. Es stellte sich heraus, daß ich damit meinen Interessen nicht diente. In einfachen Worten dargestellt, war die Lage diese: Entweder wir nahmen so rasch wie möglich Reißaus, oder wir waren verloren. Die feinen Nuancen, z.B. daß der Drugun-Umsetzer womöglich noch ein paar Stunden brauchen würde, bis er die Burg in Bewegung zu setzen vermochte, blieben unausgedrückt.
    Zwadivar hatte selbstverständlich zugehört.
    „Wir müssen uns sofort zurückziehen", erklärte er. „Dieses Fahrzeug mag wertvoll sein, aber was nützt mir aller Wert, wenn ich ihn nicht in Sverds umsetzen kann?"
    Neun Vargarten waren bereit, seinem Befehl zu folgen. Nur Ongelsken zögerte noch.
    „Du bleibst hier?" fragte er mich.
    „Ich habe eine Aufgabe."
    „Wirst du sie erfüllen können, wenn das Fahrzeug sich in Bewegung setzt?"
    „Dann nicht mehr. Ich hoffe, daß mir noch ein wenig Zeit bleibt."
    „Ist das eine begründete Hoffnung?"
    Es war der Geist des Wissenschaftlers, der aus dieser Frage sprach. Du stellst eine Hypothese auf - hast du eine Begründung dafür? Außer Sympathie begann ich, Respekt für den jungen Vargarten zu empfinden. Aber mir selbst half ich damit wenig. Ich mußte offen zu ihm sein, aber meine Antwort würde bewirken, daß ich alleine hier zurückblieb.
    „Nicht sehr", sagte ich. „Ich habe in Wirklichkeit keine Ahnung, wann der Umsetzer in Tätigkeit treten wird. Aber mir bleibt keine andere Wahl, als nach dem Schlüssel zu suchen."
    „Der Schlüssel. Ist das das geheimnisvolle Gerät, von dem du sprachst?"
    „Ja."
    Ongelsken wandte sich an Zwadivar.
    „Ich bleibe ebenfalls hier", erklärte er.
    „Das ist eine voreilig getroffene Entscheidung", warnte Zwadivar. „Was hast du davon, wenn du mitsamt diesem Fahrzeug in eine unbekannte Gegend des Universums befördert wirst?"
    Ich kannte die Antwort, die Ongelsken hätte geben müssen, wenn er aufrichtig sein wollte. Er arbeitete an dem Entwurf eines interstellaren Triebwerks. Wenn die Burg ihn mit sich entführte, gelangte er weitaus früher an sein Ziel, als er es sich je hätte träumen lassen. Die Gefahren, die dabei auf ihn zukamen, achtete er nicht, weil er sie nicht kannte.
    Ongelsken indes war diplomatisch. Weit mehr noch als das: Er war ein Freund. Er wußte, daß ich bei der Suche nach dem sechsten Schlüssel Hilfe brauchte. Es reizte ihn nicht nur die Möglichkeit, an Bord der Burg den lang ersehnten Flug zu den Sternen zu unternehmen - er wollte außerdem dafür sorgen, daß ich in den Besitz des Schlüssels gelangte.
    „Ich werde wohlbehalten aus der unbekannten Gegend des Universums zurückkehren", antwortete er.
    „Falls es überhaupt zu einer Bewegung dieses Fahrzeugs kommt. Ich glaube nämlich nicht daran. Dieser Fremde ist gewillt, hier zu bleiben. Er würde nicht hierbleiben, wenn ihm das Risiko zu groß erschiene.’ „Ist das wahr?" fragte Zwadivar.
    „In gewissem Sinn. Der Umsetzer hätte längst in Tätigkeit treten müssen. Unter normalen Umständen wäre diese Burg längst verschwunden. Es gibt offenbar eine Wechselwirkung zwischen dem Umsetzer und den Noranen.
    Ich gehe von der Annahme aus, daß ich sicher bin, solange sich Norane in der Gegend befinden. Das ist, wohlgemerkt, keine wissenschaftliche Hypothese, sondern eher eine Hoffnung."
    Zwadivar nahm sich Zeit zum Nachdenken. Schließlich sagte er: „Gut, ich will das Risiko eingehen. Wir helfen dir, nach dem fremden Gerät zu suchen. Genügen dir vier meiner Begleiter?"
    „Acht wären besser", erwiderte ich ohne Zögern.
    „Du sollst acht haben. Kann ich mich inzwischen hier umsehen, um etwas zu finden, das ich mitnehme?
    Ich atmete auf.
    „Du bist mein Gast. Sieh dich um und nimm, was dein Herz begehrt."
    Das war leicht gesagt. Nur fand der Translator das vargartische Wort für „Herz" nicht - wahrscheinlich, weil es es nicht gab - und fühlte sich daher veranlaßt, den letzten Nebensatz zu unterdrücken. Was Zwadivar zu hören bekam, lautete mehr wie: Sieh dich um und nimm! Das wiederum war ihm aus der Seele

Weitere Kostenlose Bücher