Jungen und Maedchen - wie sie lernen
100 % männlich – 100 % weiblich?
Natürlich sind wir uns darüber klar: Niemand ist 100 % „männlich“ oder „weiblich“, auch Kinder nicht. Wir sollten uns eher ein Spektrum vorstellen, mit „männlich“ am einen Ende und „weiblich“ am anderen.
Jeder von uns „sitzt“ in hunderten von Einzel-Aspekten jeweils an einem spezifischen Punkt auf dieser Geraden. So denke ich z. B. im Bereich Logik eher „männlich“, kann aber genauso emotional („zickig“) reagieren, wie man es eher bei Frauen erwartet, während Männer eher dazu neigen, sich davonzumachen, wenn sie emotional nicht klarkommen.
Trotzdem gibt es im Einzelfall natürlich auch „zickige“ Männer (die man dann natürlich nicht so nennt) und Frauen, die im Zweifelsfall ein Gespräch lieber vermeiden. Statistisch werden aber Frauen eher reden (und „meckern“) und Männer eher „fliehen“, wenn sie „sauer“ sind.
So erkennt jeder Mensch an sich AUCH Aspekte, die eigentlich dem anderen Geschlecht zugeordnet werden. In der Gesamtheit würde man sich jedoch – gemäß der Häufung von Punkten an bestimmten Stellen auf der Geraden (und das kann von ziemlich männlich bis ziemlich weiblich überall sein) – als eher männlich oder weiblich einstufen.
Also gelten manche Dinge in diesem Buch bedingt . Sie müssen im Einzelfall entscheiden, an welches Kind Sie gerade denken . Manch ein „femininer“ Junge wird sich in bestimmten Aspekten (z. B. beim Bewegungsdrang) möglicherweise eher weniger typisch „männlich“ verhalten, wiewohl dasselbe Kind in bezug auf sein Sozialverhalten ausgesprochen „männlich“ sein kann und sich in Gruppen mit anderen um die Hackordnung RANGelt (um seinen Rang zu bestimmen).
Sehr zum Leidwesen der Mutter, die lieber einen „braven“ Jungen hätte und die Nachbarin beneidet, deren Junge gerade in diesem Aspekt „brav“ ist, wiewohl der eigene Junge vielleicht in einem anderen Aspekt um Welten „besser“ ist als jener. Natürlich stecken hinter Bewertungen wie „gutes Benehmen“ etc. immer Werturteile, so daß ich diese Aspekte fast völlig ausklammern werde. In diesem Buch geht es um die Entwicklung von Jungen und Mädchen und darum, inwieweit wir als Erwachsene diese Entwicklung fördern oder verhindern. Soviel sei vorweggenommen: Egal was gewisse Politiker und politische Agiteure Ihnen einreden wollen – Jungen und Mädchen sind nicht nur NICHT GLEICH, sie sind sogar weit UNGLEICHER, als man uns seit 1930 in zunehmendem Maße einzureden versucht. Diese Entwicklung ist gefährlich, und wir sehen, daß jedes Jahr mehr Jungen in der Schule versagen, immer weniger die Schule oder qualifizierte Abschlüsse schaffen, insbesondere inzwischen weniger Jungen Abitur machen bzw. studieren etc. Mädchen haben nicht nur aufgeholt, weil man ihnen mehr Bildungs-Chancen geboten hat, sondern weil die ersten 4 Schuljahre oft wesentlich leichter für Mädchen als für Jungen sein können (wir gehen hierauf noch ausführlich ein). Hier werden so manche spätere Männerschicksale besiegelt – warum, das werden wir noch sehen. Wir haben lange genug daran gearbeitet, die Frauen zu emanzipieren, und wir müssen dafür sorgen, daß diese Entwicklung anhält, aber wir müssen uns auch fragen, ob wir dabei einen Teil der Männerwelt (unbeabsichtigt?) geopfert haben, und zwar den, der sich am wenigsten wehren kann, den der kleinen Jungen.
Kapitel oder Module?
Wer meine Bücher kennt, weiß, daß wir die beiden Bezeichnungen nebeneinander verwenden. Viele meiner Bücher sind ausgesprochen modular (in beliebiger Reihenfolge zu lesen), dieses Buch aber enthält sowohl Module als auch Kapitel. Mein Vorschlag deshalb:
Lesen Sie diese Einführung und die beiden folgenden Kapitel in der vorgegebenen Reihenfolge. Ihnen folgen zwei Module : Im ABC-Modul finden Sie viele einzelne Informationen, von denen manche aus den Kapiteln „ausgelagert“ wurden, weil sie den Haupttext zu sehr vertieft hätten – wer will, kann im ABC-Modul mehr erfahren. Andere Abschnitte waren zu kurz, um ein eigenes Kapitel zu rechtfertigen, sollten aber unbedingt ins Buch. Dieses Modul können Sie gerne vorab oder zwischendurch lesen (eben modular). Dasselbe gilt für das PRAXIS-Modul: Es bietet konkrete Hilfestellungen für den Alltag, teilweise fürs Klassenzimmer, aber auch für zu Hause. Ich finde es wichtig, daß sowohl Eltern als auch Lehrkräfte bald über dieselben Informationen verfügen (was in der Vergangenheit oft nicht der
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