0946 - Der sechste Schlüssel
wabern.
„Was ist los?" hörte ich Bulls Stimme. „Der Empfang ist gestört. Ich kann dich nicht mehr sehen...
Ich hatte noch niemals die Transition einer kosmischen Burg miterlebt. Trotzdem wußte ich genau, was sich abspielte. Der Drugun-Umsetzer war in Tätigkeit getreten!
Das Bild des Empfängers verwandelte sich in einen Teufelstanz durcheinanderwirbelnder Farben. Das Rauschen und Brausen wurde immer mächtiger und erstickte jedes andere Geräusch. Es war mir unsäglich übel. Ich kam mir. vor, als würde ich von innen nach außen gekehrt.
Die Ohnmacht, die mich schließlich überkam, war wie eine Erlösung.
*
Langsam und mühselig kletterte ich aus den Tiefen der Bewußtlosigkeit in die lichteren Zonen zusammenhängenden Denkens empor. Was war geschehen? Bardiocs Burg hatte sich in Bewegung gesetzt. Wohin?
In die Zone jenseits der Materiequellen? Befand ich mich in diesem Augenblick schon im Machtbereich der Kösmokraten?
Ich fühlte mich elend und zerschlagen. Die Vargarten kamen mir in den Sinn. Wie mochten sie die Transition überstanden haben? Ich öffnete die Augen und sah mich um. Der enge Kontrollstand der Lichtzelle wirkte unversehrt. Die Lichter auf der Hauptschaltkonsole waren ausgegangen, aber es bedurfte nur eines Knopfdrucks, um sie wieder zum Leuchten zu bringen. Sie zeigten ein paar Fehlfunktionen an, aber soweit ich die Lage beurteilen konnte, war keine davon besonders ernst.
Ich aktivierte die Rundumsicht. Etliche, aber nicht alle, Bildschirme leuchteten auf und zeigten die Umgebung, die mir hätte vertraut erscheinen sollen: Die Senke, in der die Lichtzelle vor Anker lag, und die kuppelförmigen Aufbauten ringsum. Ich und mein Fahrzeug, wir waren noch immer mit Bardiocs Burg verbunden.
Was ich dringend in Erfahrung bringen mußte, war, in welcher Gegend des Kosmos dieser Verbund gegenwärtig existierte.
Ich fuhr ein halbes Dutzend Sonden aus. Nein - nicht Sonden: Virtuelle Blickpunkte. Die Technik, deren sich Ganercs Lichtzelle bediente, hatte mit materiellen Fernmeßgeräten längst aufgeräumt. Durch Schalterdruck bewegte ich eine Reihe hyperenergetischer Feldkonzentrationen, die zugleich wie Teleskope und Bildsender wirkten.
Was ich auf den Bildgeräten empfing, setzte mich zunächst in Verwirrung. Ich erblickte die Oberfläche eines Planeten, einer leblosen, steinernen Welt. Sonnenglast lag zum Oberdruß auf den hellgrauen Felskonturen. Ich hatte keine Mühe, mir vorzustellen, daß die kleinen Lachen in meinem Blickfeld aus geschmolzenem Metall bestanden.
Ein Felswall beherrschte das Bild. Er zog sich ringsum und war nur an wenigen Stellen niedrig genug, daß der Blick in die weite Umgebung hinausreichte. Ich dirigierte die Blickpunkte nach unten. Merkwürdig glatt geschliffene Felswände, stark geneigt, glitten über die Bildfläche, und schließlich blickte ich in ein Loch, das so finster war, als reiche es geradewegs bis hinunter zum Mittelpunkt des fremden Planeten.
Ein halblautes, piepsendes Geräusch, das sich in Sekundenabständen wiederholte, versuchte, mich in meiner Beobachtung zu stören. Ich achtete nicht darauf und sandte zwei der Blickpunkte weiter hinab in die Tiefe. Je weiter sie vordrangen, desto umfassender wurde die Finsternis. Ich fragte mich, welchen Halt Bardiocs Burg gefunden haben mochte, der ihr die Fähigkeit verlieh, in dieser Lage zu verharren. Offenbar hatte sie keinen festen Boden unter sich. Sie schwebte über diesem riesigen Loch, das seinerseits von steil ansteigenden, glattgeschliffenen Felswänden und einem mächtigen Ringwall umgeben war.
Ein Krater ...!
Auf einem der Bildempfänger erschien ein winziger, leuchtender Funke. Während ich ihn fasziniert beobachtete, gewann er an Leuchtkraft und verwandelte sich aus einem Punkt in ein flächenförmiges Gebilde. Ich sah eine längliche Kontur, die sich schlangenförmig wand. Das Gebilde kam näher. Es schwebte aus der Tiefe des Kraters herauf auf mich - nein, auf Bardiocs Burg! - zu.
Ich war fassungslos.
Der Noran tauchte aus dem Krater auf und schlängelte sich an der Burg vorbei. Ich schickte einen der virtuellen Blickpunkte hinter ihm her und sah, wie er sich in den Weltraum hinaus entfernte.
Wenn es hier Norane gab, dann konnte ich mich unmöglich schon in der Gegend der Materiequellen befinden. Das halblaute Piepsen erregte von neuem meine Aufmerksamkeit. Ich wandte mich der Konsole des Hyperempfängers zu und sah das grüne Leuchtzeichen.
Ich hatte Kontakt mit der
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