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0953 - Der Fluch von Eden

0953 - Der Fluch von Eden

Titel: 0953 - Der Fluch von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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Wahlwiederholung zu drücken. Doch schon wenig später war klar, dass auch jetzt kein Freizeichen kam.
    »Da stimmt etwas nicht«, sagte Nicole, als er das Handy wortlos wieder wegsteckte.
    »Bauchgefühl?«, fragte er.
    »Bäuchlein, wenn schon«, erwiderte sie. Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihre Züge. Zamorra sah es im schwachen Widerschein des Lampenlichts.
    Er nickte. »Alles andere wäre übertrieben, kein Zweifel.« Er war in Gedanken schon weiter.
    Im Haus.
    »Was hast du vor?«, fragte sie.
    »Sind wir jemals unverrichteter Dinge von irgendwo wieder weggegangen?«
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Eben.«
    »Das heißt: Einbruch?«
    »Ich fürchte, man lässt uns keine andere Wahl. Zumindest dann nicht, wenn auch dieses letzte Mittel versagt.« Er beendete seinen Satz. Dann hob er den Arm, winkelte ihn an und hämmerte mit geballter Faust gegen die Tür der stockdunklen Pension.
    Die eingearbeiteten Glaskassetten schepperten leise in ihren Halterungen.
    Sonst passierte nichts.
    Zamorra und Nicole warteten zwei Minuten. Als weder Schritte erklangen noch ein Licht im Inneren des Hauses anging, entschieden sie sich zur Eigeninitiative.
    Mit einem Multiwerkzeug - altmodisch auch »Dietrich« genannt - machte er sich am Türschloss zu schaffen. Sekunden später knackte es, und die Tür gab nach, schwang auf.
    Miefiger Geruch stieg ihnen beim ersten Schritt über die Schwelle in die Nase.
    »Hier hat lange keiner mehr gelüftet.«
    »Damit könnte ich leben«, erwiderte Zamorra. »Hoffentlich liegt hier nur Mief in der Luft.«
    Sie sprachen im Flüsterton miteinander. Doch dann hob Zamorra die Stimme. »Hallo?«, rief er. »Ist da jemand? Ist hier ein Portier?«
    Wiederum leiser und an Nicole gewandt, fragte er: »Siehst du einen Lichtschalter?«
    Nicole hatte inzwischen ihre eigene Stablampe gezückt und eingeschaltet. Sie suchte die Wände im Eingangsbereich ab. »Hier.« Sie trat nach rechts, betätigte einen Schalter.
    Es blieb dunkel.
    »Scheint die Sicherung rausgehauen zu haben.«
    »Fragt sich nur«, sagte Zamorra, »ob jemand dran gedreht hat, oder ob es sich um einen zufälligen Ausfall handelt.«
    »Du tippst natürlich auf Absicht.«
    »Du nicht?«
    Er fühlte ihr Schulterzucken mehr als dass er es sah.
    Zamorra orientierte sich kurz, dann steuerte er den schmalen Empfangsbereich an. Eine Minitheke, auf der ein Blumenbouquet (Plastik , schätzte Zamorra, aber eben haltbar, muss nicht gegossen, nur ab und zu entstaubt werden) , ein Kugelschreiber samt Zettelkasten und mehrere Stapel Prospekte der umliegenden Restaurants, Freizeitmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten lagen. Dahinter…
    Oh.
    »Was ist?«, fragte Nicole und näherte sich der Theke, über die sich Zamorra bereits beugte. »Irgendwas entdeckt?«
    Durchaus , dachte er. Irgendwas ziemlich… Unappetitliches.
    Am Boden zwischen Wand und Tresen lag eine dicke ältere Frau, deren Körper völlig zerfetzt war; nur das Gesicht hatte der Killer aus irgendeinem Grund verschont. Es wies nicht einmal eine Schramme auf - nur einen Ausdruck namenlosen Entsetzens…
    ***
    »Scheiße!«, entfuhr es Nicole undamenhaft.
    Es gab mehr dazu zu sagen - aber nicht in diesem Augenblick. Zamorras Rechte tauchte unter das Jackett und brachte einen der beiden E-Blaster, die zu ihrer Ausrüstung gehörten, zum Vorschein. »Hier.« Er hielt sie Nicole entgegen. »Nimm. Für alle Fälle.«
    Sie stellte keine Fragen, nahm die Waffe und entsicherte sie routiniert.
    Das werden wir brauchen. Und nicht nur das , dachte Zamorra und strich gedankenvoll über das Amulett vor seiner Brust. Merlins Stern. Geballte Magie, die nur einen Haken hatte: Neuerdings holte sie sich das, was sie an Energie in die Waagschale warf, von ihrem Träger zurück. Von mir.
    Deshalb war es nicht ratsam, einen bestimmten Einsatz zu übersteigen. Zwar stoppte das Amulett automatisch, wenn er zu erschöpft war - nur mitten in einem Angriff war das meist das Schlimmste was passieren konnte.
    Zamorra hing an seinem Leben, und das hatte ihm genau das öfter gerettet, als er es gezählt hatte.
    Aber außer seinem Selbsterhaltungstrieb, der an sich nichts Besonderes war - die Wenigsten wollten unbedingt sterben -, gab es noch eine andere Eigenschaft, die seine Überlebenschancen erhöhte: Er wusste, wann er handeln musste und keine Zeit verschwenden durfte!
    Die tote Frau beseitigte den letzten Zweifel, dass sie es mit mehr als einem harmlosen Stromausfall oder früh zu Bett gehenden

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