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0953 - Der Fluch von Eden

0953 - Der Fluch von Eden

Titel: 0953 - Der Fluch von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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leichtfüßig zu Agnes. »Was ist da los?«, fragte sie. »Was wollen die Leute? Ich…«
    »Komm - sag ich!«, fiel ihr Agnes ins Wort, packte sie grob am Handgelenk und zog sie hinter sich her aus der Stube. Über den Gang gelangten sie in den Nachbarzimmer, wo Julius und Noah sich eng umklammert im Bett des Älteren zusammenkauerten. Als Agnes mit Nele erschien, löste sich die Verkrampfung ihrer Gesichter ein wenig. Trotzdem blieb der Eindruck von Verständnislosigkeit und unbezähmbarer Furcht.
    »Wo ist Mutter?«, fragte Nele.
    Ihre Worte brachten Noah, der sich bislang zusammengerissen hatte, zum Weinen. Julius unternahm keinen Versuch, seinen Bruder zu trösten. Ihm standen selbst die Tränen in den Augen.
    »Sie ist nach unten. Sie wird die Störenfriede in ihre Schranken weisen - keine Angst.«
    Bei diesen Worten merkte Nele, dass der Kinderfrau selbst die Angst im Nacken saß. Ein Seufzer löste sich aus ihrer Brust. »Ach, wäre doch nur der gute Herr noch unter uns… Solange er lebte, hätte es niemand gewagt, uns bei Nacht und Nebel zu überfallen!«
    Der gute Herr, von dem Agnes sprach, war Neles, Julius' und Noahs Vater, den sie vor einem knappen Monat auf dem Friedhof der Gereonskirche hatten begraben müssen. Nele war nicht dabei gewesen, als Albrecht Großkreutz, angesehener Kaufmann, Gemahl der bildschönen Dorothea Albrecht und Vater dreier prächtig geratener Kinder, in den frühen Morgenstunden im Hof des kleinen Anwesens tot auf der dortigen Bank aufgefunden worden war; dort hatte er oft noch spätabends gesessen und den Tag Revue passieren lassen. Erst im Morgengrauen hatte seine Frau ihn vermisst, die Stelle neben sich im Bett, wo er sonst lag, leer vorgefunden und das Haus nach ihm abgesucht. Nirgends drinnen war sie fündig geworden, erst im Hof. Da war der Herr des Hauses schon viele Stunden entschlafen gewesen, wie der eilends herbeizitierte Arzt es verkündet hatte. Ganz kalt und steif war er schon gewesen. Das hatten sich die Leute erzählt, die nach und nach gekommen waren, um der Familie ihr Beileid auszusprechen, und auch bei der Beerdigung hatte Agnes immer wieder verstohlenes Geflüster mit anhören müssen, wenn Erwachsene und Halbwüchsige über die Umstände tuschelten, unter denen ihr Vater gestorben war. Das Herz, so hieß es, hatte einfach aufgehört zu schlagen. Zwischen zwei Atemzügen, auf den Händen noch das Kontobuch. Nicht einmal im Tod hatte er es losgelassen.
    »Ich… hab keine Angst, Agnes. Ich will zu Mutter.«
    »Das ist keine gute Idee, mein Kind.«
    »Aber…«
    Eine brüske Geste der älteren Frau brachte Nele zum Schweigen. »Wir sollen hier bleiben - und wir bleiben hier! Es ist alles gut. Setz dich zu deinen Brüdern.«
    Nele gehorchte widerwillig. Obwohl Agnes die Tür des Kinderzimmers hinter ihnen geschlossen hatte, war deutlich zu hören, wie die Pforte geöffnet wurde und sich ihre Mutter den nächtlichen Besuchern stellte. Ihre helle Stimme fragte zitternd nach dem Begehr der Männer. Die Antwort erfolgte in grimmigem Ton und war nicht zu verstehen. Doch wenig später hallten schwere Schritte durch das Haus.
    Nele legte den Arm um ihre beiden Brüder, während Agnes zur Tür schlich, um den Riegel vorzuschieben. Doch sie hatte kaum die Hand danach ausgestreckt, sprang die Tür auf, und nur ein beherzter Sprung zur Seite bewahrte die Kinderfrau davor, vom Türblatt getroffen zu werden.
    Ein vierschrötiger Kerl stand auf der Schwelle. Sein ausgestreckter Arm leuchtete mit einer Laterne herein. Das wäre nicht nötig gewesen, da in der Stube selbst eine Kerze brannte. Aber das bemerkte der Mann erst jetzt.
    »Gehört ihr zur Familie?«, schnarrte er.
    »Wer… wer seid Ihr?«, flatterte es über Agnes' Lippen. Sie trat zwischen den Eindringling und die Kinder. »Wagt es nicht, Euch an den Kleinen zu vergreifen, sonst…«
    Der Hüne lachte mit einem Geräusch, als würden Steine eine Hang herunter poltern. Dann wischte er die Kinderfrau beiseite - so grob, dass sie zu Fall kam und auf die Knie stürzte. Ihr Schmerzensschrei ließ Nele den Arm noch fester um die Geschwister schlingen. Sie drückte sie, raunte ihnen ein »Bleibt, wo ihr seid!« zu und löste sich dann von ihnen, um dem groben Klotz von einem Kerl entgegenzueilen, sich vor ihm aufzubauen und ihm mit geballten Fäusten gegen die Brust zu hämmern.
    Mehr als ein verächtliches Lachen entlockte aber auch sie ihm nicht. Resignierend ließ sie schließlich von ihm ab und wandte sich Agnes zu,

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