0955 - Blutiger Dschungel
ohne den er jetzt nicht hier gewesen wäre. Die Blutsauger hatten ihn sich geholt und bis auf den letzten Tropfen den Lebenssaft aus ihn gezapft. Sich an ihm satt getrunken.
Artimus spürte, wie ihm übel wurde. Die Augen des toten Freundes schienen um Gnade zu flehen. Gnade? Die war bei den Nachtgeschöpfen nicht zu finden.
Und bei Artimus van Zant nun auch nicht mehr.
El Rojo und sein Clan würden dafür büßen müssen. Doch zunächst ging es darum, die Kinder aus dem Dschungel zu schaffen. Zeit für Pläne ließ man ihm dabei allerdings nicht, denn erneut erklang in den Baumkronen ein Rauschen - erzeugt von ledernen Schwingen, da war Artimus sicher. Er schnappte sich Pedro und warf den völlig apathischen Jungen über seine Schulter.
»Ana, komm - lauf so schnell du kannst. In diese Richtung. Und blicke dich nicht um, was auch immer geschieht. Lauf, Mädchen!«
Artimus hatte sich entschieden. Laut Alita war dieser Dschungelgürtel nicht sehr tief. Dahinter schloss sich ein unbewohntes Areal von enormen Ausmaßen an. Wenn Alita die Flucht mit den drei Jungen gelungen war - und davon ging er aus - würde ab sofort die gesamte Wachtruppe von Rojo dort auf die restlichen Kinder und deren Helfer warten. Sollten sie nur, denn Artimus hatte den Weg durch die Dschungel gewählt.
Doch da war noch immer der Vampir, der ihm und den beiden Geschwistern im Nacken saß. Oder waren es sogar mehrere? Van Zant verfluchte nicht zum ersten Mal die Tatsache, dass der Splitter in seiner Hand in seinen Reaktionen so gar nicht berechenbar war. Manchmal attackierte er Schwarze Magie, von wem sie auch immer ausging; dann wieder geschah nichts.
Das Erbe, das ihm Khira Stolt hinterlassen hatte, war ihm so oft keine Hilfe - eher im Gegenteil. Artimus dachte an Zamorra, der mit Merlins Stern oft ähnliche Probleme gehabt hatte. Aber das alles ließ sich jetzt nicht ändern.
Artimus rannte, versuchte Hindernissen aus dem Weg zu gehen, nicht zu stolpern. Alles nicht so einfach, wenn einem nicht einmal der Mond mit seinen Lichtstrahlen unterstützte. Vorhin, auf dieser grauenvollen Lichtung, hatten die Lichtstrahlen den Weg zum Waldboden geschafft, doch da hatten die Baumkronen ihnen auch Platz gemacht. Hier war jetzt wieder tiefster Urwald.
Mit jedem Schritt wurde die Last des kleinen Jungen für Artimus schwerer. War er wirklich schon so erschöpft? Er blieb für einen Moment stehen und rang nach Atem. Seine Lungen wollten sich einfach nicht füllen lassen. Die Luft war hier so dick, dass Artimus glaubte sie mit den Händen fassen und festhalten zu können.
Hinter ihm wurde es mit einem Mal laut. Dann brach der Vampir durch die Baumkronen hindurch und stürzte sich auf den Südstaatler. Van Zant registrierte das abstoßende Äußere des Blutsaugers. Artimus erinnerte sich an die Gestalt, in der Sarkana, der Vampirdämon, oft gezeigt hatte - als riesige Fledermaus mit Menschenkopf, ledrigen Schwingen und hässlichem nackten Körper. Der Rojo -Clan schien sich daran zu orientieren; ganz im Gegensatz zu den meisten Vampiren, die auf der Erde lebten und ihr Äußeres strikt den Menschen nachahmten.
Die Fledermaus war schon nahe an ihm heran und Artimus blickte sich verzweifelt nach einer brauchbaren Waffe um. Doch da gab es nichts, das Erfolg versprechend aussah. Er musste sich der körperlich weit überlegenen Kreatur stellen. Das bedeutete nicht mehr als die Tatsache, dass er nur noch wenige Sekunden zu leben hatte.
Als der Splitter in seiner Hand sonnenhell aufleuchtete, wurde er selbst geblendet. Doch dann hörte er den entsetzlichen Schrei des Monsters, das schon auf Armlänge an ihn herangekommen war. Nur langsam kehrte Artimus' Sehfähigkeit zurück. Seine Ohren funktionierten jedoch um so besser. Was sie hörten war eindeutig - der Vampir floh in Panik, nach wie vor seine grellen Schreie ausstoßend. Dann ertönte ein dumpfer Schlag. Das Monster musste gegen einen Baum geflogen sein. Sofort kehrte Ruhe ein.
Van Zant begriff nicht, was genau geschehen war, doch das Licht, das sein Splitter erzeugt hatte, schien für die Augen des Vampirs drastische Folgen zu haben. War er erblindet? Artimus riss sich zusammen, denn die unerwartete Wendung brachte ihm und den Kindern Luft um die Flucht fortzusetzen.
Irgendwie war er überzeugt, dass sich nun eine ganze Horde der Blutsauger auf ihre Fährte setzen würden. Und die würden sich sicher nicht so überhastet auf ihre vermeintlichen Opfer stürzen.
Van Zant warf sich Pedro erneut
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