0955 - Blutiger Dschungel
erzeugte ein Geräusch, das Artimus eine Gänsehaut einbrachte; es klang als würden Türen zugeschlagen, die an rostigen Scharnieren hingen. Alleine ihr Anblick erzeugte eine derart lähmende Angst, dass Ana und Pedro hysterische Schreie ausstießen, die einfach nicht enden wollten. Die Kinder sahen diese Wesen nicht zum ersten Mal. Artimus empfand nun noch mehr Bewunderung dafür, dass es immer wieder Kinder in diesem Lager gab, die eine Flucht riskierten.
Ob er dazu wohl den Mut aufgebracht hätte? Wahrscheinlich wäre er vor Angst wie erstarrt gewesen, denn dieser Anblick musste eine Kinderseele doch zu Eis gefrieren lassen. Vielleicht hatte van Zant diese Vorstellung in sich aufrufen müssen, um seine eigene Erstarrtheit zu besiegen, denn die war nun vollkommen verschwunden.
Er blickte auf seine linke Hand. Konnte er sich auf die Hilfe des Splitters verlassen? Wenn nicht, dann war eh alles verloren. Eine Flucht zurück in den vielleicht schützenden Dschungel konnte es jetzt nicht mehr geben, da die fünf Blutsauger in breiter Front auf ihn und die Kinder zu kamen. Ein Entfliehen in dieses tote Land hinter ihnen war absolut sinnlos. Die Vampire würden sie spielerisch leicht einholen.
Es gab also nur die eine Variante - und die lautete Kampf !
Der erste der Blutsäufer hatte es augenscheinlich eiliger als seine Kumpanen, die sich auf einer Ebene nebeneinander hielten. Mit einem schrillen Aufschrei stieß er aus der Höhe auf seine Opfer nieder. Van Zant stieß die Kinder zu Boden, damit sie dem Vampir nicht als leicht zu ergreifende Beute dienen konnten. Doch der hatte sich schon vorher ganz auf Artimus konzentriert.
Der Physiker duckte sich weg, als ein mit scharfen Krallen bewehrter Fuß nach seinem Kopf trat. Er fühlte, wie etwas Spitzes über seinen Schädel schrammte und registrierte den beißenden Schmerz, der folgte. Dann lief ihm Blut über die Stirn direkt in seine Augen. Mit wilden Bewegungen wischte van Zant es fort. Und seine Angst und Wut schlugen um in den grenzenlosen Zorn, den er einst als Krieger der weißen Stadt Armakath gekannt hatte!
Artimus wusste nicht, ob es dieser Gefühlsausbruch war, der den Splitter endgültig aktiviert hatte, doch das war ihm auch gleichgültig. Khira Stolts Vermächtnis brach sich seinen Weg nach außen.
Und es traf den Vampir vollkommen unvorbereitet.
Das gleißende Licht schoss aus Artimus' Hand und traf den Blutsauger, der sich gerade anschickte, seine zweite Attacke zu starten; die blutende Wunde auf van Zants Kopf feuerte ihn dabei sicher noch mehr an, denn er hatte Durst.
Doch soweit kam er nicht - der Splitter entfaltete eine Art von Energie, die auch für Artimus vollkommen neu war. Sie glich einer heftigen Druckwelle, die den Vampirkörper erfasste und wie ein Geschoss in die Richtung seiner Artgenossen schleuderte. Gelenkt oder nicht - Zufall oder Absicht? Das konnte van Zant nicht sagen, doch es war eine Tatsache, dass der Blutsäufer gegen einen der anderen Vampire prallte. Beide verloren vollkommen die Kontrolle über ihr Tun und stürzten wie zwei riesige Steine zu Boden.
Das brachte den Ansturm der Vampire vorerst einmal zum Stoppen.
Die restlichen drei ließen sich ebenfalls zu Boden sinken und schienen verwirrt und ratlos, was da eben geschehen war.
Artimus wusste, dass der Kampf damit wahrlich noch nicht entschieden war.
Hektisch blickte er sich erneut nach allen Seiten hin um. Fast am Horizont entdeckte er so etwas wie einen kleinen Hügel. Sicher nicht mehr, als ein paar aufeinander liegende Felsbrocken, doch alles war besser, als sich hier wie auf dem Präsentierteller anzubieten. Er half den Kindern auf die Beine.
»Kommt schon - lauft zu den Felsen dort hinten und bleibt nicht stehen, ganz gleich, was hinter euch geschieht. Ihr kümmert euch nicht um mich, sondern versucht euch dort zu verstecken, okay?«
Die beiden nickten und rannten auch tatsächlich sofort los. Was Artimus ihnen da als Zielpunkt angeboten hatte, war nun wirklich kaum so zu nennen. Doch eine Alternative konnte er nicht bieten - zudem wollte er die Kinder außer Reichweite wissen, wenn die Vampire sich neu formieren würden. Er blickte wieder einmal auf seine Hand. Der Splitter pulsierte unter der Haut. Irgendwie machte das einen recht angriffslustigen Eindruck, doch van Zant hasste das Gefühl, im Besitz einer vielleicht äußerst durchschlagkräftigen Waffe gegen die Vampire zu sein, diese aber in keiner Weise kontrollieren zu können.
Ein Blick zu den
Weitere Kostenlose Bücher