0959 - Asmodis’ Hölle
begrenzt. Asmodis hatte sich schon vor über einem Jahr vorgenommen, das Meldesystem dahin gehend zu optimieren, war aber durch die ganzen dramatischen Ereignisse in dieser Zeit nicht dazu gekommen. Er würde es nachholen.
Das Warnsystem arbeitete direkt in Asmodis' Gedanken hinein. So konnte er es bequem steuern.
Alles Wichtige über die Erde.
Übergangslos entstanden Bilder in seinem Kopf. Asmodis sah einen gigantischen, Kilometer hohen Baum, der sich inmitten einer Großstadt erhob.
»London?«, flüsterte der Dämon ungläubig. »Das ist tatsächlich London. Oder doch nicht? Was bei LUZI… was geht da vor sich?« Gespannt starrte er auf die Szenen, die aus verschiedenen Perspektiven vor ihm abliefen. Die Häuser und Straßen waren von flächendeckendem Urwalddickicht überzogen. Nur die höheren Bauten ragten noch daraus hervor. Überall waren Menschen verzweifelt damit beschäftigt, die wild wuchernden Bäume und Pflanzen zu roden, doch es schien der berühmte Kampf gegen die Windmühlen zu sein. Immer schneller verwandelte sich die Stadt an der Themse in eine lebensfeindliche Wildnis. Auf den Straßen, die noch frei waren, patrouillierten Militärfahrzeuge. Die Soldaten versuchten die Ordnung aufrechtzuerhalten, standen aber ebenso auf verlorenem Posten wie alle anderen. Risse liefen bereits über den Asphalt der noch freien Straßen. Plötzlich schien ein Teil der Straße zu explodieren. Asphaltstücke schossen nach allen Seiten weg und trafen zwei Menschen, die blutend zusammensanken. Die mächtige Wurzel, die den Straßenbelag wie ein Peitschenschlag durchbrochen und einen der Jeeps weggeschleudert hatte, stand nun steil in die Höhe.
»Das gibt's nicht«, flüsterte Asmodis fast andächtig. »Was ist das für ein Baum?, Von ihm geht das alles aus. Ist das ein schwarzmagischer Vorgang? Oder…« Sein Murmeln sackte unwillkürlich auf die rein mentale Ebene ab…, ist das vielleicht sogar ein weißmagischer Vorgang? Passiert das, weil durch den Untergang der Hölle die hellen Kräfte langsam die Oberhand gewinnen?
Das wäre enttäuschend gewesen, denn es hätte darauf hingewiesen, dass die Hölle doch vollständig untergegangen war. So klammerte sich Asmodis an den Gedanken, dass das dort nie und nimmer ein weißmagischer Vorgang sein konnte, weil er viel zu viele Menschen das Leben kostete. Dass auch die hellen Kräfte nicht immer nur Leben erhielten, verdrängte er im Moment einfach.
Der gewaltige Baum begann zu verschwimmen, unscharf zu werden. Und mit ihm die Stadt darunter! Sekunden später war beides verschwunden. Etwas, das wie eine dichte, undurchdringliche Nebelwand aussah, nahm nun den Platz ein, an dem Baum und Stadt eben noch sichtbar gewesen waren.
Mehr passierte nicht, also schien das der momentane Status quo zu sein. Asmodis kam nicht dazu, sich weiter über die Nebelsphäre zu wundern oder gar, sich mit ihr zu beschäftigen. Die Szenerie wechselte. Er sah plötzlich Urwald. Ein Gebiet im kolumbianischen Grenzgebiet. Amazonien nannten die Menschen diesen Landstrich. Er beobachtete Hunderte Soldaten, die in hektischer Betriebsamkeit eine Militärbasis errichteten. Gleichzeitig sah er Hunderttausende von Tieren, die wie panisch aus einem etwa zweitausend Quadratkilometer großen Gebiet flüchteten.
Etwas war dort.
Etwas?
Asmodis jubelte. Das, was er beobachten konnte, wies eindeutig auf starke schwarzmagische Aktivitäten hin. Menschen, die in die Zone eindrangen, wurden von unsichtbaren Kräften gepackt und als Schwall aus Blut, Knochen und Gedärmen wieder aus Bäumen geworfen oder auf andere grausame Weise getötet. Im Dickicht sah der Erzdämon auch das eine oder andere dämonische Wesen herumstreifen. Und er sah niedere Schwarzblütige, die es zu Tausenden wie die Lemminge zum Zentrum der Sphäre zog. Dort verschwanden sie in einem ähnlich undurchsichtigen Nebel wie dem, der London im Griff hielt. Was genau sich unter der Nebelsphäre abspielte, konnte das Warnsystem Asmodis wohl nicht zeigen. Immerhin glaubte er die düsteren Schatten riesiger Formationen zu erkennen, die ihn irgendwie an architektonische Gebilde erinnerten. Und ebenso riesige, fließende Gestalten, die wie Amöben aussahen.
Professor Zamorra und Duval erschienen bei der Militärstation und mischten sich ins Geschehen ein. Mit einem CIA-Agenten namens Devaine, der das große Wort zu führen schien und der Duval niederschoss, wofür ihm Asmodis das ewige Leben hätte geben mögen, drang Zamorra in die seltsame
Weitere Kostenlose Bücher