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096 - Die Gräfin von Ascot

096 - Die Gräfin von Ascot

Titel: 096 - Die Gräfin von Ascot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ein Honorar zu zahlen brauchte, und Juristen, von deren Wissen er kostenlos profitierte. Aber die Auskunft, die er jetzt erhielt, war nicht nach seinem Geschmack.
    »Mein Lieber, Sie haben nicht das geringste Recht, derartige Forderungen zu stellen. Sie sind nicht einmal mit der jungen Dame verwandt, und wenn Sie die Sache vor Gericht bringen, werden Sie glatt mit Ihrer Klage abgewiesen, ja, der Richter wird Ihnen wahrscheinlich sagen, daß es eine Unverschämtheit ist, derartige Forderungen überhaupt zu stellen.« »Aber wenn ich nun mit ihr verlobt wäre?«
    »Auch das würde Ihnen nicht das mindeste Recht zu solchen Handlungen geben. Nur wenn Sie die Dame geheiratet hatten, wäre es anders. Dann könnten Sie als Gatte Aufklärung verlangen.«
    Sein Freund setzte ihm noch auseinander, daß es ein sehr langwieriger und kostspieliger Prozeß werden würde, wenn er unter diesen Voraussetzungen nachprüfen ließ, inwieweit Mrs. Carawood zur Führung der Vormundschaft berechtigt sei. Als er schließlich noch ungefähr die Summen nannte, die ein Anwalt als Vorauszahlung verlangen würde, bekam Julian doch einen heilsamen Schrecken.
    »Ich würde an Ihrer Stelle die Finger von der Sache lassen. Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, dann nehmen Sie einen Fernkurs für Einbrecher, kaufen sich ein Stemmeisen und versuchen, inoffiziell hinter das Geheimnis zu kommen!«

20
    Diese scherzhafte Bemerkung machte Eindruck auf Julian. Er dachte sofort an den alten Mann, den er in seiner Wohnung ertappt und dessen Adresse er sich notiert hatte.
    Als er jedoch die verschiedenen Möglichkeiten erwog, sah er wieder davon ab. Die Sache erschien ihm zu gefährlich. Aber langsam und allmählich kam er doch wieder auf diesen Plan zurück. Er selbst wollte ja dieses waghalsige Abenteuer nicht unternehmen; er hatte gerade genug von Herman gesehen und gehört und wollte nicht riskieren, ihm in die Arme zu fallen. Aber er selbst brauchte sich diesen Unannehmlichkeiten ja auch nicht auszusetzen; er konnte doch einen anderen für sich arbeiten lassen, wie er es früher schon getan hatte. Man konnte dem Mann ja genügend Geld zahlen, so daß er schweigen würde. Er überdachte alle möglichen Folgen und Einzelheiten, und je mehr er über den Plan nachsann, desto besser gefiel er ihm.
    Er schrieb eine kurze Nachricht und brachte sie selbst zur Post. Allerdings mußte er mit der Gefahr rechnen, daß der Brief in falsche Hände fiel, aber auch dann konnte man ihm nichts anhaben. Mit diesem tröstlichen Gedanken wartete er auf eine Antwort.
    Um neun Uhr klingelte es. Er legte die Zeitung hin, öffnete Hie Wohnungstür und begrüßte Mr. Smith, der an diesem Abend noch abstoßender aussah als sonst. »Kommen Sie herein«, sagte er.
    Der Mann nahm die Mütze in die Hand und folgte ihm in das kleine Arbeitszimmer. »Nehmen Sie Platz.«
    Julian wies ihm einen Stuhl an, der vom Schreibtisch möglichst weit entfernt stand. Es hatte fast den Anschein, als ob ihm die Atmosphäre, die dieser Mann in die Wohnung brachte, unangenehm sei. »Nun, wie geht es Ihnen?«
    »Ich bin am Verhungern«, erwiderte der andere in schlechter Laune. »Man kann überhaupt keine anständige Arbeit bekommen, wenn diese Polypen immer hinter einem her sind.«
    »Polypen? Ach, Sie meinen die Kriminalbeamten von Scotland Yard? Werden Sie denn von denen verfolgt?«
    »Ja, die schikanieren mich, wo und wann sie nur können«, log Smith glatt. »Wenn man gerade eine Anstellung erhalten könnte, kommen sie dazu und erzählen dem neuen Chef, daß man ein alter Verbrecher ist, der im Zuchthaus gesessen hat. Und dann liegt man wieder auf der Straße.« Das war eines dieser Märchen, mit denen er schon klügere Leute als Julian getäuscht hatte. Aber der junge Mann kümmerte sich im Augenblick nicht darum, was Smith sagte. Er dachte nur an seinen Plan, »Ich habe eine kleine Sache für Sie.«
    Die Worte waren ihm entschlüpft, bevor er sich richtig darüber klar wurde, daß er damit diesem gefährlichen Mann auf Gnade und Ungnade ausgeliefert war. Smith verzog das Gesicht.
    »Leider bin ich schon zu alt und zu schwach, um schwer arbeiten zu können«, protestierte er. »Ich habe die besten Jahre meines Lebens im Gefängnis verbracht, da können Sie nicht von mir erwarten -« »Ich glaube, bei der Sache brauchen Sie sich nicht sehr anzustrengen«, entgegnete Julian bedächtig. »Und die hundert Pfund, die Sie dadurch verdienen können, sind auch nicht zu verachten. Dazu kommt, daß Sie meinen

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