Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
096 - Die Gräfin von Ascot

096 - Die Gräfin von Ascot

Titel: 096 - Die Gräfin von Ascot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
geärgert«, sagte sie müde. »Ich hätte ihm eigentlich eine Ohrfeige geben sollen, aber dazu war ich im Augenblick nicht imstande.«
    »Es war auch besser so«, beruhigte er sie.
    John Morlay war erstaunt, daß sie nicht entrüsteter über den Mann war, der Mrs. Carawood derartig beschimpft hatte. Im Gegenteil, sie sprach ruhig und vollkommen leidenschaftslos.
    »In gewisser Weise tut er mir sogar leid. Aber ich muß ihm ein für allemal klarmachen, daß er sich nicht mehr für mich und mein Vermögen interessieren soll.«
    »Das wird Ihnen bei Julian sehr schwer gelingen.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Das glaube ich nicht«, sagte sie so selbstbewußt und zuversichtlich, daß er sie erstaunt ansah.
    Während sie neben ihm im Auto saß, stellte er eine Frage. Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein, er hat mir keinen Antrag gemacht. In gewisser Weise ist er sogar sehr nett und liebenswürdig. Er hat sich sogar nicht einmal die Mühe gegeben, sein Interesse an mir zu verheimlichen, dabei hat er mir aber nicht die Hand gedrückt oder versucht, mich zu küssen oder sonst etwas zu unternehmen, wogegen Sie in Ihrer Eigenschaft als Schutzengel protestieren könnten.«
    Sie verabredeten, daß John draußen auf dem Treppenabsatz vor Julians Wohnung warten sollte, während sie hineinging, um mit ihm zu sprechen. Aber Julian brachte diese Pläne zum Scheitern. Als er in seinem bunten Morgenrock an der Wohnungstür erschien, gab er sich nicht damit zufrieden, sondern nötigte sie beide, näher zu treten. John war über diese Taktlosigkeit sehr betreten.
    »Ich weiß wohl, ich habe mich schrecklich benommen. Es war entsetzlich von mir, aber das wollen wir jetzt vergessen. Bitte, kommen Sie doch herein. Ich werde versuchen, mein Unrecht wieder gutzumachen, soweit mir das möglich ist -« Dann schloß er die Tür hinter ihnen.
    »Wenn Sie eine Entschuldigung von mir verlangen, dann ist Ihre Forderung schon im voraus gewährt. Es war nicht richtig von mir, daß ich nach der Höhe des Vermögens fragte, aber offengestanden hat mich diese Frage um Ihretwillen sehr bewegt und ich weiß auch jetzt noch nicht, ob Sie tatsächlich eine reiche Erbin oder das bedauerliche Opfer der Intrigen einer schlechten Frau sind.«
    »Das hört sich ja beinahe so an, als ob Sie hier auf der Bühne stünden und irgendeine Rolle spielten«, sagte John, der trotz alledem die Kaltblütigkeit des Mannes bewunderte.
    Julian führte die beiden in das gemütlich eingerichtete Wohnzimmer, wo er am Abend vorher Mr. Smith empfangen hatte. Die Fenster standen auf, und das Sonnenlicht fiel herein.
    »Sie sind ja in merkwürdig guter Stimmung«, meinte John. Auch Marie machte eine derartige Bemerkung. Im stillen dachte sie aber, daß ihm nach der Unterredung mit ihr schon anders zumute sein würde. »Warum soll ich denn nicht vergnügt sein? Das Leben liegt doch noch vor mir! Können Sie mir übrigens sagen, John, ob in Ihrem Bürohaus irgendwelche Räume leerstehen?«
    Diese Frage überraschte Morlay. »Wollen Sie denn ein Geschäft aufmachen?«
    »Ich möchte einen ruhigen Platz mieten, wo ich mein Buch fertigschreiben kann«, erklärte Julian.
    »Vor ein paar Monaten hätten Sie noch Büroräume in der zweiten Etage haben können. Das Büro wurde von einer Gesellschaft gemietet, die meines Wissens jetzt bankrott gegangen ist. Die Leute haben sie weitervermietet -«
    »Kann ich Sie einmal allein sprechen, Julian?« unterbrach Marie diese lebhafte geschäftliche Unterhaltung.
    »Aber gewiß«, erwiderte Julian und öffnete die Tür des kleinen Speisezimmers. »Morlay, Sie werden sicher ein paar Bücher finden, die Sie interessieren. Außerdem ist die Tür ja nicht zugeschlossen. Wenn Sie Hilfeschreie hören, können Sie also schnell ms Zimmer stürzen und Gräfin Marie wie ein Held retten.«
    »Es tut mir unendlich leid, Marie«, sagte er, als die beiden allein waren. »Ich habe einen großen Fehler gemacht, und ich verspreche Ihnen, daß es nicht wieder vorkommen soll. Ich werde mich bessern. Aber wenn ich meine Behauptungen beweisen kann, wenn Sie tatsächlich um Ihr Vermögen gebracht worden sind -«
    »Sie werden sich um diese Sache nicht mehr kümmern. Und wenn Sie noch dabei sind, Nachforschungen anzustellen, so wird das sofort aufhören«, erklärte sie ruhig. Julian lächelte.
    »Ich habe doch aber Ihre Interessen wahrzunehmen -«
    »Kümmern Sie sich gefälligst um Ihre eigenen Angelegenheiten.«
    Sie nahm ein kleines rotes Lederetui aus ihrer Handtasche

Weitere Kostenlose Bücher