096 - Dr. Satanas Killer-Computer

Schiff.
    „Unser Ei ist
ins Kochen geraten“, sagte Kunaritschew zu Larry, während sie sich mit den
anderen zurückzogen.
    Es wurde
ihnen unheimlich. Wurde hier Atomenergie frei?
    Sie zogen
sich so weit wie möglich zurück. Die Kuppel begann zu glühen. Rot wie ein
blutiger Pfahl ragte sie zwischen den bizarren Eisblöcken hervor und sank immer
tiefer, Zentimeter für Zentimeter. Rund um die Computerstation schmolz das Eis
und das Wasser schwappte über.
    Heißglühend
tauchte der Fremdkörper im ewigen Eis ein.
    Sie sahen es
alle. Und keiner sagte ein Wort.
    Das dumpfe
Glühen spiegelte sich in den umliegenden Eisbergen.
    Niemand
wußte, wie tief die Kuppel einsank.
    Hundert Meter
oder tausend?
    Sie
verschwand, und man sah sie nicht mehr, und als die enorme Energieentwicklung
beendet war, wurde aus dem Wasser wieder Eis, und eine undurchdringliche, nicht
auszulotende Eisschicht bedeckte ein unheimliches und ungewöhnliches Grab.
    Die Flugzeuge,
die in unmittelbarer Nähe der rätselhaften Kuppel gestanden hatten, teilten das
Schicksal der Computerstation. Sie waren in den rund um die Kuppel entstehenden
See gestürzt und nicht eines war der Vernichtung entgangen. Dr. Satanas’
Killer-Computer hatte seinen Auftrag bis in alle Einzelheiten erfüllt.
    An diesem Tag
ging Larrys Blick weit über die endlose Eisfläche, und am Horizont blickte er
einem Flugzeug nach, mit dem Veränderte, die gerettet wurden, in die Staaten
flogen. Man hoffte, daß sie nach der Entfernung der eingepflanzten
Minicomputer, die selbsttätig das Programm ausführten, für das sie eingerichtet
worden waren, wieder zu vollwertigen Menschen wurden . . .
    Zerstörte,
mit Schnee und Eis überkurstete Roboter lagen herum.
    Unter den
Toten hatte man nicht Dr. Satanas gefunden.
    Die
versinkende Kuppel hatte Schuldige und Unschuldige mit sich in die Tiefe
gerissen.
    Anna Lehner
und Melanie Burgstein, Neandertal -Mann und viele
hundert andere Ungenannte, deren Namen jedoch in der Vermißtenkartei der Polizei
standen, waren Opfer grausiger Experimente geworden.
    Auch Dr.
Satanas?
    „Ich hoffe es
jedenfalls“, sagte X-RAY-3 ernst. „Das Kuckucksei, das er mitten auf die
Erdkugel gestellt hat, ist verschwunden. Hat es auch ihn mit in die Tiefe
gerissen? Wir können es nur erraten. In der allgemeinen Aufregung und dem
Durcheinander kann ihm die Flucht gelungen sein.“
    „Unwahrscheinlich,
Towarischtsch“, knurrte der Russe. „Nachdem, wie du ihn mir beschrieben hast,
war er nicht so angezogen, daß er einen längeren Aufenthalt in dieser Kälte
unbeschadet überstand.“
    „Sag’ das
nicht, Brüderchen! Wenn es um Satanas geht, ist fast alles möglich. Ich trau’
ihm zu, daß er sich durchschlägt, wo wir längst die Flügel hängen lassen. Bei
Satanas ist Vorsicht geboten, denn wir wissen so gut wie nichts über ihn. Ein
Mann, der eine solche Anlage unbemerkt errichten und betreiben kann, muß
entweder über Mittel und Kontakte verfügen, von denen wir uns keine Vorstellung
machen, oder - er ist der leibhaftige Teufel selbst!
    Sie blickten sich
an.
    Wortlos
wandten sie sich dann um, nicht ganz zufrieden mit ihrer Mission, weil sie eine
Frage offen ließ, nämlich Satanas’ Schicksal...
    Mit schweren Schritte gingen sie über das knirschende Eis und
stapften durch den Schnee zu dem bereitstehenden Schlitten, mit dem sie
hierhergekommen waren. Unruhig tänzelten die Hunde an den Leinen.
    Iwan
Kunaritschew und Larry Brent warfen noch einen Blick zurück über die endlose,
weite weiße Fläche, wo zwischen bizarren Eisfelsen noch gestern eine
geheimnisvolle, eiförmige Kuppel gestanden hatte. Es war, als erwarteten sie,
daß Satanas wie ein Geist aus der Tiefe des eisigen Grabes fuhr.
    Aber es
ereignete sich nichts Besonderes ...
    Der Wind
wehte den Schnee über die wellenförmigen Erhebungen, verwischte die Spuren des
Gewesenen, und es war ein Bild endloser Erhabenheit und Einsamkeit, das sie
umgab und aufnahm, in dem sie sich verloren wie zwei dunkle Punkte.
     
    ENDE