Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
096 - In Soho regiert der Tod

096 - In Soho regiert der Tod

Titel: 096 - In Soho regiert der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
widerliches Getier über Apreas große Hände, doch das machte ihm nichts aus. Er schüttelte es nicht einmal ab.
    Er ließ die letzte Sprosse aus, sprang und landete auf einem schmalen Betonsteg neben der träge vorbeifließenden Kloake.
    Er fand, daß die Kanalisation eine großartige Einrichtung war. Man konnte in diesem weit verzweigten System von Röhren und Gängen untertauchen und an einer anderen Stelle wieder an die Oberfläche kommen.
    Von diesem Vorteil wollte Keenan Aprea heute wieder Gebrauch machen.
    Es war noch nicht lange her, da hatte ihn die Polizei beinahe in die Enge getrieben.
    Die Kanalisation war sein rettender Ausweg gewesen, und die Bullen hatten durch die Finger gesehen.
    Als er den Betonsteg entlangeilte, schreckten Ratten auf und rannten quietschend davon.
    Er hatte nichts gegen Ratten. Im Gegenteil. Er fühlte sich ihnen seelisch verbunden.
    Während McDiarmid und Yates jeden Quadratmeter ihrer näheren Umgebung gewissenhaft unter die Lupe nahmen, setzte sich Aprea zufrieden grinsend von ihnen ab.
    Er lief nicht sehr weit. Als wieder mal ein Gullyschacht nach oben führte, kletterte er kurzentschlossen an den Sprossen hoch.
    Vorsichtig drückte er den gußeisernen Deckel ein kleines Stück hoch, und im nächsten Moment war ein grausames, mordlüsternes Glitzern in seinen Augen, denn er sah einen Menschen. Ein Mädchen!
    Allein!
    Ein Opfer!
    ***
    Sie hieß Julie Hudson, war langbeinig und blond; keine richtige Schönheit, aber sie hatte das gewisse Etwas, auf das die Männer flogen.
    Julie wußte, wie man Männer umgarnte und womit sie ihnen eine große Freude machte, und sie ließ sich dieses Wissen bezahlen.
    Sie schaffte an, ging auf den Strich. Aber sie hatte keinen Zuhälter. So etwas brauchte sie nicht, fand sie.
    Diese Kerle nannten sich großspurig ›Beschützer‹, waren in Wirklichkeit aber nur elende Parasiten, die vom Geld ihrer Mädchen lebten, und da spielte Julie nicht mit.
    Sie war der Ansicht, daß sie sehr gut auf sich selbst aufpassen konnte. Das war ertragreicher, und sie brauchte sich mit keinem solchen Taugenichts herumzuärgern.
    Sie kannte genug Mädchen, die von ihren Freunden regelmäßig verprügelt wurden. Vor allem dann, wenn sie nicht genug Geld ablieferten. Sie bekamen aber auch Dresche, wenn sie nicht so spurten, wie es ihre Zuhälter wollten.
    Das fiel bei Julie Hudson alles flach. Sie konnte tun, was sie wollte, und war niemandem Rechenschaft schuldig.
    Sie hatte einen atemberaubenden Körper, der so viel Sex ausstrahlte, daß kein normal veranlagter Mann daran vorbeigehen konnte, ohne es zu spüren.
    Dennoch hatte Julie heute in ihrem Stammlokal noch keinen Freier aufgerissen. Natürlich hätte es genug Männer gegeben, die gern mit ihr gegangen wären, aber sie waren - finanziell gesehen - schwach auf der Brust, und Julie ging nicht zum Vergnügen auf den Strich.
    Deshalb war sie im Begriff, das Lokal zu wechseln. Ihr Ziel war die ›Pine Apple Bar‹.
    Julie hatte die Erfahrung gemacht, daß sich das Geschehen hin und wieder aus unerfindlichen Gründen verlagerte. Wenn in ihrem Stammlokal gähnende Langeweile herrschte, ging es im ›Pine Apple‹ zur selben Zeit zumeist hoch her.
    Deshalb war sie dorthin unterwegs, und sie nahm die Abkürzung. Das war zwar eine menschenleere, finstere, unheimliche Straße, aber es ersparte ihr fast fünf Minuten.
    Mit einer raschen Kopfbewegung warf Julie ihre blonde Mähne zurück. Ein merkwürdiges Gefühl beschlich sie.
    Als wenn jemand hinter ihr her wäre…
    Zuerst versuchte sie dieses Gefühl zu ignorieren, doch dann warf sie doch einen beunruhigten Blick zurück.
    Zu sehen war niemand. Einbildung? fragte sich Julie.
    Sie beschleunigte ihren Schritt.
    Vielleicht hätte ich doch lieber den anderen, längeren Weg gehen sollen, überlegte das Mädchen. Dieses unangenehme Gefühl wurde stärker. Es konnte sich um keine Einbildung handeln.
    Julie schaute wieder zurück.
    Da passierte es!
    Mit großer Kraft wurde ein Gullydeckel hochgestoßen. Heller Dampf schoß empor. Einen kurzen Moment dachte Julie Hudson an eine Explosion, und sie hielt den Dampf für eine Feuersäule.
    Gleich darauf erschien ihr der Gullyschacht als eine direkte Verbindung zur Hölle, denn ihm entstieg ein grauenerregender Teufel. Als Julie das riesige Messer sah, wußte sie, mit wem sie es zu tun hatte.
    Das war der Stecher von Soho!
    Ihr Herz blieb vor Schreck stehen. Sie wollte schreien, doch eine eiskalte Hand schien sich um ihren Hals

Weitere Kostenlose Bücher