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096 - In Soho regiert der Tod

096 - In Soho regiert der Tod

Titel: 096 - In Soho regiert der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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mitbekommen hätte.
    »Selbst wenn ich blind und taub wäre, wüßte ich davon«, sagte ich. »Die Sache ging ja durch alle Medien.«
    Der Industrielle blies eine große blaue Wolke aus, die uns langsam einhüllte. »Ja, unsere Journalisten sind auf Draht.«
    »Heute wurde Keenan Aprea beerdigt«, sagte ich.
    »Um den hat niemand geweint«, bemerkte der Gnom.
    Ich schaute ihn überrascht an. »Warst du auf dem Friedhof?«
    Cruv nickte. »Mit Tuvvana.«
    »Wozu? Entwickelst du dich zum kleinen Sensationsgeier?« fragte ich den Knirps.
    »Ich habe ihn gebeten, an der Beerdigung teilzunehmen«, sagte Tucker Peckinpah.
    »Hatten Sie dafür einen besonderen Grund?« wollte ich wissen.
    »Keinen Grund. Mehr eine Ahnung, eine Befürchtung«, erwiderte der Industrielle.
    »Was haben Sie befürchtet, Partner?« fragte ich. Wir waren wirklich Partner.
    Ich war von ihm vor Jahren auf Dauer engagiert worden. Diese einmalige Verbindung hatte der schwarzen Macht schon einige schwere Niederlagen bereitet.
    »Keenan Aprea war ein böser, grausamer Mensch, ein Teufel in Menschengestalt, könnte man sagen. Was er getan hat, mußte die volle Zustimmung der Hölle gefunden haben…«
    »Und plötzlich erschießt man ihn«, unterbrach ich den Industriellen. »Und Sie meinen, die Hölle könnte das als einen gegen sich gerichteten Akt werten und irgend etwas unternehmen?«
    »Finden Sie, daß dieser Gedankengang überspitzt ist, Tony?« fragte Tucker Peckinpah. Er schlug ein Bein über das andere und paffte kräftig. Ich als Nichtraucher hatte es aufgegeben, ihm klarmachen zu wollen, daß es gesünder gewesen wäre, in Zukunft die Finger von den Zigarren zu lassen. Vor Krebs konnte auch Reichtum nicht schützen.
    Ich musterte den Industriellen. Er war leicht rundlich, aber für sein Alter noch recht gut in Form.
    »Wurden Ihre Befürchtungen bestätigt?« fragte ich, weil mir etwas schwante.
    »Cruv!« sagte Tucker Peckinpah.
    Der Gnom griff in die Innentasche seines Maßjacketts und holte einen gelben Umschlag heraus. Wortlos legte er ihn auf den Tisch und schob ihn mir mit spitzen Fingern zu.
    »Was ist da drin?« fragte ich.
    »Mach den Umschlag auf, dann weißt du es«, gab Cruv zurück.
    Ich öffnete das Kuvert, mehrere Fotografien rutschten heraus und fielen auf den Tisch.
    Ich reihte die Bilder nebeneinander auf und ließ meinen Blick darübergleiten.
    Ein Friedhof… Menschen… Gräber… Ein Sarg… Ein offenes Grab…
    Aufnahmen, die auf Keenan Apreas Beerdigung gemacht worden waren.
    »Wer hat die Bilder geschossen?« fragte ich und blickte Cruv an. »Du?«
    Der Kleine schüttelte den Kopf. »Ein Reporter. Ich habe ihm die Abzüge abgekauft.«
    »Wozu?« fragte ich. »Fürs Familienalbum eignen sie sich wohl kaum.«
    »Würden Sie sich die Bilder genau ansehen, Tony?« verlangte Tucker Peckinpah. »Und sagen Sie uns anschließend, ob Sie irgend jemanden darauf erkennen.«
    »Wenn Sie das sagen, kenne ich bestimmt jemanden«, erwiderte ich und beugte mich über die Aufnahmen. Plötzlich gab es mir einen Stich.
    Ich hatte auf einem der Fotos unter den ›Trauergästen‹ ein bildschönes Mädchen entdeckt.
    Sie hatte dunkle Augen und kastanienbraunes Haar.
    »Arma!« entfuhr es mir, und mein fiebernder Blick suchte die gefährliche Zauberin auch auf anderen Bildern.
    Ich sah sie mehrmals, und ihr schien es als einzigem nicht recht zu sein, daß Keenan Aprea tot war.
    Enttäuschung spiegelte sich in ihren makellosen Zügen.
    »Ihr scheinen die Greueltaten des Stechers von Soho imponiert zu haben«, sagte Tucker Peckinpah.
    »Und nun könnte sie irgend etwas im Schilde führen«, sagte Cruv.
    »Jemand sollte sich darum kümmern«, bemerkte der Industrielle.
    Mit ›Jemand‹ konnte er eigentlich nur mich meinen. Ich war sofort seiner Meinung.
    ***
    In manchen Grablaternen zuckten die kleinen Flämmchen brennender Kerzen zum Zeichen dafür, daß man der Toten gedachte.
    Welkes Laub knisterte und raschelte unter schnellen Schritten. Eine schlanke Gestalt ging durch die schwarze Dunkelheit, die unter den mächtigen Kronen alter Bäume lag.
    Niemand sonst befand sich auf dem finsteren, stillen Friedhof. Am Tag war hier viel los gewesen, doch jetzt hatten die Toten wieder ihre Ruhe.
    Im Gezweig schrie ein Nachtvogel. Schaurig flog sein Ruf durch die Finsternis. Ein kalter Atem wehte über die Gräber, und der Mond versteckte sich hinter einer dichten Wolkendecke, als wollte er nicht sehen, was auf dem Friedhof geschah.
    Arma blieb

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