096 - In Soho regiert der Tod
sagte Burt McDiarmid mit belegter Stimme.
»Tatsächlich?« fragte Yates schrill. »Wo?«
»Auf dem Airport. Im Parkhaus. Er saß im Fond meines Wagens. Ich bemerkte ihn erst, als er mir sein verdammtes Messer an die Gurgel setzte.«
Yates sah mich entgeistert an. Es hatte den Anschein, als würde er mit mir reden, als er perplex fragte: »Und das hast du überlebt?«
»Könnte ich sonst mit dir telefonieren?« gab McDiarmid zurück.
»Er hatte dich an seinem Messer und ließ dich am Leben?« fragte Yates völlig konsterniert.
»Er wollte mir nur beweisen, wie leicht es für ihn ist, mich zu erwischen. Er wollte mir einen Mordsschrecken einjagen, und - bei Gott - das ist ihm gelungen. Er sagte, ich hätte nicht mehr lange zu leben, und mein Ende würde schrecklich sein.«
»Etwas in der Tonart hat er auch zu mir gesagt«, bemerkte Yates.
»Was passierte dann, Burt?«
»Dann stieg er aus und machte sich aus dem Staub, aber ich folgte ihm, und nun weiß ich, wo er sich versteckt.«
»Wo?« platzte es aus Yates heraus.
McDiarmid nannte eine Mülldeponie in der Nähe des Flughafens.
»Hör zu, Burt!« sagte Yates aufgeregt. »Unternimm nichts allein. Ich komme zu dir. Tu nichts, das dich in Gefahr bringen könnte. Warte auf mich, okay? Ich eile, ich fliege!«
Er warf den Hörer auf den Apparat.
Jetzt wußten wir, wo sich Burt McDiarmid und Keenan Aprea befanden. Das letzte Kapitel dieser Schreckensgeschichte konnte geschrieben werden.
***
Tief, großflächig und häßlich war die Mülldeponie. In dürren Sträuchern hingen Nylon- und Papierfetzen. Was die Großstadt nicht mehr brauchte, wurde hier hingeworfen. Es gab kaum etwas, das man hier nicht finden konnte.
Ein Paradies für Ratten war diese Deponie. Und somit auch die richtige Umgebung für Keenan Aprea, denn auch er war eine Ratte; die gefährlichste von allen.
Gordon Yates fuhr ein Stück in die Deponie hinein und stieg aus. Er war allein. Der Wind warf ihm feuchten Staub in die Augen, und ein undefinierbarer Gestank stieg ihm in die Nase.
Er hielt Ausschau nach McDiarmids Wagen. Es gab zwischen den Müllbergen verschieden breite, tiefe Täler, und in einem davon stand Burt McDiarmids Auto.
Die Heckscheibe spiegelte. Yates konnte nicht erkennen, ob sein Partner im Wagen saß. Er nahm es aber an.
Vorsichtig näherte er sich dem Fahrzeug. Er hoffte, daß Keenan Aprea seine Ankunft nicht mitbekommen hatte. Je näher er dem Auto kam, desto besser konnte er hineinsehen. Burt schien nicht drinnen zu sein.
Bloß keinen falschen Übereifer, mein Junge, dachte Yates besorgt. Wir haben's beinahe geschafft. Es darf in dieser Endphase nicht noch etwas schiefgehen!
Er erreichte das Heck des Wagens, berührte es mit der Hand, bückte sich und schaute in das Fahrzeuginnere.
Burt war wirklich nicht da. Ein unangenehmes Gefühl beschlich Yates. Vielleicht hatte Aprea den Wagen zu früh entdeckt.
Yates Sorge um den Partner wurde immer größer. Er schlich am Fahrzeug entlang und öffnete die Tür auf der Fahrerseite. Der Schlüssel steckte im Zündschloß.
Yates nahm ihn an sich und drückte die Tür geräuschlos zu. Befand sich Burt vielleicht in der Nähe? Durfte er es wagen, ihn zu rufen?
Er tat es gedämpft. »Burt!«
Seine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt.
»Burt!«
Schritte knirschten. Yates wirbelte herum - und sah Burt McDiarmid.
Keenan Aprea stand hinter Burt und drückte ihm das große Messer an die Kehle.
Der Stecher lachte schnarrend. »Jetzt habe ich euch beide!«
***
Wir hatten etwas in dieser Art befürchtet. Deshalb hatten wir Gordon Yates auch allein in Erscheinung treten lassen, aber wir waren in der Nähe und sahen, welchen üblen Trick sich der Stecher ausgedacht hatte, um beide Detektive in seine Gewalt zu bringen.
Ich lag auf einem Müllberg, zwischen Koksschlaken und stinkendem Unrat. Mr. Silver befand sich neben mir.
»Ich wußte, daß die Sache faul ist«, knurrte der Ex-Dämon. »Wenn wir Pech haben, macht Aprea kurzen Prozeß mit den beiden.«
»Nicht unken«, sagte ich leise. »Um Himmels willen, nicht unken, Silver.«
»Wir müssen näher ran!« sagte der Hüne. »Wir sind zu weit von McDiarmid und Yates weg. Auf diese Entfernung können wir für sie nichts tun.«
Wir robbten vorwärts. Mir wäre wohler gewesen, wenn das Messer des Stechers sich nicht an McDiarmids Kehle befunden hätte.
Mir war, als spürte ich den Stahl auch an meiner Gurgel, und schluckte trocken.
»Komm her!« befahl Keenan Aprea mit
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