096 - In Soho regiert der Tod
scharfer Stimme. Der Wind trug sie zu uns hoch.
Ich zog meinen Colt Diamondback aus dem Leder. Ein Schuß auf diese Distanz war ein großes Risiko. Hinzu kam, daß Aprea hinter McDiarmid stand. Nur sein Kopf war ungeschützt.
Sollte ich den Schuß wagen? Würde Aprea den Detektiv dann nicht noch im letzten Reflex tödlich verletzen?
Wir mußten noch näher heran.
Keenan Aprea lachte laut. Er kostete seinen Triumph voll aus. Gordon Yates näherte sich ihm mit kleinen Schritten.
Er spreizte die Arme ab und blickte dem Stecher in die Augen.
»Ich habe es dir gesagt!« höhnte Aprea. »Aber du wolltest mir nicht glauben. Ihr befindet euch beide in meiner Gewalt, und ich werde zuerst McDiarmid und dann dich töten. Die Helden von London.« Er lachte wieder. »Sie werden auf dieser Mülldeponie krepieren. Müll zu Müll.«
»Ich werde es dir so schwer wie möglich machen, Aprea!« erwiderte Gordon Yates. »Ich bin zäh - und ich kann kämpfen.«
»Es wird dir nichts nützen«, behauptete der Stecher. »Hast du immer noch nicht begriffen, du Narr?«
Ich war jetzt nahe genug heran.
Langsam schob ich die Revolverhand vor. Ich stützte sie auf ein verschimmeltes Stück Holz. Das war eine stabile Unterlage. Sie würde die Treffsicherheit erhöhen.
Mein Herz schlug wie eine Dampframme gegen die Rippen. Ich wußte, was von diesem einen Schuß abhing. Wenn ich Aprea nicht tödlich traf, war Burt McDiarmid nicht mehr zu retten.
Yates blieb stehen.
»Warum gehst du nicht weiter?« fragte Keenan Aprea mit hohntriefender Stimme. »Du hast Angst vor mir, gib es zu.«
»Nein, Aprea!« rief Yates trotzig. »Ich fürchte dich nicht, denn ich weiß, daß ich dich besiegen kann. Laß Burt los, dann beweise ich dir, daß ich besser bin als du.«
Ich hätte nicht zu wagen gehofft, daß Keenan Aprea darauf eingehen würde, aber er verblüffte mich, indem er das Messer von McDiarmids Kehle nahm und gegen Yates richtete.
»Na schön, wenn du unbedingt zuerst sterben möchtest, will ich dir den Gefallen tun!« sagte der Stecher.
Mein Herz schlug noch wilder, denn unsere Chancen waren gestiegen. Jetzt mußten wir sie nur rasch genug nützen.
Keenan Aprea stieß den bleichen McDiarmid zur Seite. »Weg da!« bellte er.
Der Stecher war nicht mehr gedeckt. Sein ganzer Körper bot sich mir als Ziel.
Es war beinahe ein Wunder!
Ich visierte den grausamen Mörder gewissenhaft an, doch jemand hatte unser falsches Spiel durchschaut und griff ein: Arma!
Urplötzlich war sie da, stand auf einem der Müllberge und rief Aprea eine Warnung zu.
Mr. Silver zerbiß einen Fluch zwischen den Zähnen. »Die hat uns hier gerade noch gefehlt!« stieß er wütend hervor und sprang auf.
Die Ereignisse begannen sich zu überstürzen.
Gordon Yates griff geistesgegenwärtig nach seinem Partner und riß ihn von Aprea weg.
Gleichzeitig schuf Arma eine Feuerlinie vor dem Stecher. Ihr starker Zauber zog die Flammen hoch, und Keenan Aprea verschwand dahinter.
Ich schoß trotzdem, sah aber nicht, ob ich den Stecher getroffen hatte.
»Ich versuche Arma zu kriegen!« rief mir Mr. Silver zu. »Kümmere du dich um Aprea!«
Denselben Vorschlag wollte ich auch gerade machen. Ich schnellte hoch. Mr. Silver stürmte davon.
Gordon Yates tat das Richtige. Er kümmerte sich nur um seinen Freund und Partner, nicht um Keenan Aprea, den überließ er mir, denn ich hatte die besseren Aussichten auf Erfolg.
Mein rechter Fuß verhedderte sich im Müll. Ich- verlor das Gleichgewicht und stürzte.
Yates zerrte McDiarmid zu dessen Wagen, während ich die Müllflanke hinunterrollte. Spitzen und Kanten malträtierten mich. Rostiger Stacheldraht zerfetzte mein Jackett und riß mir auch die Haut an beiden Handrücken auf.
Und plötzlich war es vorbei. Ich langte am Fuß des Müllberges an, lag etwa vier Meter von dieser Feuerwand entfernt im Dreck.
Etwas benommen wollte ich mich erheben.
Da stürzte sich mir der Stecher mit einem langgezogenen Wutgeheul entgegen.
Er kam durch das Feuer, das hinter ihm zusammenfiel. Er handelte gegen Armas Pläne, denn sie hatte den Flammenschirm geschaffen, damit er sich in seinem Schutz absetzten konnte.
Aber er blieb, und er griff mich an.
Sein Tritt traf mein Handgelenk. Ich schrie auf und war gezwungen, den Colt fallenzulassen.
Aufheben konnte ich die Waffe nicht, denn Keenan Aprea stach sofort auf mich ein.
Wahrscheinlich wußte er, wer ich war, denn wir hatten am Telefon miteinander gesprochen. Vielleicht griff er mich
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