0961 - Nähre deine Wut!
kein Schwarzblüter mehr zu sehen. Spätestens, wenn sie das Dorf komplett mit Drachenfeuer überstrichen, würde sie auch die Letzten erwischen, die sich im Augenblick verstecken mochten.
Aber die verfluchten Ansiedlungen waren für Rhett plötzlich unwichtig geworden.
»Krychnak lebt noch«, sagte er.
»Erzähl mir was Neues«, erwiderte seine Mutter mit einem Lächeln.
Wut flammte in ihm auf. Aber diesmal war es aufrichtige, tief empfundene Wut auf den Widerling mit der gespaltenen Lippe, kein magisch generierter oder verstärkter Zorn. Er steckte das Schwert in die Rückenscheide, reckte die Fäuste Richtung Himmel und schrie: »So nicht, Krychnak! Wenn du mich bekommen willst, musst du dir schon etwas Besseres einfallen lassen!«
Auf die Idee, dass der Dämon das längst getan haben könnte, kam er nicht.
***
»Wie geht es dir?«, wollte Nicole wissen.
»Besser. Allmählich komme ich wieder zu Kräften. Ein paar Stunden Schlaf, ein nahrhaftes Frühstück, eine Runde Kuscheln und ein anschließender siebenwöchiger Liebesurlaub würden die Regeneration zwar noch mehr fördern, aber man kann nicht alles haben.«
»Reicht es, um die Säulen zu vernichten, wenn Fooly und Rhett mit der Säuberung fertig sind?«
»Ich denke schon. So viele sind es glücklicherweise bisher nicht. Und ich hoffe, sie werden auch nicht mehr viele finden. Notfalls können wir auch auf den Dhyarra oder Blaster zurückgreifen. Hauptsache, ich muss nicht vorher noch gegen eine Horde von Dämonen kämpfen.«
Nicole nickte und sah zu Boden. Zamorra erkannte sofort, dass etwas sie beschäftigte.
»Was ist los?«, fragte er.
»Was machen wir mit Fooly, wenn das hier vorbei ist?«
»Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Ich habe den Gedanken bisher nicht zugelassen.«
»Solange Rhett bei ihm ist und ihn so an ihre Freundschaft, also an die guten Seiten des Lebens erinnert, mag ja noch alles glattgehen. Aber was, wenn die Dunkelheit in ihm die Oberhand gewinnt? Merkst du, was für einen inneren Kampf er in jedem Augenblick ausficht?«
»Aber wie sollen wir das ändern? Er kann die M-Abwehr nicht durchschreiten, also kann er weder auf Château Montagne noch auf Llewellyn-Castle unterkommen. Und Rhett wäre sicher nicht gerade begeistert, wenn er rund um die Uhr Drachenbabysitter spielen darf, zumal das mit seinen Zukunftsplänen nicht vereinbar ist.«
»Wir müssen versuchen, ihn von dem Bösen zu befreien. Wir haben es ihm eingepflanzt, also müssen wir es auch wieder entfernen.«
Dankbar registrierte Zamorra, dass sie wir sagte und ihm keine Vorhaltungen machte, weil sie damals gegen die Anwendung Schwarzer Magie gewesen war. »Als hätten wir nicht schon genug andere Probleme. Aber du hast recht. Vielleicht finden wir eine Möglichkeit, den…«
Hinter Nicole riss die Wirklichkeit!
»Vorsicht!«, schrie der Professor.
Zu spät. Ein bekutteter Arm schoss aus dem Riss, packte Nicole am Kragen und zerrte sie mit sich.
Für einen Augenblick waren Überraschung und Entsetzen so groß, dass Zamorra nicht reagierte. Undenkbare Gedanken rasten ihm durch den Sinn. Erinnerungen an vernichtete Gegner.
Dann sprang er auf. Der Riss, durch den seine Geliebte verschwunden war, stand noch immer senkrecht in der Luft. Wie eine Einladung.
Ganz klar eine Falle. Aber Zamorra blieb keine andere Wahl, als sehenden Auges hineinzutappen. Er war mit Blaster und Dhyarra schwer genug bewaffnet, um sich seiner Haut zu wehren.
Der Meister des Übersinnlichen hechtete durch den Spalt und rollte sich auf der anderen Seite ab.
Er wollte den E-Blaster ziehen, da schien sich ein eiserner Ring um seinen Kopf zu legen und zuzuziehen. Die Schmerzen waren unbeschreiblich. Mit tränenden Augen versuchte er, einen Blick auf seine Umgebung zu erheischen.
Eine ausgedehnte Wasserfläche. Berge. Ein Damm. Und eine mannshohe Säule. Wie die in den Dörfern, nur größer und - wie er am eigenen Leib erfahren musste - ungleich stärker. Die Ausstrahlung übertraf die ihrer kleinen Schwestern um ein Vielfaches.
Nicole ging es nicht viel besser. Sie kniete zwei Meter von ihm entfernt und presste die Finger gegen die Schläfen. Wie schon beim ersten Kontakt mit einer Säule nützte ihnen ihre Mentalstabilisierung nur bedingt.
Neben dem Weltenriss stand Krychnak und grinste sie an.
Zamorra starrte fassungslos zu dem Dämon. Er hätte tot sein müssen. Die sich schließende M-Abwehr auf Château Montagne hatte ihn vernichtet! Nun, offenbar hatte sie das nicht.
Endlich
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