0963 - Wächter der Blauen Stadt
stellte für Theronn etwas Besonderes dar.
Er konnte schlecht in Worte fassen, was ihn daran so sehr faszinierte, es musste wohl mit der magischen Hintergrundstrahlung zusammenhängen, die in jedem einzelnen Ruinengebäude herrschte. Es handelte sich dabei eindeutig um eine schwarzmagische Ausstrahlung.
Vielleicht hatte dies auch den Dämon angezogen? Theronn verzog die wulstigen Lippen und strich sich mit einer Hand über die Stirnglatze und dann durch die von Ohrenhöhe bis zu den Schultern hängenden hellbraunen Haaren. Es war müßig, solchen Gedanken nachzuhängen, bevor man handfeste Beweise besaß. Er klopfte den Staub aus seiner schmucklosen schwarzen Uniform.
Wenn wir Glück haben, war das der einzige Schwarzblütige , dachte der Koryde. Aber aus Erfahrung heraus wusste er, dass ihn das Glück in solchen Augenblicken oft verließ.
Merke dir eins: Nichts ist beständig im Universum. Es gibt auch keine Ausnahme. Schau, nicht einmal die Ewigkeit hat Bestand, denn auch sie hat Anfang und Ende. Es ist furchtbar, so lange und allein leben zu müssen! In Gedanken zitierte Theronn aus den Millionen von Jahren alten Habek-Schriften von Okan, wie immer, wenn er sich auf seine Aufgabe vorbereitete.
Er atmete laut auf. Oft genug kam es Theronn so vor, als ob die Einsamkeit sein einziger Freund wäre. Er besaß seine Aufgabe und dazu hatte man ihm einige Helfer zur Seite gestellt, aber das Gefühl des Alleinseins verschwand nicht, obwohl er in seiner Stellung nicht über mangelnde Arbeit klagen konnte.
Theronn folgte Sazhar und dessen Untergebenen, dabei beobachtete er die Umgebung so genau wie möglich. Schließlich wollte er kein zweites Mal in einen Hinterhalt geraten.
Wie auf ein Kommando blieben die fünf Drois stehen und musterten die teils mehr teils weniger zerfallenen Gebäude. Theronn folgte ihrem Beispiel. Kälte breitete sich auf seiner dunkelbraun schillernden Haut aus, das lag jedoch nicht an den Minusgraden, die an der Oberfläche des Kältepols dieses Planeten herrschten. Die Blaue Stadt war geschützt, hier herrschten erträgliche Temperaturen.
Es lag an einem Warnhinweis, mit dem er jetzt nicht gerechnet hatte.
Vibrationsalarm!
Dieser lautlose Alarm, der durch schnelle, sehr kurze und dadurch unhörbare, sehr energiereiche Schwingungen alles in Vibration versetzte. In jedem Wesen vermochte er Warnschwingungen auszulösen, es sogar aus tiefstem Schlaf herauszureißen. Er war nicht zu ignorieren, da auch biologisches Gewebe wie ein menschlicher Körper in schnelle schmerzhafte Schwingungen versetzt wurde. Soldaten des Planeten Karlan behaupteten gern im Scherz, dass ein Vibrations-Alarm Tote aufwecken könnte - was natürlich Unsinn war.
Der Vibrations-Alarm wurde nur bei höchster Gefahr ausgelöst und hatte keine gesundheitlichen Folgen für Theronn und seine speziell konditionierten Untergebenen. Doch auf Auswärtige wirkte der Alarm wie eine minutenlange Lähmung der Lebensfunktionen.
Und jetzt herrschte Vibrations-Alarm im Zentrum der Blauen Stadt.
»Höchste Sicherheitsstufe!«, bellte Sazhar. Sofort stellten sich seine Untergebenen um Theronn, um den Koryden zu schützen.
***
»Vassago! Was ist los mit dir?«, schrie das Dämonenmädchen. Kassandra biss die Zähne zusammen und beugte sich vor; dabei hielt sie den Oberkörper mit beiden Armen umklammert. Es war unübersehbar, dass sie nach der Ortsversetzung unter starken Schmerzen litt. Sie drehte sich um und betrachtete die öde Landschaft um sich herum, aber wohin sie auch sah, sie erblickte nur Steine, Geröll und Sand.
Und die grell strahlende Sonne, die vom blauen Himmel herab brannte. Die Temperaturen waren für Menschen fast nicht auszuhalten. Kassandra kannte sich mit Sonne nicht besonders gut aus, aber das Tagesgestirn stand so hoch, als wäre es gerade erst Mittag vorbei. Doch als Höllenwesen war Kassandra noch ganz andere Temperaturen gewohnt. In bestimmten Teilen der zerstörten Hölle war es so heiß gewesen, dass Blei geschmolzen war - und dessen Schmelzpunkt liegt bekanntlich bei 327 Grad Celsius.
Kassandra konzentrierte sich und versuchte, telepathischen Kontakt zu ihrem Erzeuger zu bekommen, aber sie fand kein ihr bekanntes Gedankenmuster.
Stattdessen bemerkte sie eine Art Ausstrahlung, die direkt aus der Hölle zu stammen schien. Irgendwo in der Nähe war vor einiger Zeit etwas geschehen, das noch immer die Aura des Bösen trug, doch Kassandra konnte nicht einordnen, worum es sich dabei handelte. Dafür war sie
Weitere Kostenlose Bücher