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0965 - Die Sporenschiffe

Titel: 0965 - Die Sporenschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Kontaktplättchen zu sehen, über denen sich ein Gewirr von feinsten Drähten und Sonden bauschte. In ihrem hübschen Gesicht regte sich kein Muskel, zuckte kein Nerv. Sie erweckte den Eindruck, als schliefe sie tief. Aber das EEG verriet, daß sie bei Bewußtsein war, und der Arzt der Korvette hatte Bull die Erlaubnis gegeben, die Biologin zu befragen.
    „Sheila", sagte Bull wieder. „Sie sind wieder auf der MEGALIS und in Sicherheit. Ihr Ausflug in die Giftgasatmosphäre von Ammon wird ohne Folgen bleiben. Wir haben Sie aus einer Wolke von Ammoniakschnee gefischt."
    Die junge Frau bewegte die Lippen, und Bull glaubte, einen Namen ablesen zu können.
    „Auch der Shift-Pilot Panatheik ist über dem Berg", sagte Bull. „Er war viel schlimmer dran als Sie und wies sehr starke Erfrierungserscheinungen auf."
    Die Lippen der Biologin formten wieder ein Wort: „Shift".
    „Den Flugpanzer haben wir abgeschrieben", sagte Bull. „Aber machen Sie sich deshalb keine Sorgen.
    Hauptsache, Sie und der Pilot sind am Leben. Fühlen Sie sich in der Lage, mir zu antworten? Ich habe einige Fragen an Sie. Es betrifft den in die Ammoniak-Kristalle eingebetteten Fötus, dem Sie mit dem Shift gefolgt sind."
    „Ja", kam es krächzend über die spröden Lippen der Biologin.
    Sie schlug langsam die Augen auf, und auf einmal lächelte sie. Als Bull merkte, daß ihr Blick an seiner Oberlippe hing, fuhr er sich schulclbewußt über den Schnurrbart. Ihm war klar, daß sie ihn an seiner Manneszierde erkannt hatte, und er erwiderte das Lächeln.
    „So gefallen Sie mir schon besser", meinte er. „Sind Sie bereit, mir einige Auskünfte zu geben? Was passierte, als Sie dem Fötus-Kristall folgten und nachdem die Verbindung zur MEGALIS abriß?"
    Das Gesicht der jungen Frau wurde wieder ernst.
    „Die Ammonier haben Kontakt zu uns aufgenommen", antwortete sie mit schleppender Stimme. „Bei den gigantischen Gebirgen aus Ammoniakkristallen handelt es sich um intelligente Lebenskollektive."
    „Ich weiß, der Kommandant hat mir von Ihrer Theorie erzählt", sagte Bull. Er wollte noch etwas hinzufügen, doch unterließ er es, als die junge Frau heftig den Kopf schüttelte. Statt dessen beruhigte er sie: „Nur nicht aufregen, Sheila."
    „Es ist keine Theorie mehr", sagte Sheila Winter gepreßt. „Ich habe die Bestätigung bekommen. Die Ammonier ... sie sind nicht nur intelligent, sondern auch parapsychisch begabt. Ich stand mit ihnen in telepathischem Kontakt. Das heißt, sie haben meine Gedanken gelesen."
    „Sind Sie sicher", fragte Bull verblüfft.
    Sheila Winter nickte.
    „Sie wissen alles über uns ... aIles, was auch ich weiß", fuhr sie stockend fort. Sie tat einige tiefe Atemzüge und sprach dann wieder flüssiger. „Die Ammonier sind scheu und ängstlich. Erst als sie aus meinen Gedanken erfuhren, daß ich keine feindlichen Absichten hatte, wurden sie zutraulicher und diffundierten nicht ... Sie können diesen Prozeß steuern und sind nicht wirklich kurzlebig. Tatsächlich ..."
    „Entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche, Sheila", fiel ihr Bull ins Wort. „Aber wenn diese AmmoniakKollektive parapsychisch begabt sind und Ihre Gedanken lesen konnten, dann müssen sie auch gewußt haben, daß Sie hinter dem Fötus-Kristall her waren. Und dahinter sahen sie keine feindliche Absicht?"
    Die junge Frau zuckte leicht die Schultern.
    „Dieser Punkt kam nicht zur Sprache", sagte sie dann. „Nach dem Verlassen des Shifts kam zwischen uns keine Verständigung mehr zustande. Ich mußte mich dabei nämlich des Translators aus dem Shift bedienen. Auf diese Weise ließen mich die Ammonier einiges über ihre Eigenheiten und ihren seltsamen Lebenszyklus wissen."
    „Erzählen Sie", forderte Bull sie auf.
    „Wenn ein Amnlonier-Kollektiv verwittert, dann bleibt immer ein Grundstück über, der in das nächste Kollektiv aufgeht. In diesem verbleibenden Kristallkern sind alle Erfahrungen und ist alles Wissen der vergangenen Generation gespeichert. Und diese Erbmasse geht von einer Generation in die nächste über. Auf diese Weise überlebt der Geist der Ammonier. Wenn die Kristallgebirge diffundieren, stirbt das Kollektiv nicht wirklich ab."
    Bull lauschte gebannt. Er bezweifelte Sheilas Geschichte nicht, weil sie so phantastisch war, aber er war skeptisch wegen der besonderen Begleitumstände, unter denen sie dieses Wissen bekommen haben wollte. Sie war halb tot gewesen, fast erfroren, als man sie in einer Wolke aus Ammoniakschnee gefunden

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