0965 - Die Sporenschiffe
extrapolierte PhantomZeichnung handelte, die Bully hatte anfertigen lassen und die eine mögliche Entwicklung des Fötus aufzeigte.
„Was mir persönlich an der Phantom-Zeichnung nicht gefällt, ist die schon penetrante Idealisierung eines Humanoiden", erklärte Hamiller. Er lächelte. „Nichts gegen schöne Menschen, aber dieses Bild soll den Mächtigen Kemoauc darstellen. Schön und gut, so könnte Kemoauc in seiner besten Zeit ausgesehen haben. Wir wissen ja inzwischen einiges über die sieben Mächtigen. Aber wir wissen andererseits auch, daß diese Mächtigen nach ihrem Fall das ursprüngliche Aussehen nicht beibehalten haben. Sie degenerierten auf diese oder jene Weise. Bestes Beispiel ist Ganerc-Callibso in seinem Gnomenkörper."
„Tut mir leid", sagte Roi, „aber ich’ verstehe nicht, worauf das hinauslaufen soll. Wenn dies Kemoauc in fötalem Stadium ist, warum soll er sich nicht zu einem stattlichen Hünen entwickeln können, der er einmal gewesen sein muß?"
„Nein, nein, das ist ein Trugschluß", rief Hamiller ungehalten. „Man muß davon ausgehen, daß Kemoauc, falls er es überhaupt ist, sich in dieses Stadium zurückentwickelt hat. Also müßte eine gewissenhafte Extrapolation eine Entwicklung zu jener Gestalt aufzeigen, die Kemoauc zuletzt hatte. Nach allem, was wir wissen, ist es höchst zweifelhaft, daß er nach seiner Entmachtung noch immer so ein kraftstrotzendes Prachtexemplar war."
„Aber es ist auch nicht ausgeschlossen", warf Roi ein.
„Wir arbeiten hier mit Wahrscheinlichkeiten, und die sprechen eben dagegen", sagte Hamiller.
„Dann haben die Xenologen ein anderes Ergebnis bekommen?" fragte Roi gespannt.
„Nein, das ist es ja gerade, was mich stört und mich eine Manipulation vermuten läßt", rief Hamiller aus.
„Es sieht so aus, als ob irgend jemand uns glauben machen möchte, daß dies Kemoauc sei. Das schließe ich nicht allein aus dem Phantom-Bild, sondern ich wurde durch etwas ganz anderes mißtrauisch. Die Kollegen von der xenologischen haben sich an mich gewandt,- weil aus dem Bildmaterial nichts über die chemische Beschaffenheit des Fötus zu erfahren war. Physikalisch ist alles okay, es entspricht alles der Norm. Der Fötus hat Gewicht, Masse und Größe, aber rein theoretisch könnte er aus Gips oder auch aus Vulkangestein bestehen."
„Aber er lebt?" fragte Roi verunsichert.
„Ja er besteht aus lebender Materie, aber, verflixt, auf welcher Basis beruht dieses Leben?"
Darauf mußte Hamiller schon selbst die Antwort finden.
„Payne, eine letzte Frage", sagte Roi. „Kannst du mit absoluter Sicherheit ausschließen, daß dies Kemoauc ist?"
„Nein, verflixt. Wie denn?"
Roi ging. Solange die Möglichkeit bestand, daß Bully es auf Ammon mit Kemoauc zu tun haben könnte, mußten die Untersuchungen weitergehen, das war klar. Also auch in diesem Punkt absolute Ungewißheit.
Roi rief in der Kommandozentrale an. Er wollte seinen Vater sprechen, aber Kanthall sagte ihm, daß sich Perry mit Ras Tschubai und Gucky zum PEW-Block der Alt-Mutanten begeben hatte.
Roi hakte im Geist auf seiner Check-Liste das Problem „Beschäftigungstherapie für Mutanten" ab, denn es schien, daß Ras Tschubai selbst damit an seinen Vater herangetreten war. Es war gut, daß Perry sich der Sache annahm. Er würde schon wissen, wie den Mutanten zu helfen war.
„Steht es eigentlich schIimm um die Alt-Mutanten?" erkundigte sich Roi.
„Mike, wovon redest du denn eigentlich?" wunderte sich Kanthall. „Wie kommst du auf den Gedanken, daß mit den Alt-Mutanten irgend etwas nicht stimmen könnte?"
„Aus welchem Grund sucht Perry sie dann auf?"
„Perry hat beschlossen, endlich zu handeln. Er will das Bewußtsein von Tako Kakuta in sich aufnehmen und zusammen mit Ras und Gucky an Bord eines Sporenschiffs teleportieren."
Roi war vor Uberraschung sprachlos.
„Wahrscheinlich sind die drei bereits an Bord der HORDUN-FARBAN", hörte er Kanthall sagen. „Ich muß mich jetzt meinen Aufgaben hier widmen und Schluß machen."
Der Bildschirm des Interkoms wurde dunkel.
Roi Danton begab sich auf dem schnellsten Weg in die Kommandozentrale, um sich über die weiteren Geschehnisse auf dem laufenden zu halten.
EDEN II
2.
Maina war froh, als sie das Land der Ikarier hinter sich ließ, die wie Motten ihre Kunstsonne umschwärmten.
Aber das Tun der Ikarier war nicht so sinn- und nutzlos wie das von Motten. Wenn sie paarweise zu ihrer Kunstsonne emporschwebten, dann blieb stets
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