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0969 - Der falsche Ritter

Titel: 0969 - Der falsche Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Angdröhm.
    „Willst du verdammter Geier nicht irgend etwas Nützliches tun, bevor du stirbst?" schrie Tschan ihn an.
    Die Szene erschien Angdröhm gespenstisch. Wenn er tatsächlich überleben sollte, würde er sie niemals vergessen. Alles, was die Familie in der Vergangenheit zusammengehalten hatte, war vergessen. Ihre aufgestauten Gefühle wurden nicht länger zurückgehalten, Angst und Aggressionen brachen sich Bahn.
    Wie armselig sie alle waren! dachte Mezza Angdröhm verzweifelt. Wie würdelos!
    „Können wir nicht in Ruhe darüber reden?" fragte er. „Ich werde versuchen, hinauszugehen, aber ich möchte, daß es etwas Sinnvolles ist. Ich will das Gefühl haben, es für eine intakte Familie zu tun, die noch eine Chance hat."
    „Er hat Hungerhalluzinationen", sagte Soono.
    Tschan trat zu Angdröhm und drückte ihm eine Waffe in die Klauen.
    „Hier", sagte er. „Und nun geh."
    Angdröhm, der auch unter normalen Umständen nicht gut zu Fuß war, schwankte quer durch die Höhle.
    Ab und zu mußte er innehalten, weil ihm schwarz vor den Augen wurde. In seinem Kopf rauschte und dröhnte es. Er sah, daß Tschan und die Wunschmutter miteinander sprachen, aber er hörte sie nicht. Es war grotesk, sie nur ihre Münder bewegen zu sehen, aber es paßte irgendwie zu dieser Szene. Angdröhm benutzte seine Schwingen als Stützen. Auf diese Weise erreichte er endlich den Höhlenausgang. Vom Vorraum aus sah er den Wirrsel auf dem von ihm geschaffenen Erdwall liegen. Die Geschützmündungen zeigten auf die Höhle. Es hatte sich nichts verändert.
    Niemand kann doch pausenlos hier herüberstarren! dachte Angdröhm.
    Oder wußte der Gegner genau, wann die Krise kommen würde? Er hatte sich, was die Vorräte und die Diamantenschätze der Schluchterfamilie anging, als gut informiert erwiesen. Konnte er dann nicht in der Lage sein, auch jeden Schritt der Eingeschlossenen .vorherzusehen?
    „Gut", sagte Angdröhm. „Schalte den Schirm ab, damit ich hinauskann."
    Er hörte Tschan im Höhlenvorraum an der Schaltanlage hantieren, dann brach das blaßblaue Flimmern zwischen der Höhle und der Außenwelt zusammen. Angdröhm trat hinaus. Er mußte sich nicht umsehen, um zu wissen, daß Tschan den Schild sofort wieder eingeschaltet hatte.
    „Kehre in die Höhle zurück!" brach es aus den Lautsprechern des Wirrsels.
    Die Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen, Angdröhm konnte sie über das Rauschen und Dröhnen in seinem Kopf hinweg kaum verstehen.
    Angdröhm lüftete die Schwingen. Er neigte den Kopf und blickte in das stahlblaue Band des Himmels oben am Schluchtausgang. Der Wind fuhr in sein Gefieder und machte, daß er sich leicht fühlte, ganz leicht.
    „Dieser verdammte Verräter!" hörte er Tschan kreischen. „Er will uns verlassen."
    Ja, dachte der Aufklärer. Ich werde einfach davonfliegen.
    Er hob ab und spürte auf Anhieb, daß er es nicht schaffen würde. Es würde ein jämmerlicher Flug sein, ein paar Schritte vielleicht und nicht weiter. Aber er kam nicht einmal dazu. Eine sengende Flamme traf ihn in die Seite. Die Hitze fraß sich ein Stück in seinen Körper. Ein Teil seiner rechten Schwinge schmolz förmlich dahin. Er verlor das Gleichgewicht und kippte in den Sand.
    Nein, nein! dachte er, als er begriff, daß nicht die Besatzung des Wirrsels auf ihn geschossen hatte, sondern seine eigenen Leute. Er sah, daß Soono und Eltariccer sich über ihn beugten. Sie schleiften ihn in die Höhle zurück.
    „Gebt ihm einen Schluck Wasser", sagte die Yardahanada, beim Anblick des Aufklärers von Entsetzen und Mitleid überwältigt.
    „Nein!" befahl Tschan. „Er bekommt nichts."
     
    *
     
    Zwei Tage später bildeten sich auf der Oberfläche des Kitters dunkelgraue Blasen.
    „Zellauflösung", stellte die Yardahanada fest. „Wenn er nichts zu trinken bekommt, wird er sterben."
    Tschan blickte trübsinnig auf den letzten Wasserbehälter, der- ihnen geblieben war. Er bewachte ihn mit der Waffe in der Hand. Seine Augen glänzten wie im Fieber. Angdröhm war ohne Bewußtsein. Die beiden Wächter, die noch am kräftigsten erschienen, hockten neben dem Höhlenausgang. Ihre Schuppenhaut hatte jeden Glanz verloren.
    Tschan erhob sich und tappte mit unsicheren Schritten zu dem Mimikry-Wesen. Eine Zeitlang stand er da, in einer Hand die Waffe, in der anderen den Wasserkrug.
    „Überlegst du, ob du ihm etwas geben sollst?" fragte die Wunschmutter ironisch.
    „Nein", sagte Tschan gedehnt. „Ich überlege ganz etwas anderes."
    Sie

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