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0969 - Der falsche Ritter

Titel: 0969 - Der falsche Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mitleiderweckenden Anblick.
    Samkar war in kurzer Zeit zu seinem bevorzugten Familienmitglied geworden, er liebte ihn wie einen Sohn. Da seine Beziehungen zu dem Kitter aus Altersgründen mehr oder weniger eingeschlafen waren, widmete er seine ganze Aufmerksamkeit dem jüngsten Angehörigen der Familie. Manchmal fragte er sich, ob Harden Coonor so wie Samkar geworden wäre, wenn sie ihn bei sich behalten hätten. Samkar besaß alle Vorzüge, die in Tschans Vorstellung einen richtigen Mann ausmachten. Er war stark, mutig, intelligent und gerissen. Längst hatte Tschan beschlossen, daß Samkar nach seinem, Tschans, Tod Familienoberhaupt und damit Alleinerbe werden sollte.
    Eigentlich war es erstaunlich, daß Tschan bisher nicht herausgefunden hatte, wie der junge Mann zu ihm stand. Samkar verhielt sich irgendwie neutral, er verstand es, immer eine gewisse Distanz zu Tschan zu halten.
    Tschan erinnerte sich an ein Gespräch mit Samkar.
    „Bedrückt es dich, einer Kauffamilie anzugehören?" hatte er den jungen Mann gefragt.
    „Nein, keineswegs."
    „Wir Schluchter kommen kaum dazu, eine richtige Familie zu gründen", hatte Tschan ihm erklärt.
    „Früher war das Leben hier draußen noch wilder und gefährlicher, kein Vergleich mit der Stadt oder Gry. Ich glaube, daraus resultiert der Brauch der Schluchter, Familien durch Kauf zusammenzustellen."
    „Ich betrachte es als eine Ehre", hatte Samkar kühl erwidert.
    Sich vorzustellen, daß Samkar jetzt irgendwo im nördlichen Teil der Schlucht mit zerschmettertem Schädel oder zerstrahltem Körper am Boden lag, bereitete Tschan innere Qualen. Dabei dachte er in keiner Weise an den materiellen Verlust, den Samkars Tod bedeutet hätte.
    Tschan räusperte sich.
    „Ich glaube, daß der Junge entkommen konnte. Er wird bald auftauchen und uns hier heraushauen", sagte er. „Wir müssen uns verbarrikadieren und so lange aushalten, bis Hilfe eintrifft."
    Er überlegte, wer die Besatzung des Wirrsels sein mochte. Eigentlich kamen nur Händler aus Gry oder feindliche Familien aus anderen Schluchten als Angreifer in Frage. Bei seinem letzten Marktbesuch hatte Tschan im Vollrausch einige Kartlebecaner tödlich beleidigt, und er konnte sich durchaus vorstellen, daß sie gekommen waren, um ihm dafür eine Lektion zu erteilen.
    Daß es gefährliche Leute waren, mit denen es Tschan und seine Familie nun zu tun hatten, bewies allein die Tatsache, daß sie einen Wirrsel mobilisiert hatten. In unterplanetarischen Gewölben von Kartlebec standen etwa noch ein Dutzend dieser Maulwurfsfahrzeuge herum. Sie waren die stählernen Zeugen eines Krieges, der vor dreihundertfünfzig Planetenjahren zwischen der Gilde und einer revoltierenden Raumfahrersippe auf Kartlebec stattgefunden hatte. Um einen Wirrsel zu steuern, bedurfte es nicht nur der technischen Ausbildung eines Gildenmitglieds, sondern man benötigte auch eine gehörige Portion Kaltblütigkeit. Ein Wirrsel war eine regelrechte Mordmaschine, einzig und allein zum Zweck der Zerstörung geschaffen.
    Die Tatsache, daß eine solche bewegliche Festung, die die Feuerkraft eines Raumschiffs besaß, dort draußen unter dem Boden herumwühlte und sich mit atemberaubender Geschwindigkeit der Höhle näherte, trieb Tschan den Angstschweiß auf die Stirn.
    In den letzten zwanzig Jahren hatte es zwei Zwischenfälle mit Wirrseln gegeben: Einmal war eine ganze Schlucht zusammengestürzt, und im zweiten Fall war das Teuf elsding mit seiner Besatzung explodiert und in die Luft geflogen.
    Draußen erklang das Dröhnen einer schweren Strahlenwaffe. Zweifellos versuchte Soono einen Damm zu errichten, um der Yardahanada das Erreichen der Höhle zu ermöglichen.
    Dieses Gespenst von einem Weib! dachte Tschan boshaft. Hoffentlich braten ihr die Kerle im Wirrsel den dürren Hintern.
    Es kam ihm dabei nicht in den Sinn, daß er in Gefahr war, ein ähnliches Schicksal zu erleiden.
    Er sah, wie der Kitter sich verformte und immer mehr Ähnlichkeit mit ihm gewann.
    „Sobald du fertig bist, gehst du hinaus und ergibst dich!" befahl er. „Vielleicht sind sie damit zufrieden und ziehen wieder ab."
    Er wandte sich an Eltariccer.
    „Sind alle Schluchtdiamanten versteckt?"
    Der geschuppte Riese bejahte. Tschan trat in den Höhlenausgang und sah einen großen Schatten unmittelbar davor herabfallen. Es war Mezza Angdröhm, der die Sinnlosigkeit weiterer Beobachtungen wohl einsah und nun in der Höhle Schutz suchte. Die Wirrsel-Besatzung hätte den Aufklärer mit

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