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0969 - Der falsche Ritter

Titel: 0969 - Der falsche Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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er so rauh war, daß er einen ordentlichen Halt bot. Dann steckte er den Kopf unter eine Schwinge und ließ seine Gedanken treiben.
    „Wach auf !„ hörte er die harte Stimme der Yardahanada.
    Er hob den Kopf und sah sie hoch aufgerichtet vor sich stehen.
    „Ich war noch nicht eingeschlafen", sagte er. „Ich habe lediglich gedöst."
    „Es ist möglich, daß Lussmann in der Nacht ein Feuer macht", sagte sie.
    „Ich verstehe", entgegnete Angdröhm. „Ich werde ein paar Runden drehen und versuchen festzustellen, wo seine genaue Position ist. Dann können wir morgen geradewegs darauf zumarschieren."
    „Ja", nickte sie. „Nun flieg schon."
    Angdröhm hob ab und schwang sich in die hereinbrechende Dunkelheit. Am Himmel von Ölskoll waren ein paar blasse Sterne zu sehen. Irgendwo zirpten Nachttiere. Der Aufklärer schoß westwärts davon, dorthin, wo ein schwarzer Streifen gerade noch die Grenze zwischen Wald und Ebene markierte.
    Es war ein einsamer Flug, aber die Luft war abgekühlt und tat ihm gut.
    Angdröhms Gedanken schweiften ab. Er wußte, daß ihm hier oben kaum Gefahr drohte. Er versuchte sich vorzustellen, wie Tschan und die Wunschmutter vor Lussmann traten und das Unvorstellbare forderten.
    Ein bißchen war Angdröhm schon stolz darauf, daß er einer Familie an gehörte, die den Mut für ein solches Unternehmen aufbrachte.
     
    2.
     
    Der Sikr
     
    Der Sumpf besaß eine eigene Stimme, geboren aus vielen tausend einzelnen Stimmen. Sie erhob sich besonders des Nachts und erstarb in den heißen Nachmittagsstunden fast zu völligem Schweigen. Die Stimme des Sumpfes war Lussmann so in Fleisch und Blut übergegangen, daß er nach ihrem Rhythmus lebte und jede noch so winzige Veränderung mit äußerster Empfindlichkeit registrierte. Als die erwarteten Besucher an diesem Nachmittag in den Sumpf eindrangen, erstarb dessen leise gewordene Stimme fast völlig, um nach einem kurzen Atemholen in einer für diese Tageszeit ungewöhnlichen Lautstärke wieder hörbar zu werden. Protest und Warnung zugleich signalisierten Lussmann, daß die Besucher seinen Sitz gefunden hatten.
    Der Sterneneremit hockte neben dem Wasserloch im Schatten einer Riesendistel und beobachtete zwei farbige Papageien in einem Baum auf der gegenüberliegenden Seite der Lichtung. Tagsüber war er so sehr Lussmann, daß er seinen zweiten Namen fast vergaß. Marifat war er in der Nacht, wenn die kausale Welt transparent erschien und den Blick in die unfaßbare Welt des Nichtstofflichen freigab. Früher hatte Lussmann immer geglaubt, aIle Lebewesen seien im Besitz dieser Fähigkeit, aber - inzwischen wußte er, daß sie ein kostbarer Schatz war, den außer ihm nur noch zwei andere Intelligenzen im bekannten Teil von Norgan-Tur besaßen.
    Nach allem, was er über die Besucher wußte, handelte es sich um eine siebenköpfige Bande von Barbaren. Er wußte schon jetzt, daß sie ihn langweilen würden.
    Die Stimme des Sumpfes beschrieb den Weg, den die Eindringlinge nahmen, und die plumpe Art ihres Vorgehens ärgerte Lussmann. Er stand auf, entkorkte einen der herabhängenden hÖhlen Äste und schlürfte ihn leer. Dann schaute er an sich herab und lächelte. Er sah alles andere als beeindruckend aus. Sein brauner Pelz war schlammverkrustet. Um den Hüftansatz trug er einen abgewetzten Ledergürtel, in dem ein paar Kartuschen staken. Sie .waren mit Humus gefüllt, in dem vierfarbige Nelken wuchsen, die Lussmanns Bauch wie einen Kranz umgaben. Seine von Zecken zerstochenen Füße waren geschwollen und mit Lumpen umwickelt. Um seinen rechten Arm hatte er einen Blätterverband gewickelt, um die Infektion einer Bißwunde zu vermeiden, die ihm eine Sumpfratte zugefügt hatte. Der Pelz in seinem Gesicht und auf dem Kopf war zerzaust und teilweise herausgerissen. Trockenes Blut und tiefe Narben verunstalteten sein plattes Ggesicht. Lussmann besaß alle Merkmale eines Dschungelkämpfers und kein einziges eines Sikr. Der andere Lussmann, Marifat, sah übrigens auch nicht besser aus, aber das war völlig bedeutungslos, denn die Besucher, die in den Nächten hier erschienen, legten auf Äußerlichkeiten keinen Wert.
    Fliegen umschwärmten Lussmann zu Tausenden, aber keine davon ließ sich auf ihm nieder. Es kam vor, daß eine aus Versehen gegen ihn stieß, dann geriet sie unmittelbar nach der Berührung ins Torkeln und stürzte wenig später leblos zu Boden.
    Lussmann verließ seinen Lieblingsplatz unter der Distel und begab sich in seine Hütte, die von außen

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