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097 - Leichenvögel

097 - Leichenvögel

Titel: 097 - Leichenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Innenwände gab es nicht mehr. Nur noch Mauerreste, die
wenige Zentimeter hoch waren.
    Der
Wind pfiff durch die Fensterhöhlen.
    Morna
ging einige Schritte in die ehemalige Herberge hinein und versuchte sich
vorzustellen, daß hier einst Ritter und Fräulein herumsaßen oder reisende
Kaufleute. Der größte Raum mußte die Wirtsstube gewesen sein. Mit etwas
Phantasie konnte man sogar noch erkennen, wo der große Kamin sich befunden
hatte.
    Die
Schwedin kam um einen Mauerrest herum, der noch mannshoch war.
    Sie
prallte zurück.
    Sie
starrte in ein verwüstetes Gesicht, in das wirr die Haare hingen. Ein Blick aus
irrsinnigen Augen traf sie.
     
    ●
     
    Es
ging alles blitzschnell. Morna war an Überraschungen gewöhnt. Sie schrie nicht
und geriet nicht in Panik.
    Die
Hände des Unheimlichen stießen ruckartig nach vorn. Ehe die Schwedin sich
versah, wurde sie herumgerissen. Eine große, rauhe Hand legte sich auf ihren
Mund.
    Doch
X-GIRL-C war keine leichte Beute.
    Sie
verstand es, sich ihrer Haut zu wehren.
    Sie
machte eine halbe Drehung nach rechts, warf ihre Arme zurück und bekam den
Angreifer am Genick zu packen. Ehe es der sich versah, schleuderte ihn die
Schwedin über ihre Schultern. Es krachte dumpf, als der andere auf den Boden
schlug.
    Morna
kam jedoch nicht dazu, ihre Verteidigung auszubauen.
    Ein
Schatten tauchte an ihrer Seite auf.
    Sie
ahnte mehr die Gestalt, als daß sie sie sah.
    Etwas
zischte durch die Luft.
    Ein
Handkantenschlag traf sie voll.
    Ihr
Kopf flog zurück.
    »Larry!«
gurgelte sie. Der Wind riß ihr das Wort von den Lippen.
    Dann
wurde es schwarz vor ihren Augen. Sie sank auf den eiskalten Erdboden.
Schneeflocken flogen über sie hinweg, setzten sich in ihren Augenbrauen und
Wimpern fest.
    Sie
merkte nicht, wie vier große Hände sie emporhoben und davontrugen.
     
    ●
     
    X-RAY-3
wandte ruckartig den Kopf herum.
    War
da nicht ein Laut gewesen?
    Einen
Moment lang war es ihm so vorgekommen, als hätte jemand seinen Namen gerufen.
    Das
konnte nur Morna sein.
    »Morna?«
Er rief und lauschte. Seine Stimme verhallte. Der Wind trug sie davon.
    Keine
Antwort.
    Die
Schwedin konnte sich noch nicht außer Rufweite befinden.
    Er
behielt den Schraubenschlüssel in der Hand und ging den gleichen Weg, den er
Morna hatte gehen sehen.
    Er
beeilte sich.
    Instinktiv
fühlte er, daß hier etwas nicht stimmte.
    Er
sah das alte Haus hinter den kahlen schwarzen Zweigen. Darauf strebte er zu.
Mornas Spuren waren deutlich zu verfolgen. Der Schneefall hatte nicht
ausgereicht, die Fußabdrücke zu überdecken.
    X-RAY-3
stürzte durch den türlosen Eingang.
    »Morna?«
    Hier
war sie gewesen. Fußabdrücke, Schleifspuren. Man hatte sie überfallen.
    Wer
hauste hier?
    Larry
folgte der Spur. Der Strahl seiner Taschenlampe wanderte über die Mauerreste
und den rissigen Boden.
    X-RAY-3
kam um die mannshohe Mauer herum.
    Dahinter
eine Nische, ein Schuttberg. Hier endeten die Spuren.
    Larry
sah sich den Schuttberg genau an. Er fand das Schlupfloch in die Tiefe. Unter
dem Berg aus Steinen und Erde lag der Abstieg in den Keller.
    War
Morna dorthin entführt worden?
    Er
zögerte keine Sekunde.
    Er
warf einen Blick in die dunkle Tiefe, lauschte und glaubte dumpfe, schlurfende
Geräusche zu vernehmen. Dort unten mußte ein Stollen sein, der von der
Hausruine weg irgendwohin führte.
    Larry
Brent senkte seine Beine in das Loch. Es war eng. Erde rutschte nach. Er fühlte
bald festen Boden unter sich und kam geduckt nach unten.
    Er
hielt den Atem an und ließ die Taschenlampe ausgeschaltet.
    Er
verhielt sich vollkommen still und wußte, daß vor ihm in der Dunkelheit etwas
war.
     
    ●
     
    Der
Mann stand etwa fünfzehn Meter von dem einsamen Haus entfernt.
    Inspektor
Jonathan Twister trug einen pelzgefütterten dunklen Mantel und einen
breitkrempigen Hut, den er tief in die Stirn gezogen hatte.
    Twister
ließ das Haus der Mrs. Mallory nicht aus den Augen. Irgend etwas stimmte mit
dieser Frau nicht. Für ihn gab es keinen Zweifel. Sein Vorgesetzter war
allerdings anderer Ansicht.
    Für
ihn war das alles nur Gerede. Mit den Leuten aus Tonklin mußte man vorsichtig
sein. Sie alle mochten diese Frau nicht. Geschah irgend etwas Unerklärliches,
dann schob man ihr die Schuld zu.
    Bezeichnend
war, daß sie sich alle nur in Andeutungen erschöpften.
    Twister
dagegen fand, daß alle eine ganze Menge zu wissen schienen und sich hinter eine
Mauer des Schweigens verkrochen, aus Angst, vielleicht zuviel zu sagen.
    Wovor
hatten sie Angst?

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