0971 - Die zerrissene Stadt
auf Tendyke einzuschlagen.
Die Hand des Abenteurers zuckte hoch und zog den Abzug der HK P2000 durch. Die Patrone vom Kaliber 9 x 19 mm traf die Amazone in die Schulter des Schwertarms. Sie wurde durch den Einschlag der Patrone nach rückwärts geschleudert und landete im Bayou.
Ihre Waffenschwester wurde kalkweiß, als sie die verletzte Amazone im Sumpf liegen sah. Um die Verletzte herum schimmerte es mit einem Mal rötlich. Der Grund dafür war sofort zu erkennen: Sie war mit dem Oberkörper in ihr eigenes Schwert gestürzt.
Die Amazone blickte sekundenlang auf den Vampir, der gegen Uschi Peters einen schweren Stand hatte. Seine Selbstheilungskräfte arbeiteten ungewöhnlich langsam, bestimmt hatte er längere Zeit kein Blut mehr getrunken.
Dann hatte die Kriegerin den ersten Schock überwunden. Trauer und Zorn über den Tod der Schwester erfüllten die Amazone gleichermaßen. Sie schrie auf und hob ihr Schwert. Tendyke konnte gerade noch die HKP hochreißen und von ihrem Oberkörper weg halten, bevor er den Abzug betätigte. Schließlich wollte er sie nicht tödlich verletzen. Die Patrone streifte das Handgelenk der Kriegerin nur, dennoch war der Schmerz so stark, dass sie ihre Waffe fallen ließ. Sie biss die Zähne zusammen und hielt das verletzte Gelenk mit der gesunden Hand umklammert.
Robert Tendyke steckte die Pistole wieder ein, dann half er seiner Gefährtin, indem er auf den Blutsauger mit dem Buschmesser einschlug. Als der Vampir schwer verwundet am Boden lag, griff Tendyke in eine andere Tasche seiner Jacke. Er holte ein Pulver hervor, mit dem er den Gegner bestreute. Dann sorgte ein Schlag mit der Flammenpeitsche, die Tendyke von seinem Gürtelhaken genommen hatte, dafür, dass der Vampir hoch aufloderte und unter lautem Schreien verbrannte.
»Wäre er nicht geschwächt gewesen, hätte ich kaum eine Chance gegen ihn gehabt«, erkannte Uschi Peters.
Inzwischen hatte die überlebende Kriegerin eingesehen, dass sie gegen die beiden Fremden keine Chance besaß. Es ergab keinen Sinn, wenn sie allein gegen die Eindringlinge kämpfte, schließlich musste sie ihre Sippe vor den beiden warnen. Widerwillig bückte sie sich und steckte das Schwert ein, dann drehte sich um und rannte zurück.
»Die Amazone! Sie ist schon bei dem Hügel!«, stieß Peters hervor und deutete auf die Fliehende.
»Wir müssen sie erwischen, bevor sie uns verraten kann«, sagte Tendyke und hastete in Richtung des Hügels. Und wenn ich sie erschießen muss!
Im Nu hatte er einen Vorsprung vor seiner Gefährtin. Uschi startete mit zwei Sekunden Rückstand. Von der Amazone bekam Tendyke gerade noch die Rückenpartie zu sehen, dann, mitten in der Bewegung, war sie verschwunden.
»Robert, pass auf!«, hörte er seine Gefährtin hinter sich rufen.
Plötzlich war der Gang zu Ende. Robert Tendyke bemerkte erst auf den letzten drei Metern, dass, im Dunkeln fast verdeckt, eine von Moos bedeckte Felswand näher kam. Vorher hatte es so ausgesehen, als würde der Gang tief in den Hügel hineinführen. Dieser Effekt musste entweder von irgendeiner Spiegelung hervorgerufen werden oder… durch Magie. Er versuchte noch anzuhalten, damit er sich nicht beim Aufprall verletzte, doch es war zu spät.
Er prallte voll auf den Felsen auf!
Doch nach einer Schrecksekunde begriff er, dass er nicht auf den Felsen aufgeprallt, war, sondern durch ihn hindurch trieb. Ihm war, als würden tausend Hände nach ihm greifen und versuchen ihn festzuhalten. Das Gefühl war äußerst unangenehm.
Und dann war auch das vorbei.
Robert Tendyke befand sich in dem Hügel. Er stand auf festem Steinboden und blickte sich um.
Aber wo war seine Gefährtin abgeblieben?
***
Kurz vorher:
Die Späherinnen kamen zurück und erstatteten Bericht. Es handelte sich bei ihnen um zwei Kriegerinnen, die früher Stygia - jener Dämonin, die es bis zur Ministerpräsidentin von KAISER LUZIFER gebracht hatte - als Leibwächterinnen gedient hatten. Die meisten der Amazonen besaßen ein südländisches oder südostasiatisches Aussehen, es befanden sich nur wenige blonde oder rotblonde Frauen unter ihnen. Alle waren im Nahkampf ausgebildet und hätten Stygia mit ihrem Leben beschützt, ohne mit der Wimper zu zucken.
Sherkonnt rekelte sich auf einem Steinsessel, den er nach dem Knochenthron der damaligen Fürstin der Finsternis gebildet hatte. Der fast drei Meter große Dämon blickte auf die Menschenfrauen herab, während sich die anderen Mitglieder seiner Sippe im Hintergrund
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