0972 - Die Prinzessin von Atlantis
seine Stärke nicht.«
»Den Schwarzen Tod gibt es in dieser Zeit nicht mehr. Von ihm kann er keine Hilfe bekommen.«
Ob Sedonia das wieder aufrichtete, konnte keiner der Zuschauer mit Bestimmtheit behaupten. Jedenfalls gab sie sich ihren Gedanken hin und senkte den Kopf.
Shao verschwand in der Küche und holte ihr ein Glas Wasser. Sedonia leerte es fast bis zum Grund.
Ihre Unruhe war verflogen. Als Shao ihr das Glas wieder für sie hingestellt hatte, bewegte sie ihre Hände wie tastend hin und her.
Für die Zuschauer waren ihre Bewegungen wenig verständlich. Sie schauten sich fragend an, aber niemand war da, der eine Frage stellen wollte. Sie warteten auf Sedonias Erklärung, die bald kam.
Die Frau sprach mit hastiger Stimme, als wollte ein Wort das andere einholen. »Da ist etwas«, flüsterte sie, »da ist etwas in der Nähe. Und es kommt immer näher. Ich spüre es, ich kenne es.«
»Amos?« fragte Sheila.
»Ja, er, nur er. Er hat mich gefunden. Er hat es geschafft. Er wird mich holen.«
»Wo siehst du ihn?« fragte Bill.
Sedonia hob die Schultern. »Ich kann es euch nicht genau sagen. Er ist hier, er ist überall. Er ist wie ein Schatten oder ein böser Tänzer.« Sie wollte aus dem Sessel springen wie jemand, als hätte sie sich zur Flucht entschlossen, aber Shao hielt sie fest.
»Nein, Sedonia, nein! Jetzt bleibst du. Einmal bist du vor ihm geflohen. Ein zweites Mal schaffst du es nicht mehr. Wir würden es auch nicht zulassen. Das muß durchgestanden werden.« Shao hatte sich vor Sedonia gestellt und drückte sie gegen die Lehne. Obwohl sie nicht gesehen werden konnte, starrte Shao in das Gesicht der rätselhaften Frau aus dem alten Atlantis.
Sedonia erwiderte den Druck nur für einen kurzen Moment. Dann gab sie auf und versuchte nicht mehr, sich in die Höhe zu stemmen. »Ja, Shao, ja, du hast gewonnen. Ich kann nicht fliehen, nicht mehr. Ich weiß auch nicht, weshalb er mich hat entkommen lassen. Er hätte mich immer einfangen können. Ich bin mir selbst nachgelaufen, weil ich mich an diesem Ort hier wie Zuhause fühlte. Hier war etwas…«
»Deine Gestalt auf dem Monitor«, erklärte Bill. »Deshalb bist du gekommen. Aber stimmt es wirklich, daß dich Amos hat laufenlassen, obwohl er dich hätte aufhalten können?«
»Ja, ich habe nicht gelogen. Er hätte die Macht dazu gehabt. Aber er hat es nicht getan.«
Bills nächste Frage galt Shao. »Warum hat er es nicht getan? Ich sehe da keinen Zusammenhang.«
Shao hatte sich wieder normal hingestellt. »Gute Frage, Bill, aber er hat es sicherlich nicht grundlos getan.«
»Nein, das nicht.«
Sheila, die ebenfalls aufgestanden war, trat einen Schritt näher. »Könnte es nicht den Grund einer nun ja, ich weiß nicht so recht, wie ich mich ausdrücken soll. Vielleicht sollte es eine Falle sein. Er hat sie bewußt laufenlassen.«
»Kann man nicht wissen«, sagte ihr Mann. »Zeig mir hier die Falle, Sheila.«
»Noch ist sie offen.«
»Und du meinst, daß sie zuschnappt?«
»Ich denke daran.«
»Er muß sich ihr sicher sein.«
»Oder es läuft auf etwas anderes hinaus«, sagte Shao. »Es ist möglicherweise keine Falle für Sedonia, sondern für eine andere Person. Was haltet ihr von dem Eisernen Engel, wo er doch die Spur aufgenommen hat?«
Schweigen. Erstauntes Schweigen. Bis Bill langsam nickte. »Ja«, sagte er leise. »Ja, das ist gar nicht mal so utopisch. Dann würde Sedonia als Köder benutzt werden.«
»Nicht schlecht«, stimmte Shao zu und setzte ihr kantiges Lächeln auf. »Nur ist keiner von beiden hier.«
»Irrtum!«
Sie hörten den Sprecher, kaum daß Bill seinen Satz beendet hatte. Und wie ein Gespenst erschien plötzlich Amos in der offenstehenden Wohnzimmertür…
***
Die blinde Prinzessin schrie auf. Sie sah ihren Feind natürlich nicht, aber sie hatte ihn gehört, denn er hielt sich in ihrem Rücken auf. Zudem hatte er laut genug gesprochen, und er gab sich sehr siegessicher, als er tiefer in den Raum hineintrat. »Jetzt bin ich hier, und ich bin gekommen, um es endgültig zu einem Ende zu bringen.«
Bill drehte sich vom Sessel weg. Er trat dem anderen entgegen. »Was immer du vorhast, Amos, du solltest damit rechnen, daß es nicht mehr deine Zeit ist und es den Schwarzen Tod, deinen großen Helfer, nicht mehr gibt.«
»Das weiß ich.«
»Also bist du auf dich allein gestellt.«
Amos nickte. »Ich bin auch nicht mehr derselbe wie damals. Ich habe mich verändert, ich sehe anders aus, aber in meinen Adern fließt
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